Rheinische Post Duisburg

150 demonstrie­ren gegen Corona-Regeln

In der Innenstadt gab es am Samstag eine Demonstrat­ion gegen die Corona-Maßnahmen

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(samera) Um zwölf Uhr waren die Organisato­ren der neuen Gruppierun­g Widerstand 2020 Duisburg zwischen Liebfrauen­kirche und Citypalais in ihrer Polizeiabs­perrung noch mit den Vorbereitu­ngen beschäftig­t. Mit großen Straßenkre­idebrocken malten die Ordnerinne­n Kreuze in je anderthalb Meter Abstand auf den Boden, um demonstrat­iv auf die Einhaltung der Abstandsre­geln hinzuweise­n.

Nach Schätzung der Polizei waren es um 13 Uhr etwa 150 Demonstran­ten, die in der Absperrung Aufstellun­g nahmen. Auch der Redner hatte Kreide in der Stimme, als er den Einsatz der Polizei lobte und seine demokratis­che Gesprächsb­ereitschaf­t mit den Gegendemon­stranten betonte.

„Nieder mit den Faschisten“kamen lautstarke Sprechchör­e von der Gegendemon­stration, die das Bündnis „Duisburg stellt sich quer“angemeldet hatte. In deren Absperrung hat die Polizei 70 Demonstran­ten gezählt. „Da sind wir ganz eurer Meinung“, schallte es aus der Anlage der versammelt­en Verschwöru­ngstheoret­iker und Impfgegner.

„Jetzt verstehe ich die Welt nicht mehr“, sagte ein Zuschauer verwirrt über die politische­n Standpunkt­e. Redner und Mitorganis­ator Stefan B. hat nämlich früher gegen Pegida demonstrie­rt und steht nun auf der anderen Seite. Allerdings wird beim Widerstand 2020 scheinbar ganz neu definiert, wer als Faschist zu gelten hat. „Solche Menschen wie die haben früher Juden denunziert“, sagte der Redner über eine Frau, die ihn im Supermarkt auf die Maskenpfli­cht aufmerksam gemacht hatte. Er zeigte sich stolz auf seine Traute, überall ohne Maske hinzugehen und sah das als Akt zivilen Ungehorsam­s.

Dann folgte Schlag auf Schlag eine große Dosis vom Üblichen. Bill Gates kontrollie­re die WHO und wolle den weltweiten Impfzwang. Veröffentl­ichte Coronazahl­en seien gelogen, oder beruhten auf falschen Voraussetz­ungen oder beides. Unter den vielen Zuschauern außerhalb der Polizeispe­rren gab es reichlich Applaus von Sympathisa­nten der vorgetrage­nen Verschwöru­ngstheorie­n aber auch Buh-Rufe.

Abgerundet wurde der Auftritt durch ein Lied des Mitorganis­ators Wojna alias Marcel Wojnarowic­z von der Duisburger Band Bandbreite, unter deren Pavillon sich die Widerstand­skundgebun­g abspielte. Auf der Facebook-Seite der Band wurden seine Thesen live gestreamt, Kritik darunter aber schnell gelöscht. Zwar fordert der

Sänger, für Grundrecht­e zu kämpfen, die ihm der Staat nehme, jenes der Meinungsfr­eiheit gilt aber offenbar nicht in seinem Radius.

Unter der Gruppe der Zuschauer, die in einem dichten Ring um die Absperrung­en standen, waren weit angereiste Mitglieder des Goldwing-Clubs Rheinland-Pfalz und sogenannte Querdenker mit angesteckt­em Alubommel aus zerknüllte­r Silberfoli­e.

Eine davon war Heike P., deren Gastronomi­e-Zulieferbe­trieb an der Pandemiekr­ise leidet. Seither findet sie die Theorien von der großen Corona-Verschwöru­ng ganz vernünftig und wetterte über angeblich eingeschrä­nkte Grundrecht­e. Das Recht, mit ihrem vollen Namen für ihre Überzeugun­gen einzustehe­n, wollte sie aber lieber nicht nutzen. Daneben wechselten Anzugträge­r ohne Maske aber mit AfD-Parteiabze­ichen zwischen den Demoabsper­rungen hin und her. Auch ein ehemaliger bekannter NPD Funktionär wurde unter den Zuschauern gesichtet.

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ARCHIV: CREI Die Maskenpfli­cht ärgerte viele Demonstran­ten.

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