Rheinische Post Duisburg

MIt dem Pestarzt auf Visite im Moerser Musenhof

Der Museumsson­ntag im und am Grafschaft­er Museum fand unter strengen Auflagen statt. Im Musenhof wurde an die mittelalte­rliche Pest erinnert.

- VON JUTTA LANGHOFF

MOERS Seit 1978 öffnen die deutschen Museen im Mai kostenlos ihre Tore für Besucher mit Sonderführ­ungen, Blicken hinter die Kulissen und anderen spannenden Aktionen. Doch in diesem Jahr war alles anders. So auch in Moerser Schlossmus­eum. Normalerwe­ise herrscht dort an diesem Tag ein reges Besuchertr­eiben, diesmal durften jedoch nur höchstens 50 Besucher auf einmal die Ausstellun­gsräume betreten, und das auch nur mit Abstand und Mundschutz­masken. Auch die sonst so beliebten persönlich­en Führungen fielen diesmal aus.

Ganz ohne entspreche­nde Informatio­nen mussten die Besucher aber dennoch nicht bleiben. Nachdem in den letzten Jahren schon die Gräfin Walburga von Neuenahr-Moers in einer lebensgroß­en 3D-Präsentati­on das Schlossleb­en in Moers des 16. Jahrhunder­ts lebendig werden ließ, haben Museumslei­terin Diana Finkele und ihr Team die digitalen Informatio­nsmöglichk­eiten jetzt noch weiter ausgebaut. Anhand von 21 kleinen Filmen konnten sich die Besucher am Sonntag per Smartphone über Ausstellun­gsbereiche wie zum Beispiel alte römische Relikte, mittelalte­rliche Berufe, Ernährungs­gewohnheit­en und Kleidervor­schriften oder über die vor 400 Jahren erbaute Festungsan­lage informiere­n. Ein Service, den man zukünftig als virtuellen Museumsrun­dgang

„Wir wollten Eltern, Kinder und Großeltern für die Schutzmaßn­ahmen

sensibilis­ieren“

auch im Internet von zu Hause aus genießen kann.

Parallel zum Besuch des Schlosses öffnete die mittelalte­rliche Spielund Lernstadt im Grafschaft­er Musenhof ihre Tore. Sie verzeichne­te mit rund 2800 Besuchern am letzten Museumsonn­tag einen Rekord. Leider war der Einlass diesmal ebenfalls begrenzt und mit zahlreiche­n Verhaltens­regeln versehen. Und das nicht nur wegen Corona. In der mittelalte­rlichen Spielstadt herrschte nämlich... die Pest. Natürlich nur fiktiv. „Wir wollten Eltern, Kinder und Großeltern damit für die derzeitige­n Schutzmaßn­ahmen sensibilis­ieren“, erklärte Diana Finkele das mittelalte­rliche Szenario. Dem entspreche­nd durfte in den insgesamt sechs Häusern und dem Turm dort nichts berührt werden. Stattdesse­n gab es jedoch eine spannende, von der Uni Duisburg-Essen konzipiert­e, berührungs­freie Quiz-Rally zum

Thema „Pest“, die nicht nur die kleinen Besucher interessan­t fanden.

Eine weitere Museumssta­tion war das kleine Felke-Museum im Repelener Jungbornpa­rk. Hier waren die Besucher eingeladen, sich anhand zahlreiche­r Bild- und Schriftdok­umente über das naturheilk­undliche Wirken des einstigen Replener Pfarrers Emanuel Felke zu informiere­n, der das vor mehr als 100 Jahren noch nicht zu Moers gehörige, kleine Örtchen „Repelen“mit seiner auf Lehmbädern basierende­n Heiltherap­ie damals zu einem internatio­nal bekannten Kurort gemacht hat. Neben Informatio­nen zu „Lehmpastor“Emanuel Felke selber konnten sich die Besucher außerdem über den rund um das Museum angelegten Kräuter – und Heilpflanz­engarten informiere­n und dann je nach Lust und Laune anschließe­nd den nahe gelegenen Barfußpfad im Park besuchen.

Grafschaft­er Museum

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 ?? Museumslei­terin Siana Finkele mit
dem „Pestdoktor“Mitch Bohndörfer.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Museumslei­terin Siana Finkele mit dem „Pestdoktor“Mitch Bohndörfer.

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