„Nur die Geschäfte aufzumachen, reicht nicht“
City-Managerin Dagmar Bungardt spricht über die Gefühlslage der Duisburger Geschäftsinhaber – und ihre eigene.
Dagmar Bungardt ist Duisburgs City Managerin. Ihre Hauptaufgaben besteht darin, mit allen Innenstadtakteuren und dem Einzelhandel ins Gespräch zu kommen, Probleme aufzugreifen und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Für sie ist wichtig, die beiden Standorte Innenstadt und Innenhafen zu verbinden, um so für beide eine höhere Frequenz zu erreichen. Die gebürtige Duisburgerin hat bei ihrer über 20-jährigen Tätigkeit bei der früheren Innenhafen-Entwicklungsgesellschaft vielfältige Erfahrungen gesammelt, aber die Corona-Krise stellt all ihre bisherigen Erfahrungen in den Schatten.
Frau Bungardt, wie schätzen Sie die aktuellen Lockerungsmaßnahmen ein?
DAGMAR BUNGARDT: Zum einen ist der Einzelhandel froh, endlich wieder aufmachen zu können. Zum anderen haben wir keinerlei Erfahrung, wie die Kunden auf dieses Angebot in der Corona-Krise reagieren werden. Ich vermute, die Duisburger werden abwarten. Wir haben in vielen Betrieben Kurzarbeit. Das heißt, die Familien haben weniger Geld zur Verfügung. Ich spüre eine gemischte Stimmung, denn keiner weiß, wie es weitergeht.
Gerade der Einzelhandel wie auch die Gastronomie sind besonders betroffen. BUNGARDT: Ja, weil die Schließungen so unterschiedlich waren. Die Gastronomie, wie wir sie im Innenhafen haben und die bei Gästen sehr beliebt ist, musste komplett schließen. Nun hoffen wir, dass diese Branche ebenfalls die Möglichkeit bekommt, ihre Betriebe allmählich wieder hochzufahren. Den Textilgeschäften beispielsweise fehlt der Umsatz aus der Frühjahrssaison. Andere Geschäfte befinden sich mit Produkten des alltäglichen Bedarfs in einer gewissen Komfortzone. Andere wiederum mussten die Einschränkungen notgedrungen hinnehmen und haben sich auf andere Talente besonnen. Sie zeichnen sich durch besondere Kreativität wie Dienstleistungen aus und signalisieren nach außen ihre Präsenz und ihre Verlässlichkeit trotz Corona. Ganz nach dem Motto: Wir sind weiterhin für unsere Kunden da. Das ist schon einmalig.
Welchen Tipp haben Sie für die Duisburger Kundschaft parat?
BUNGARDT: Ich denke, jetzt ist es ganz wichtig, den örtlichen Handel zu stützen und mit kleinen Einkäufen zu stärken. Wir müssen unser Verhalten ändern. Daher mein Tipp: Leute, geht in die Stadt, kauft nicht online. Wir haben so viele tolle Geschäfte und so engagierte Kaufleute mit ihren Mitarbeitern im Einzelhandel wie auch Mitarbeiter in den großen Läden. Alle warten jetzt auf ein Wiedersehen mit ihren Kunden. Die wichtigste Botschaft geht an die Kunden, jetzt gezielt vor Ort einzukaufen, auch wenn man das Portemonnaie im Auge behalten wird. Unsere Duisburger Geschäftsleute brauchen jetzt die Solidarität ihrer Kunden.
Sind die Hygieneauflagen für Kunden und Mitarbeiter vertretbar?
BUNGARDT: In jedem Fall. Zum eigenen Schutz und zum Schutz anderer. Die Geschäftsleute sind sehr gut vorbereitet, haben entsprechende Abstandsmarkierungen gemacht und bieten Desinfektion an. Wir müssen nach vorne schauen. Was wir jetzt alle brauchen, ist Geduld und Disziplin im Umgang miteinander. Unser aller Optimismus ist jetzt wichtig.
Duisburg ist lebendig. Planen Sie schon Veranstaltungen? BUNGARDT: Corona hat uns allen eine harte Zäsur gebracht, so dass wir nicht sofort an alte Zeiten anknüpfen werden. Die Zeit nach Corona wird nicht einfach werden und hängt von den weiteren Lockerungsmaßnahmen ab. Danach richten sich unsere Planungen im Veranstaltungsbereich. Wir werden daran arbeiten, Duisburger und auswärtige Gäste mit unseren Festen und Veranstaltungen, soweit sie unter den Vorsichtsmaßnahmen möglich sind, wieder zu begeistern. Wir alle brauchen Zeit, denn jeder reagiert individuell. Ich glaube daran, dass wir durch unsere Solidarität und unseren Zusammenhalt die Krise meistern werden, wenn wir uns weiter auf unsere Stärken besinnen.