Balkonien, wir kommen!
Urlaub hat nichts mit Reisebeschränkungen, sondern mit Einstellung zu tun, findet unser Autor. Ein Essay.
Man braucht sich nichts vorzumachen. Diese ganze Corona-Nummer geht den Allermeisten jetzt schon tierisch auf die Nerven. Die Freunde treffen? Verboten. Oma im Pflegeheim besuchen? Nur unter Auflagen möglich. Einkaufen? Nur mit Maske. Die nächste Pizza beim Lieblingsitaliener? Frühestens am Montag. Natürlich haben diese Einschränkungen ihre Berechtigung. Schließlich geht es um die Gesundheit aller. Aber viele empfinden sie trotzdem als nervig. Schließlich sind sie einschneidender als alles, was die meisten von uns in ihrem Leben bislang erlebt haben.
Schaut man sich die Diskussionen der vergangenen Wochen an, ist neben Schulen, Bundesliga und Geschäftsöffnungen ein Thema besonders häufig in den Fokus gerückt: der liebe Urlaub. Wann öffnen die Grenzen wieder? Urlaub an der Nordsee? Ist das möglich? Italien stellt Glaskästen auf den Strand. Tolle Idee. Da muss doch was gehen?
Bei allem Verständnis für das Fernweh der Deutschen: Ist das eine Diskussion, die jetzt geführt werden muss? Die Reisebranche wird das bejahen, so viel ist klar. Aber alle anderen? Sind Reisen nicht der Luxus, auf den man in einer solch beispiellosen Krise am ehesten verzichten kann?
Zumal es gar keine Reise braucht, um Urlaub machen zu können. Denn mal ehrlich: Was ist Urlaub überhaupt? Jeder definiert ihn für sich doch anders. Action? Die gibt es auch im Kletterpark oder auf der Wasserskianlage. Wenn es nur um die Erholung geht: Die kann man auch in Duisburg finden. Man muss sich nur darauf einlassen. Urlaub ist weniger eine Frage von Reisebeschränkungen, denn eine der Einstellung. Haben Sie sich in den vergangen Tagen mal in Duisburg umgeschaut? Überall in der Stadt finden sich Orte, an denen man Abschalten und „mal raus kommen“kann. Die Walsumer Rheinaue zum Beispiel. Auch dort lässt es sich stundenlang spazieren. Denken Sie sich einfach an ihren geliebten Nordseestrand. Der ist im nächsten Jahr auch noch da. Das eine Jahr überstehen Sie, ganz sicher!
Außerdem sind da Orte wie der Landschaftspark mit seinen vielen Ecken, in denen man Ruhe finden kann. Oder der Botanische Garten in Duissern mit seiner Blumenpracht. Oder die Heinrich-Hildebrand-Höhe mit Tiger & Turtle und ihrem unvergleichlichen Rundumblick über den Duisburger Süden. Oder der Rheinpark mit seinen Sandstränden. Oder, oder, oder...
Dass der Vergleich ein wenig hinkt, ist klar. Natürlich hat Urlaub auch mit Fernweh zu tun, mit fremden Kulturen, fremdem Essen, dem Erleben von Neuem. Das nachzubilden wird in Duisburg schon schwieriger. Aber ein gutes Buch, ein Reiseführer vielleicht oder etwas seichte Lektüre mit exotischen Schauplätzen hilft dabei, dieses Jahr zu überstehen. Sollten Sie Wert auf exotische Küche legen: Warum probieren Sie sich nicht einfach aus? Kochbücher gibt es ohne Ende. Übung macht den Meister. Und wenn Sie jemand nach Ihrer frisch erwachten Begeisterung fürs Kochen fragt, sagen Sie einfach: „Bildungsurlaub“.
Auch in Walsum lässt es sich stundenlang am Strand spazieren. Nur eben am Rheinufer.