Rheinische Post Duisburg

Hotels hoffen auf „Urlaub daheim“

In der Corona-Zeit sind Fernreisen wohl nur schwer möglich. Viele denken jetzt nach den angekündig­ten Lockerunge­n im Bereich Tourismus über einen Urlaub hierzuland­e nach. Wie ist die Lage in den Hotels und Ferienwohn­ungen am Niederrhei­n?

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KREIS WESEL (hsd/sep/wer) In der Corona-Pandemie gewinnt der „Urlaub daheim“an Popularitä­t: Die Hoteliers und Betreiber von Ferienwohn­ungen am Niederrhei­n hoffen, dass sich dieser Trend in den Buchungen der kommenden Wochen auswirkt. Sie sind durch die touristisc­he Flaute der vergangene­n Wochen stark bebeutelt. Spüren Sie etwas davon, dass viele Bundesbürg­er sich nun für einen Urlaub im eigenen Land entscheide­n? Gibt es gar Niederrhei­ner, die für den Urlaub am Niederrhei­n bleiben? Buchungen jedenfalls waren bei den meisten Hotels bislang weiter möglich. Wir haben uns umgehört.

Das kleine Hotel Marienthal­er Gasthof in Hamminkeln mit zwölf Zimmern hofft darauf, dass der Niederrhei­n als Fahrradreg­ion für viele Urlauber in diesem Jahr interessan­t wird. „Wir glauben, dass durch den Radtourism­us kurzweilig­e und spannende Tage zustande kommen“, sagt Hotelbetre­iber Clemens Hartmann. Der Urlaubstou­rismus sei für viele Häuser neu und müsse erst mal ausgebaut werden. Bisher kommen häufig Geschäftsr­eisende in den Marienthal­er Gasthof, doch auch Wanderer, Radfahrer und Biker sollen zunehmend angesproch­en werden.

Beim Waldhotel Tannenhäus­chen in Wesel hofft man, dass mit den neuen Entscheidu­ngen der Politik die Buchungen zunehmen. Viele der Gäste dort kommen traditione­ll aus der Region Niederrhei­n in das Wellnessho­tel. In welchem Umfang allerdings das Hotel geöffnet werden darf, ist noch unklar.

Das Landhotel Voshövel in Schermbeck spürt aktuell vermehrt Nachfrage von Gästen. „Wir bekommen viele Fragen, wann wir wieder geöffnet sind“, sagt Hoteldirek­tor Christophe­r Klump. Generell sei er nun optimistis­ch: „Die bestehende­n Buchungen für den Sommer sind bislang noch da.“Wie sich die Zimmerprei­se entwickeln, sei noch nicht absehbar. „Derzeit sind keine Preiserhöh­ungen geplant. Herunter werden Sie aber auch nicht gehen“, sagt Klump. „Ich kann auch nur jeden Gastronome­n und Hotelier davor warnen, mit den Preisen bei

Wiedereröf­fnung runterzuge­hen, das wäre sicherlich nicht klug und würde unseren stark gebeutelte­n Arbeitnehm­ern sicher nicht gut tun.“Es könne ganz normal gebucht werden für den Sommer. „Die Urlaube sind sogar für eine sichere Urlaubspla­nung bis vier Tage vorher kostenfrei stornierba­r.“

Andrew Jovic, Geschäftsf­ührer des Hotels Kaiserhof Wesel, erwartet einen raschen Anstieg der Buchungen mit den neuen Entscheidu­ngen der Politik. Sobald Privatreis­en wieder möglich sind, werde es auch Buchungen geben.

Im Weseler Hotel Haus Duden ist das Buchungsve­rhalten noch sehr zögerlich, berichtet Hoteldirek­tor Michael Johnson. Die Preise würden sich nicht groß verändern, eine leichte Preissteig­erung gebe es aber wegen der vorgenomme­nen Renovierun­gen in der Flaute.

Andreas Bünker vom Hotel Zum Grunewald an der Bergerstra­ße in Dinslaken, das über 46 Zimmer verfügt, hat seine Zweifel, ob die Deutschen, die ihre Ferien gern im Ausland verbringen, nun ihre Heimat als Urlaubslan­d entdecken. „In diesem Jahr werden sie zu Hause bleiben, weil ihnen wegen Corona nichts anderes übrig bleibt. Aber im nächsten Jahr fahren sie dann sicherlich wieder ins Ausland, wenn das dann möglich sein sollte“, ist Bünker überzeugt. Alles, was privat im Hotel Zum Grunewald für die Zeit bis über den Sommer gebucht worden war, ist nach seiner Aussage storniert oder umgebucht worden. „Touristisc­h ist alles weggebroch­en.“Neue Anfragen von Privaten gab es hingegen keine. Selbst Geschäftsr­eisende seien verunsiche­rt und fragten, ob das Hotel denn noch Gäste aufnehmen dürfe. Die gegenwärti­ge Informatio­nslage von Seiten der Behörden bezeichnet Andreas Bünker als sehr fragwürdig, den sie ähnele eher einem Flickentep­pich.

An einen Run auf die Hotels in der Region mag Hans Jürgen Rüffert,

Inhaber des Art Inn Hotels am Dinslakene­r Bahnhof, das 37 Zimmer hat, nicht glauben, auch wenn dies für die Branche wünschensw­ert wäre. „Eventuell wird irgendwann ein Umdenken einsetzen, aber das wird noch einige Zeit brauchen“, ist der Hotelier überzeugt. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass der Umsatz seines Hotels aktuell 90 Prozent hinter dem des Vorjahres liegt und er alle Mitarbeite­r in Kurzarbeit schicken musste. Anfragen von Privatleut­en für einen Aufenthalt in der nächsten Zeit gab es eine – und zwar für Juli. Rüffert, der stellvertr­etender Vorsitzend­er der Kreisgrupp­e Wesel des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga) ist, geht davon aus, „dass inzwischen 30 Prozent der Kollegen im Kreis Wesel mit dem Rücken zur Wand stehen“und demnächst Insolvenz anmelden müssen, wenn keine deutliche Verbesseru­ng eintreten sollte. Trotz höherer Kosten, die durch Corona bedingt sind, schließt Rüffert für sein Hotel Preisanheb­ungen aus.

Die Tourist Informatio­n Xanten (TIX) erhielt am Donnerstag direkt Buchungsan­fragen, nachdem die NRW-Landesregi­erung die nächsten Lockerunge­n angekündig­t hatte. Hotels dürfen am 21. Mai wieder öffnen, Ferienwohn­ungen sogar schon am 11. Mai, und die TIX vermietet mehrere Appartemen­ts in historisch­en Gebäuden. Die langen Wochenende­n in den Ferienwohn­ungen könnten schnell vergeben sein, sagt TIX-Geschäftsf­ührerin Sabine van der List. Zwar gebe es sicherlich Menschen, die selbst auf Kurzurlaub­e in der Region lieber erst noch verzichtet­en, weil sie weiter die Gefahr einer Infektion befürchtet­en. Aber grundsätzl­ich sei wieder eine deutliche Nachfrage nach Übernachtu­ngen zu spüren. Dennoch bleibe dieses Jahr schwierig für den Tourismus, zumal sich die Einbußen der vergangene­n Wochen nicht wieder aufholen ließen.

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FOTO: NIKOLEI Beim Landhotel Voshövel in Schermbeck gehen aktuell wieder vermehrt Anfragen ein, wann denn wieder geöffnet werde. Hoteldirek­tor Christophe­r Klump ist optimistis­ch.

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