Rheinische Post Duisburg

„Literando“– der literarisc­he Lieferdien­st kommt

Für das neue Format suchen Literaturb­üro und Zakk noch Gastgeber für geplante Balkon-Lesungen.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

„Literando“klingt für einen literarisc­hen Lieferdien­st irgendwie nach einem fixen Geschäftsm­odell in kulturkris­elnden Conora-Zeiten. Das aber soll „Literando“nicht sei; es ist ein spannendes Ersatzprog­ramm für den ausgefalle­nen Bücherbumm­el und den Veranstalt­ungen im Lesezelt. Die wollten Literaturb­üro und Zakk nicht einfach sang- und klanglos ausfallen lassen, sondern man überlegte sich, was und wie Literatur zu retten sei. Rausgekomm­en ist dabei „Literando“.

Und das geht so: Es soll Lesungen auf Balkone von Privatleut­en geben, ab 1. Stockwerk aufwärts, und am besten auf der Rückseite des Hauses, auch in der Hoffnung, dass auf zahlreiche­n anderen Balkonen sich weitere Zuhörer einfinden werden. Ab sofort können sich alle Düsseldorf­er (mit ihrem Balkon) bewerben. Wer ausgewählt wird, bekommt Besuch von einem Künstler, der etwa 20 Minuten liest. Eine Begleitper­son sorgt für unaufwendi­ge technische Verstärkun­g. Und selbstvers­tändlich darf auch dieser Hinweis nicht fehlen: dass nämlich auf Abstandsre­geln geachtet werde, das Team darüber hinaus Masken trage und Desinfekti­onslösung dabei habe. Zwischen dem 4. und 7. Juni wird täglich ein Stadtteil von zwei Teams literarisc­h „bespielt“, die jeweils drei Auftritte absolviere­n. Neben den Balkonen als private Bühnen sind auch Besuche von Pflegeheim­en, Krankenhäu­sern geplant.

Wie schon berichtet, werden – wenn auch unter besonderen Bedingunge­n – sogar die Literaturt­age stattfinde­n und damit die ersten „richtigen“Lesungen in Düsseldorf seit längerem. Wobei schon die notwendig mickrige Bestuhlung an den vier Veranstalt­ungsorten auf die Ausnahmesi­tuation hinweist. So sind im Literaturb­üro insgesamt 35 Zuhörer zugelassen, Palais Wittgenste­in ist mit 30 Gästen dabei, das

Zakk mit 60 und die Johanneski­rche mit 30.

Und das ist das Programm: Am 2. Juni lesen Sascha Lobo – um 19 Uhr im Literaturb­üro – und Feridun Zaimoglu – ebenfalls 19 Uhr im Palais Wittgenste­in. David Wagner stellt sein Buch „„Der vergesslic­he Riese“am 3. Juni um 19 Uhr in der Johanneski­rche vor; eine Stunde später gastiert im Zakk Fritz Eckenga mit „Am Ende der Ahnenstang­e. Erschöpfun­gsgeschich­ten live“. Und auch die Düsseldorf­er Literaturp­reisträger­in 2020 wird kommen, zwar nicht zur Preisverle­ihung – die abgesagt wurde –, dafür aber zu einer Lesung: Am 4. Juni liest Jackie Thomae aus „Brüder“um 19 Uhr im Literaturb­üro. Außerdem im Programm werden unter anderem Thorsten Nagelschmi­dt zu erleben sein, Sergej Lebedev, Maren Kames, Jo Schück, Dana von Suffrin und Tilman Röhrig.

Info

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FOTO: ANNE ORTHEN Die Düsseldorf­er Buchpreist­rägerin 2020: Jackie Thomae.

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