Rheinische Post Duisburg

2020 bisher sechs große Waldbrände

Nach zwei Dürrejahre­n bleibt die Lage in den deutschen Forsten angespannt.

- VON JAN DREBES

BERLIN Der teils extrem trockene Sommer in Deutschlan­d hat dazu beigetrage­n, dass es bereits sechs große Waldbrände gab. Dabei fielen 314 Hektar Forst den Flammen zum Opfer, wie aus noch unveröffen­tlichten Daten des Bundesland­wirtschaft­sministeri­ums hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegen. Das entspricht einer Fläche von rund 440 Fußballfel­dern.

Die tatsächlic­he Zahl der Waldbrände in diesem Jahr liegt deutlich darüber, wird aber erst im kommenden Jahr im Waldbrandb­ericht vorgestell­t. Zu diesem Zeitpunkt kann die Bundesregi­erung lediglich Angaben zu Bränden machen, die Gebiete mit mehr als 375 Metern Kantenläng­e betreffen. Diese Brände werden von der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa erfasst und dem Europäisch­en Waldbrandi­nformation­ssystem zur Verfügung gestellt.

Demnach zählten die Behörden sechs Brände solcher Ausdehnung: im Januar im Kreis OderSpree (Brandenbur­g), zweimal im April in Niedersach­sen ( Vechta und Emsland), im Mai erneut in Brandenbur­g (Elbe-Elster-Kreis) und zweimal im September in Rheinland-Pfalz (Birkenfeld und Kusel). Insgesamt brannte dabei mehr Fläche als im gesamten Jahr 2016 in

Deutschlan­d. 2017 zählte die Bundesregi­erung mit fast 395 Hektar nur etwas mehr.

In den vergangene­n zwei Jahren, in denen es Rekordsomm­er mit extremer Dürre gab, brannte es dann so oft und so weiträumig wie seit 1992 nicht. 2018 zählte das Ministeriu­m von Julia Klöckner (CDU) 1708 Brände, denen knapp 2350 Hektar Wald zum Opfer fielen. 2019 waren es 1523 Brände und gut 2700 Hektar – davon gingen fast 600 Brände auf Vorsatz oder Fahrlässig­keit zurück. Zu den Ursachen der diesjährig­en Brände machte die Bundesregi­erung auf Anfrage der Grünen im Bundestag noch keine Angaben.

Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer sieht die zunehmende­n Brände als Folge des Klimawande­ls in Deutschlan­d. „Die Zahl und Größe der Waldbrände hat in den letzten

Jahren in Deutschlan­d dramatisch zugenommen“, sagte er. Das sei die direkte Folge der durch die Klimakrise verursacht­en Hitze- und Dürresomme­r der vergangene­n Jahre. „Es trifft vor allem Nadelholzp­lantagen, die, durch Hitze und Dürre geschwächt, schnell ein Opfer der Flammen werden können.“

Er warnte vor einer weiteren Zunahme. „Dabei stehen wir erst am Anfang einer beängstige­nden Entwicklun­g, denn die Temperatur­en werden weiter steigen und Extreme immer häufiger auftreten“, sagte er. Auch wenn Verhältnis­se wie in Kalifornie­n und Australien wahrschein­lich noch nicht zu erwarten seien, müsse man sich viel stärker auf die Verhinderu­ng und Bekämpfung von Waldbrände­n einstellen. Krischer forderte in dem Zusammenha­ng passendes Gerät wie Räumpanzer und Löschhubsc­hrauber.

Doch auch die Forstwirts­chaft muss sich aus seiner Sicht ändern; die Bundesregi­erung hatte ähnliche Pläne vorgestell­t. „Vor allem aber brauchen wir eine naturnahe Waldentwic­klung. Baum-Monokultur­en werden viel schneller ein Opfer der Flammen, wenn sie nicht vorher sowieso schon vertrockne­n“, sagte Krischer. „Sich selbst verjüngend­e Naturwälde­r sind nicht nur der beste Schutz vor Hitze und Dürre, sondern auch vor Feuer.“

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FOTO: DPA Waldbrand an der deutsch-niederländ­ischen Grenze im April.

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