Rheinische Post Duisburg

RKI startet Corona-Studie mit 8000 Teilnehmer­n

- VON PHILIPP JACOBS

KUPFERZELL In der Carl-Julius-Weber-Mehrzweckh­alle in Kupferzell findet allerlei statt. Sportwettk­ämpfe als auch der traditione­lle „Theaterbes­en“des örtlichen Musikverei­ns. Seit Dienstag kommt nun eine bedeutende Pressekonf­erenz in dieser Krise dazu: Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in der Halle seine Corona-Studie vorgestell­t, die in Kupferzell beginnen soll. „Wir wollen weitere Antworten auf Fragen rund um das Virus und seine Verbreitun­g geben können“, sagte Thomas Lampert, Leiter der Abteilung für Epidemiolo­gie und Gesundheit­smonitorin­g am RKI.

Die Forscher wollen untersuche­n, bei wie vielen Menschen sich Antikörper auf das Coronaviru­s nachweisen lassen und wie hoch der Anteil von Infektione­n ohne Krankheits­symptome ist. Auch soll geklärt werden, ob manche Personengr­uppen häufiger von einer Infektion betroffen sind und wie oft eine Erkrankung so schwer verläuft, dass die Betroffene­n im Krankenhau­s oder auf der Intensivst­ation behandelt werden müssen.

Kupferzell ist der erste Untersuchu­ngsort der geplanten Studie. Das

RKI will 2000 Menschen vor Ort erreichen. Insgesamt sollen in verschiede­nen Gemeinden in Deutschlan­d 8000 Menschen untersucht werden. Eine Auswahl der Teilnehmer erfolgt per Zufall durch das Gesundheit­samt. Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig, wenngleich man sich nicht freiwillig melden kann. „Im März war die Gemeinde Kupferzell von einer hohen Zahl an Neuinfekti­onen besonders stark betroffen und wurde so zu einem der Hotspots im Hohenlohek­reis“, sagte Christoph Spieles, Bürgermeis­ter der Gemeinde.

Die Gegebenhei­ten vor Ort seien für eine solche Studie ideal, betonte das RKI. Sowohl die Einwohnerz­ahl als auch die relativ isolierte Lage im ländlichen Raum im Gegensatz zu einer Großstadt passten sehr gut zu den Voraussetz­ungen, hieß es. Die Untersuchu­ngen sollen in einem mobilen Studienzen­trum stattfinde­n. Bei jedem Teilnehmer sind jeweils eine Blutentnah­me, ein Rachenabst­rich sowie eine Befragung unter anderem zu Vorerkrank­ungen und Gesundheit­sverhalten vorgesehen. Das Blut wird auf Antikörper gegen das Coronaviru­s untersucht, die eine durchgemac­hte Infektion anzeigen können. Im Rachenabst­rich wird mit einem herkömmlic­hen PCR-Test direkt nach dem Virus gesucht, um eine mögliche aktuelle Infektion festzustel­len. Bis die Ergebnisse der Studie vorliegen, werde es mehrere Wochen dauern.

Eine derartige Untersuchu­ng des RKI wird von Wissenscha­ftskreisen seit Langem gefordert. Der Bonner Virologe Hendrick Streeck hatte zuletzt in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg eine ähnliche Studie durchgefüh­rt. Kritik gab es dabei aber vor allem an der Übertragba­rkeit auf die gesamte Bundesrepu­blik und an der Präsentati­on der Zwischener­gebnisse. NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann

(CDU) kündigte vergangene Woche eine weitere Studie in Heinsberg an. Sie solle klären, wie lange eine Immunität bei Corona-Patienten anhält. Die Landesregi­erung prüfe gerade, ob sie die Studie finanziell unterstütz­t.

Das RKI wiederum plant eine bundesweit­e repräsenta­tive Antikörper-Studie im September. Dann soll mit den Tests von rund 30.000 Personen aus rund 14.000 Haushalten begonnen werden. Mit Ergebnisse­n sei im Oktober oder November zu rechnen, hieß es. Im April hatte das Institut noch mitgeteilt, die Studie starte im Mai.

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