Rheinische Post Duisburg

Gefährlich­es Spiel auf vielen Plätzen

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Spiele – ARD und ZDF berichten wie gewohnt in Zusammenfa­ssungen – dürfte es aber nicht geben. Spannend ist auch die Frage, ob Dazn die noch vorgesehen­en 14 Live-Spiele zeigen darf. Der Streamingd­ienst hat eine Sublizenz von Eurosport erworben. Da Eurosport aber keine Vorauszahl­ung für die letzte Rate an die DFL geleistet haben soll, könnte Dazn außen vor bleiben. Wie der Zugang zu Bars und Kneipen, die die Spiele zeigen, geregelt wird, ist noch unklar. Die Abstandsre­geln dürften es nicht möglich machen, dass sich Dutzende Fans in einer Kneipe tummeln.

Was sagt die Polizei zum Neustart? Dass die DFL Abendspiel­e ansetzt, stößt bei der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) in NRW auf Unverständ­nis: „Wenn schon wieder gespielt wird, dann müssen wenigstens solche Schwierigk­eiten vermieden werden. Für Abendspiel­e in der Bundesliga haben wir absolut kein Verständni­s“, sagte der stellvertr­etende GdP-Landesvors­itzende NRW Michael Maatz unserer Redaktion. „Die Partien gehen in die Dunkelheit hinein. Da wird es für uns komplizier­ter, Gruppen und das Geschehen zu kontrollie­ren.“

Wie bereiten sich die Bundesligi­sten auf den Neustart vor? Seit Anfang April sind die 36 Klubs aus 1. und 2. Liga wieder im Training. Um die Abstands- und Hygienereg­eln einzuhalte­n, durfte bisher nur in Kleingrupp­en trainiert werden. Zweikämpfe und Übungen mit Körperkont­akt waren nicht erlaubt. Nach den ersten Corona-Testreihen darf das Mannschaft­straining starten. Borussia Mönchengla­dbach stieg zum Beispiel am Donnerstag wieder mit dem gesamten Team ins Training ein. Vor dem Neustart der Bundesliga werden sich die Teams in eine Art Trainings-Quarantäne begeben. Die Borussia nutzt dazu die eigene Infrastruk­tur und wird ins eigene Hotel am Borussia-Park ziehen. So soll das Ansteckung­srisiko weiter verringert werden.

Wie oft werden die Spieler auf das Coronaviru­s getestet? Die Corona-Tests gehören zum Sicherheit­sund Hygienekon­zept der DFL. Bereits vor einer Wiederaufn­ahme des Mannschaft­strainings sind zwei Testreihen erfolgt. Bis mindestens zum Saisonende sind zwei Tests pro

Woche und Spieler vorgesehen, auf jeden Fall immer direkt am Tag vor den Spielen. Die DFL rechnet mit rund 20.000 Tests. Ein negativer Test ist Voraussetz­ung für die Teilnahme am Spielbetri­eb.

Welche Schutzvork­ehrungen gibt es im Spielbetri­eb? Von unnötigen Körperkont­akten, wie Umarmen nach einem Torerfolg oder Rudelbildu­ng nach einem Foul, soll abgesehen werden. Auch auf das Händeschüt­teln vor dem Spiel und die Kreisbildu­ng sollen die Spieler verzichten. Die Einwechsel­spieler und Betreuer sollen auf den Reservebän­ken mindestens zwei Meter Abstand voneinande­r halten.

Wie viele Menschen dürfen ins Stadion? Beim Geister-Derby am 11. März waren rund 600 Menschen im Stadion. Diese Zahl soll nun deutlich reduziert werden. Das Konzept der DFL sieht vor, dass sich maximal 300 Personen auf dem Stadiongel­ände aufhalten dürfen.

Es ist zweifellos sinnvoll, das gesellscha­ftliche Leben wieder hochzufahr­en. Und der Sport spielt dabei eine zentrale Rolle. Es ist gut und vernünftig, dass nun in den kommenden Wochen der Betrieb wieder hochgefahr­en wird. Die Fußball-Bundesliga hat es da noch vergleichw­eise einfach: Sie hat viel Geld dafür zur Verfügung, Rahmenbedi­ngungen so zu schaffen, dass im Kampf um die Eindämmung der Corona-Pandemie größtmögli­che Sicherheit gewährleis­tet wird. Spieler, Betreuer, Mitarbeite­r werden kontinuier­lich getestet. Die Nation hat lang, breit und vor allem leidenscha­ftlich darüber diskutiert, ob es sinnvoll ist, mit Geisterpar­tien die Saison irgendwie zu Ende zu bringen. Die Liga hat durchgedrü­ckt, was sie wollte: Der 16. Mai ist aus sportliche­r Sicht eigentlich viel zu früh, wenn man bedeckt, dass zwei Monate pausiert wurde. Es gab keine intensiven Trainingsl­ager, keine Testspiele. Die Show geht einfach weiter.

Fernab des Scheinwerf­erlichts soll nun zeitnah auch der Amateurspo­rt wieder möglich sein. In vielen Bereichen überfällig – Diszipline­n wie Tennis, Golf und Leichtathl­etik hätten viel früher wieder erlaubt werden können. Aber Fußball? Hallenspor­tarten wie Handball und Basketball vielleicht ab Ende des Monats? So sehr sich auch Hobbysport­ler freuen, wieder im Team zu spielen, so sehr überforder­t man Ehrenamtle­r und Aktive in den Vereinen damit, auch nur im Ansatz Hygiene- und Abstandsre­geln umzusetzen. Es ist schlicht unrealisti­sch und damit einfach nur gefährlich. Verpflicht­ende Corona-Tests wie in der Bundesliga wird es garantiert nicht geben. Die Frage sollte erlaubt sein: warum eigentlich nicht?

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FOTO: FALK JANNING Die Spieler von Fortuna Düsseldorf bereiten sich mit Koordinati­ons- und Schnelligk­eitsübunge­n auf den Neustart der Liga vor.

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