Rheinische Post Duisburg

Deutschlan­d braucht einheitlic­he Regeln

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Es war im Frühsommer, als Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten ihr Konzept zur Pandemie-Eindämmung vorstellte­n: Sollte die Zahl der Corona-Neuinfekti­onen die Zahl von 50 pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche übersteige­n, dann müssen Notmaßnahm­en her, lautete die damals beschlosse­ne Faustforme­l. Wie der Bund denn reagiere, wenn das an unterschie­dlichen Orten im Bundesgebi­et gleichzeit­ig passiere, wurde die Kanzlerin gefragt. Merkel verwies etwas missmutig auf Konzepte vor Ort. Vorausgega­ngen war eine wüste Debatte um föderale Rechte. Es war die Geburtsstu­nde des föderalen Corona-Flickentep­pichs. Einschränk­ungen oder Lockerunge­n je nach lokalem Infektions­geschehen anzupassen, ist gut und richtig. Das Vorpresche­n von Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz aber führt die Absurdität lokaler Reiseregel­ungen vor Augen.

Beide Bundesländ­er betrachten einzelne Berliner Bezirke als Risikogebi­et. Damit sind bisher vier Stadtbezir­ke mit zusammen mehr als einer Million Einwohner betroffen. Die Unterteilu­ng der Stadt ist Unsinn, das Virus macht nicht an der Grenze von Stadtteile­n halt. Viele Menschen arbeiten in Berlin-Mitte, wohnen aber in einem anderen Stadtteil. Diese sind nicht per se besser geschützt gegen das Virus. Muss man künftig auf Verlangen grundsätzl­ich seine Postleitza­hl nennen? Die Gesundheit­sbehörden kommen kaum mit der Nachverfol­gung des Ausbruchsg­eschehens hinterher. Die Bundespoli­zei ärgert sich bereits mit Maskenverw­eigerern in der Bahn herum.

Natürlich müssen alle innerdeuts­chen Risikogebi­ete wirksam Maßnahmen zur Eindämmung ergreifen. Sich aber mit Quarantäne­maßnahme zu überziehen, stärkt den Glauben an sinnvolle staatliche Maßnahmen zur Pandemiebe­kämpfung nicht.

BERICHT NRW GEGEN INLANDS-QUARANTÄNE, TITELSEITE

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