Das Land ehrt 26 „Helden des Alltags“
Drei Bürger berichten von den Unglücken, bei denen sie Hilfe geleistet haben. Für ihren Einsatz werden sie mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet.
DÜSSELDORF Es war eine Szene wie aus einem Film: Ein Busfahrer bricht über dem Lenkrad zusammen, sein Gefährt rollt unkontrolliert auf eine Kreuzung. Robin Schlömer hat genau das erlebt. Als er am 8. Dezember 2018 nachts in Aachen den Bus nach Hause nahm, erlitt dessen Fahrer am Steuer einen Kreislaufzusammenbruch. Schlömer griff ein, brachte das Fahrzeug zum Stehen und half bei der Reanimation des Mannes. Für seine beherzte Tat erhält er am Dienstag die Rettungsmedaille des Landes – wie 20 weitere mutige Bürger. Fünf weitere bekommen eine Belobigung.
Als ehrenamtlicher Sanitäter bei der Johanniter-Unfallhilfe wusste Schlömer damals, was er tat. „Das ist trotzdem etwas anderes, ob man das nur übt oder plötzlich handeln muss“, erzählt der 25-Jährige. „Und es war meine erste Reanimation.“Auch hinsichtlich des Fahrzeuges reagierte Schlömer intuitiv. Während
eine Frau lenkte, drückte er bei den Gangwahlknöpfen auf N, der Bus rollte aus. „Sonst hätte es zu einem schweren Unfall kommen können“, sagt er. Über die Anerkennung seitens des Landes freut sich der Veranstaltungstechniker, weil er dies ebenfalls als Würdigung ehrenamtlichen Engagements versteht.
Auch Danja Rath sieht in der Medaille ein Lob über ihre Tat hinaus, nämlich für die Arbeit allgemein in der Psychiatrie. Ende November 2018 hat sie in Remscheid nachts auf der geschützten Station einer Klinik gearbeitet, als die Brandmeldeanlage Alarm schlug. Aus dem letzten Zimmer des Gangs schlug extremer Rauch entgegen. Mit ihren Kollegen evakuierte sie die Station. „Das war schwierig, weil manche Patienten das nicht verstanden und aggressiv reagierten“, erzählt die 28-Jährige. Am Ende konnten sie alle Patienten retten. Sie habe die Ereignisse gut verarbeitet, sagt Rath. Zwei Tage später trat sie wieder ihre Schicht an. Ihre Tat will sie nicht herausheben. „Jeder andere hätte genauso gehandelt.“
Als selbstverständlich betrachtet auch Thomas Stefen aus Ratingen seinen spontanen Hilfseinsatz. Der Kriminalhauptkommissar war privat zwischen Mettmann und Ratingen unterwegs, als sich der Verkehr vor ihm plötzlich staute. Er sah Rauch aufsteigen und lief bis zum Unfallwagen. Aus dem Motorraum qualmte es, der Fahrer war eingeklemmt. Gemeinsam mit einer Frau befreite er den Schwerverletzten aus dem Wagen. „Die Flammen schlugen da schon aus dem Handschuhfach“, erinnert sich der 51-Jährige. Die Routine als Polizist half ihm bei dem Einsatz; so wusste er etwa, dass ein Auto nicht sofort explodiert. „Erschreckend war für mich eher, dass niemand aus den anderen Autos bis dahin den Notruf gewählt oder eingegriffen hatte“, sagt Stefen. Dass er die Rettungsmedaille bekommt, empfindet er daher zwar als nette Geste. „Aber wenn jemand in Not ist, dann hilft man eben.“