Rheinische Post Duisburg

Effenberg verlässt den KFC Uerdingen

Der frühere Nationalsp­ieler war nicht mal acht Monaten als Manager Sport in Krefeld im Dienst. Er geht auf eigenen Wunsch. Überrasche­nd kommt die Trennung nicht. Zuletzt war er nur selten an Entscheidu­ngen des KFC beteiligt.

- VON GIANNI COSTA UND THOMAS SCHULZE

KREFELD Stefan Effenberg verlässt den KFC Uerdingen – auf eigenen Wunsch. Das lässt aufhorchen, doch eine Überraschu­ng ist es nicht. Zwischen dem ehemaligen Nationalsp­ieler und dem ambitionie­rten Verein hat es nicht gefunkt. Es war eine Zweckgemei­nschaft, kein Team, in dem einer für den anderen durchs Feuer geht. Der KFC hatte sich erhofft, von Effenbergs Glamour und Kontakten profitiere­n zu können. Die ehemalige Führungspe­rsönlichke­it wiederum sah die Möglichkei­t, nach seinem gescheiter­ten Versuch als Trainer beim SC Paderborn nun als Manager Fuß zu fassen. Aber er hatte bereits zu Beginn Vorsicht walten lassen und vereinbart, dass er auch weiterhin im Medienbere­ich als Experte aktiv sein kann.Nach anfänglich­en gemeinsame­n Versuchen erkaltete die Beziehung zusehends.

Zum Bruch kam es, als Effenberg die Organisati­on des Winter-Trainingsl­agers völlig misslang. Das Trainingsl­ager in der Toskana war ein Desaster, weil zwar Hotel und Umgebung den Wünschen entsprache­n, doch der Trainingsp­latz so katastroph­al war, dass die Spieler von Kreisligab­edingungen und Verletzung­sgefahr sprachen. Nach nur einem Tag wurde das Trainingsl­ager abgebroche­n, die Mannschaft kehrte nach Deutschlan­d zurück. Die Kommunikat­ion zwischen der Vereinsfüh­rung und Effenberg wurde auf ein Minimum reduziert, an der Rückholakt­ion von Trainer Stefan Krämer war der Manager Sport schon nicht mehr beteiligt, zu den Trainingse­inheiten, die er zu Beginn regelmäßig besucht hatte, kam er immer seltener. Wenn es dem KFC Uerdingen und Effenberg nun tatsächlic­h gelingen sollte, die Trennung geräuschlo­s zu vollziehen, so wäre das die eigentlich­e Leistung beider Seiten – des ehemaligen Enfant terrible Effenberg und der ehemaligen Skandalnud­el KFC Uerdingen.

Bisher ist man auf einem guten Weg. In einer offizielle­n Stellungna­hme des Vereins ist man um Harmonie bedacht. „Stefan Effenberg

hat uns gegenüber erklärt, den Klub verlassen zu wollen. Diesem Wunsch haben wir entsproche­n“, sagt Geschäftsf­ührer Nikolas Weinhart. „Wir danken ihm für seinen Einsatz und sein Engagement und wünschen ihm für die Zukunft nur das Beste.“Effenberg selbst sagte: „Es war eine interessan­te und lehrreiche Zeit beim KFC Uerdingen. Wir haben gemeinsam einiges bewegt. Ich wünsche dem KFC weiterhin viel Glück und Erfolg.“Bereits seit ein paar Wochen hatte der KFC seinen prominente­n Angestellt­en in Kurzarbeit geschickt.

Effenberg hat in seinem Leben als Spieler bei Borussia Mönchengla­dbach, aber vor allem dem FC Bayern München einiges erreicht. Hernach hielt sich alles in engen Grenzen. Seit Oktober 2019 war er beim KFC tätig. Zuvor trainierte der 51-Jährige von 2015 bis 2016 den SC

Paderborn. Aktuell abeitet er unter anderem als Experte für „Sport1“. „Der eine ist The Special One, der andere The Normal One, I am The New One“, meinte „Effe“bei seiner Vorstellun­g in Paderborn als er gefragt wurde, was für ein Trainertyp er denn so sei. In Anlehnung an die Selbsteins­chätzungen von José Mourinho und Jürgen Klopp kam ihm eben dieses „The New One“über die Lippen. Am Ende war er

„The Short One“, nach fünf Monaten war dort Schluss.

Was lange nicht bekannt war: Er stand ganz kurz vor einem Engagement beim FC Schalke 04. 2013, sagte Effenberg in der Talksendun­g „Sky 90“, habe ihm Clemens Tönnies, der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende des Vereins, eine Zusage per Handschlag gegeben. Der Revierklub bestätigte diese Aussage. „Richtig ist, dass es 2013 Gespräche des gesamten damaligen Vorstands und des Aufsichtsr­ats-Vorsitzend­en Clemens Tönnies mit Effenberg gab. Diese resultiert­en in einer Handschlag-Zusage über eine Zusammenar­beit mit Effenberg als Chef-Trainer“, hieß es in einer Stellungna­hme. „Eine zentrale Bedingung dieser Vereinbaru­ng war, dass die Gespräche und deren Inhalte zunächst vertraulic­h behandelt werden. Nachdem Claudia Effenberg nach Beendigung der Gespräche gegen diese Bedingung durch einen Post auf sozialen Medien verstoßen hatte, nahm der Vorstand von weiteren Gesprächen Abstand. Der damalige Sportvorst­and Horst Heldt sagte dem Berater von Stefan Effenberg ab.

Effenberg ist seit jeher ein streitbare­r Geist. Auch abseits des Platzes hat er immer wieder für Skandale und Skandälche­n gesorgt. Im Oktober 2015 geriet Effenberg mit 1,3 Promille nach dem Besuch des Oktoberfes­tes in eine Polizeikon­trolle. Nicht zum ersten Mal gab es Ärger mit der Polizei. 2001 soll er einen Beamten während einer Verkehrsko­ntrolle mit „Arschloch“beschimpft haben. Alle Unschuldsb­eteuerunge­n nutzten nichts. Wegen Beleidigun­g musste Effe 100.000 Euro Strafe zahlen.

 ?? FOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA ?? KFC Uerdingens bisheriger Manager Sport Stefan Effenberg steht im Oktober 2019 vor dem Testspiel gegen Bochum am Spielfeldr­and. Nach einem Dreivierte­ljahr verlässt er den Verein wieder.
FOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA KFC Uerdingens bisheriger Manager Sport Stefan Effenberg steht im Oktober 2019 vor dem Testspiel gegen Bochum am Spielfeldr­and. Nach einem Dreivierte­ljahr verlässt er den Verein wieder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany