Rheinische Post Duisburg

Start an einem anderen Tag

Der neue Bond galt vielen Kinos als letzte Hoffnung auf eine Normalisie­rung noch 2020. Nun wird es April.

- VON PHILIP DETHLEFS

LONDON (dpa) Der neue JamesBond-Film „Keine Zeit zu sterben“ist sechs Wochen vor dem geplanten Start erneut verschoben worden – jetzt schon zum vierten Mal. Der Agententhr­iller mit Daniel Craig soll erst am 2. April 2021 ins Kino kommen. Die Ankündigun­g der Produzente­n enttäuscht nicht nur Fans, sie verärgert besonders Kinobetrei­ber, die um ihre Existenz fürchten. Mit dem Blockbuste­r hatten viele die Hoffnung auf eine Wiederbele­bung des Kinogeschä­fts verbunden.

Die Mitteilung der Produzente­n kam für viele überrasche­nd. Die PR-Kampagne für „Keine Zeit zu sterben“lief schon auf Hochtouren. Ein neuer Trailer, Werbespots, Plakate und eine James-Bond-PodcastRei­he – es war alles vorbereite­t. Am Tag vor der Nachricht hatte Popstar Billie Eilish sogar noch ihr Musikvideo zum Titelsong „No Time To Die“veröffentl­icht. Die Absage-Entscheidu­ng fiel offensicht­lich kurzfristi­g.

Einen Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s nannten die 007-Produzente­n nicht explizit, er gilt aber als sicher: Die miserablen Einspieler­gebnisse des Christophe­r-Nolan-Films „Tenet“, der als einziger Blockbuste­r in diesem Sommer anlief, dürften dabei auch eine Rolle gespielt haben. Laut der renommiert­en Branchen-Website „Box Office Mojo“spielte die 200-Millionen-Dollar-Produktion bis Sonntag rund 307 Millionen Dollar (261 Millionen Euro) ein, davon magere 45 Millionen auf dem US-Markt, wo immer noch viele Kinos geschlosse­n sind. Zum Vergleich: Der bisher letzte Bond-Film „Spectre“aus dem Jahr 2015 hatte weltweit 880 Millionen Dollar (751 Millionen Euro) in die Kassen gespielt.

Den neuen Starttermi­n für James Bond im April 2021 habe man gewählt, „damit ein weltweites Kinopublik­um den Film sehen kann“, hieß es in der knappen Mitteilung von MGM, Universal und der Produzente­n Michael G. Wilson und Barbara Broccoli. „Wir verstehen, dass die Verzögerun­g für Fans enttäusche­nd ist, aber nun freuen wir uns darauf, ,No Time To Die’ nächstes Jahr zu teilen.“Ob die Corona-Lage bis dahin besser geworden ist, ist allerdings völlig offen.

Und womöglich werden einige Kinos den Start gar nicht mehr erleben. Die Corona-Pandemie führt zu einem Kahlschlag in der Branche: Die vorübergeh­ende Schließung aller Cineworld-Kinos in Großbritan­nien und den USA kostet rund 45.000 Mitarbeite­r ihre Jobs. Ab Donnerstag zieht der weltweit zweitgrößt­e Kinobetrei­ber nach AMC die Vorhänge in 536 Lichtspiel­häusern in den USA und 127 in Großbritan­nien zu. Zu Beginn der Corona-Krise blieben die meisten Kinos weltweit zunächst geschlosse­n. Seit der langsamen Wiedereröf­fnung im Sommer können die Häuser aufgrund der Hygieneund Abstandsau­flagen deutlich weniger Besucher empfangen, was es schwer macht, überhaupt kostendeck­end zu operieren.

Auch die Hollywood-Blockbuste­r „Black Widow“, „The King‘s Man“und „Top Gun Maverick“werden nun erst im kommenden Jahr anlaufen. Die mehrfach verschoben­e Comic-Verfilmung „Wonder Woman 1984“soll zwar kurz vor Weihnachte­n starten – genauso wie „Dune“, „Tod auf dem Nil“und der Pixar-Animations­film „Soul“. Insider rechnen allerdings mit weiteren Änderungen. Der 25. James-Bond-Film galt vielen als letzte Hoffnung, die Zuschauer noch in diesem Jahr zurück in die Kinosäle zu locken. Der Start war schon drei Mal vertagt worden. Ursprüngli­ch hatte er bereits im Oktober 2019 Premiere feiern sollen.

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FOTO: NICOLA DOVE Gewohnte Pose: Daniel Craig in „Keine Zeit zu sterben“.

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