RKI startet Corona-Studie mit 8000 Teilnehmern
KUPFERZELL In der Carl-Julius-Weber-Mehrzweckhalle in Kupferzell findet allerlei statt. Sportwettkämpfe als auch der traditionelle „Theaterbesen“des örtlichen Musikvereins. Seit Dienstag kommt nun eine bedeutende Pressekonferenz in dieser Krise dazu: Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat in der Halle seine Corona-Studie vorgestellt, die in Kupferzell beginnen soll. „Wir wollen weitere Antworten auf Fragen rund um das Virus und seine Verbreitung geben können“, sagte Thomas Lampert, Leiter der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring am RKI.
Die Forscher wollen untersuchen, bei wie vielen Menschen sich Antikörper auf das Coronavirus nachweisen lassen und wie hoch der Anteil von Infektionen ohne Krankheitssymptome ist. Auch soll geklärt werden, ob manche Personengruppen häufiger von einer Infektion betroffen sind und wie oft eine Erkrankung so schwer verläuft, dass die Betroffenen im Krankenhaus oder auf der Intensivstation behandelt werden müssen.
Kupferzell ist der erste Untersuchungsort der geplanten Studie. Das
RKI will 2000 Menschen vor Ort erreichen. Insgesamt sollen in verschiedenen Gemeinden in Deutschland 8000 Menschen untersucht werden. Eine Auswahl der Teilnehmer erfolgt per Zufall durch das Gesundheitsamt. Die Teilnahme an der Studie ist freiwillig, wenngleich man sich nicht freiwillig melden kann. „Im März war die Gemeinde Kupferzell von einer hohen Zahl an Neuinfektionen besonders stark betroffen und wurde so zu einem der Hotspots im Hohenlohekreis“, sagte Christoph Spieles, Bürgermeister der Gemeinde.
Die Gegebenheiten vor Ort seien für eine solche Studie ideal, betonte das RKI. Sowohl die Einwohnerzahl als auch die relativ isolierte Lage im ländlichen Raum im Gegensatz zu einer Großstadt passten sehr gut zu den Voraussetzungen, hieß es. Die Untersuchungen sollen in einem mobilen Studienzentrum stattfinden. Bei jedem Teilnehmer sind jeweils eine Blutentnahme, ein Rachenabstrich sowie eine Befragung unter anderem zu Vorerkrankungen und Gesundheitsverhalten vorgesehen. Das Blut wird auf Antikörper gegen das Coronavirus untersucht, die eine durchgemachte Infektion anzeigen können. Im Rachenabstrich wird mit einem herkömmlichen PCR-Test direkt nach dem Virus gesucht, um eine mögliche aktuelle Infektion festzustellen. Bis die Ergebnisse der Studie vorliegen, werde es mehrere Wochen dauern.
Eine derartige Untersuchung des RKI wird von Wissenschaftskreisen seit Langem gefordert. Der Bonner Virologe Hendrick Streeck hatte zuletzt in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg eine ähnliche Studie durchgeführt. Kritik gab es dabei aber vor allem an der Übertragbarkeit auf die gesamte Bundesrepublik und an der Präsentation der Zwischenergebnisse. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
(CDU) kündigte vergangene Woche eine weitere Studie in Heinsberg an. Sie solle klären, wie lange eine Immunität bei Corona-Patienten anhält. Die Landesregierung prüfe gerade, ob sie die Studie finanziell unterstützt.
Das RKI wiederum plant eine bundesweite repräsentative Antikörper-Studie im September. Dann soll mit den Tests von rund 30.000 Personen aus rund 14.000 Haushalten begonnen werden. Mit Ergebnissen sei im Oktober oder November zu rechnen, hieß es. Im April hatte das Institut noch mitgeteilt, die Studie starte im Mai.