So soll die Freibad-Saison starten
Viele Bäder brauchen jedoch eine Vorbereitungszeit von rund drei Wochen.
DÜSSELDORF Einer Abkühlung im Sommer steht in Nordrhein-Westfalen trotz der Corona-Krise nichts im Weg. Die Landesregierung hat am Mittwoch beschlossen, dass Freibäder ab dem 20. Mai öffnen dürfen. Ab dem 30. Mai folgen Hallenbäder, Thermen, sogenannte Spaßbäder und Wellness-Einrichtungen. „Nordrhein-Westfalen hat ein klares Signal gesetzt, das begrüßen wir“, sagt Christian Ochsenbauer, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). „Von der Entscheidung sind wir allerdings durchaus überrascht.“
Trotz der Lockerung könnten nicht alle Freibäder am Stichtag öffnen, stellt Ochsenbauer klar. Hintergrund sei die benötigte Vorlaufzeit von etwa drei Wochen, um die technischen Anlagen hochzufahren, die Hygiene von Bade- und Trinkwasser sicherzustellen und neue Saisonarbeitskräfte zu rekrutieren.
Den Betreibern fehle derzeit jedoch eine rechtlich verbindliche Vorgabe für die Hygienemaßnahmen, kritisiert Ochsenbauer. „Das muss schleunigst nachgeholt werden.“Da gesetzliche Rahmenbedingungen fehlten, orientierten sich die Badbetreiber an den Empfehlungen der DGfdB. Demnach soll die Anzahl der Badegäste, die sich gleichzeitig im Bad befinden, reduziert, Warteschlangen vermieden und Vorkehrungen getroffen werden, um die Abstandsregeln in allen Badbereichen einzuhalten. Die DGfdB schlägt etwa vor, Umkleidescheine auszugeben, nur jede dritte Einzeldusche zu nutzen und maximal 60 Menschen in einem 25-Meter-Becken schwimmen zu lassen. Manche Bäder planten zudem, Einzelbahnen mit Hilfe von Leinen abzutrennen und Bahnen für schnelle und langsame Schwimmer einzurichten. Planschbecken und Außenbecken, in denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, würden voraussichtlich geschlossen.
Die Bädergesellschaft Düsseldorf ist nach eigenen Angaben betrieblich innerhalb von zwei Wochen startklar, wie Geschäftsführer Roland
Kettler sagt. Man warte nun auf das Signal der Politik. Die Abstandspflicht von anderthalb Metern sei für die Badeaufsicht jedoch schwer zu kontrollieren, wenn etwa Familienmitglieder aus einem Haushalt im Wasser spielen dürften, andere aber nicht.
Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen sieht dem Stichtag mit gemischten Gefühlen entgegen: „Mit dem Betrieb unter diesen einzigartigen Bedingungen unmittelbar vor einem Feiertag zu beginnen, wird eine große Herausforderung.“Durch den wochenlangen Lockdown seien in den Bädern in NRW bereits „erhebliche Verluste“entstanden, sagt Ochsenbauer.
Sorgen vor einer Infektion mit dem Coronavirus im Wasser sind Experten zufolge unberechtigt. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass das Virus übers Wasser übertragen wird. Auch das Umweltbundesamt teilt diese Einschätzung: Eine direkte Übertragung über das Schwimm- und Badewasser sei „höchst unwahrscheinlich“, heißt es dort. Das Wasser in Frei- oder Hallenbädern unterliege einer ständigen Aufbereitung, sodass ein „weitreichender Schutz“gewährleistet werde. Das dem Wasser zugesetzte Desinfektionsmittel, für gewöhnlich Chlor, töte die potenziellen Krankheitserreger ab.