Die Reform des Dax ist bitter nötig
Aus dem Skandal um den digitalen Finanzdienstleister Wirecard hat die Börse endlich die richtigen Konsequenzen gezogen. Dass ein Konzern, der nicht rechtzeitig Quartalsberichte vorlegt und Insolvenz anmeldet, im Top-Segment Dax verbleiben konnte, war ein Armutszeugnis für den deutschen Aktienmarkt. Anleger dürften das Vertrauen in diesen Index verlieren. Er wäre nicht länger das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft. Jetzt will die Börse also eine Reform vorlegen. Und was bisher nach außen gedrungen ist, liest sich nicht schlecht. Der Dax wird breiter aufgestellt, statt 30 Top-Unternehmen werden es künftig 40 sein. Damit wird die gesamte deutsche Wirtschaft besser abgebildet.
Sodann müssen die Dax-Unternehmen profitabel sein. Der digitale Neuling Delivery Hero etwa hat bislang noch keine schwarzen Zahlen geschrieben. Sein zeitweiser hoher Börsenwert war ebenso wie bei Wirecard nur eine Wette auf die Zukunft, die auch gehörig schiefgehen kann, wie die Internet-Blase zu Anfang des Jahrhunderts bewiesen hat. Hier zieht eine konservativere Haltung bei der Bewertung der Unternehmen ein, und die kann dem Dax nur guttun.
Auch das Wohlverhalten der Konzerne – pünktliche Abgabe von Quartalsberichten, Einhaltung strenger Bilanzregeln und Veröffentlichungspflichten – wird künftig stärker kontrolliert. Hier sind ebenso hohe Qualitätsstandards nötig wie in den USA, die in dieser Hinsicht vorbildlich sind.
Ein Problem ist, dass der Dax noch immer nur ein Abbild der vor allem industriell geprägten deutschen Wirtschaft ist. Das muss für sich genommen nicht schlecht sein. Aber es ist gut, wenn auch neue erfolgreiche Unternehmen den Sprung ins Edel-Segment der Börse schaffen. Hier sollten die Verantwortlichen offen sein, um die digitale Zukunft nicht zu verpassen. BERICHT DER DAX 40 NIMMT LANGSAM FORM AN, WIRTSCHAFT