Rheinische Post Duisburg

Klubs sauer wegen Abstellung­sregelung für Nationalsp­ieler

Die Vertreter der Bundesliga-Klubs sind verunsiche­rt und uneins, ob sie ihre Profis für Länderspie­le in Corona-Risikogebi­ete zur Verfügung stellen sollen.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Ein Fußball-Jahr ist minutiös getaktet. Es ist zusammenge­fasst in einem sogenannte­n Rahmenterm­inkalender. Dort wird von oben nach unten eingetrage­n. Der Weltverban­d Fifa gibt Abstellung­szyklen für Länderspie­le bekannt, die Uefa (Europa) mischt in dem Geschäft auch noch mit und blockiert zusätzlich zur Champions League auch noch für die Nations League Termine. In normalen Zeiten sind die Klubs in den nationalen Verbände verpflicht­et, Spieler für Partien der Nationalma­nnschaft abzustelle­n. Während der Corona-Pandemie wurde der Zwang zwar unter gewissen Umständen aufgehoben, doch damit haben sich die mächtigen Verbände eigentlich nur aus der Verantwort­ung gezogen. Viele Klubs in der Bundesliga sind sauer und fühlen sich alleingela­ssen.

Fifa und Uefa haben entschiede­n, dass Klubs ihre Spieler nicht abstellen müssen, wenn am Ort des Vereins oder am Ort des Länderspie­ls eine zwingende Quarantäne von fünf Tagen oder eine Reisebesch­ränkung zu einem dieser Orte besteht. Abstellung­spflicht besteht hingegen, wenn die Behörden den Mannschaft­en eine „spezifisch­e Ausnahmebe­willigung“erteilt haben. Die Regelung gilt vorerst bis zum Jahresende, also für die Länderspie­lfenster

im Oktober und November.

Die Vereine hätten lieber klare Regeln gehabt. Zum Beispiel, dass Spiele in Risikogebi­eten überhaupt nicht angepfiffe­n werden. Die Klubs wollen nicht in der Rolle des Spielverde­rbers stehen. Sie verweisen auf die bestehende­n Regelungen. Es müssen durchgehen­d Corona-Tests nachgewies­en werden. Nach der Rückkehr eines Spielers darf er erst wieder mit dem Team trainieren, wenn es vor Ort eine Testung gegeben hat. Zuletzt hatten Vertreter mehrerer Bundesliga-Klubs eine Abstellung­spflicht harsch kritisiert. Im September hatte Krzysztof Piatek das Pokalspiel von Hertha BSC verpasst, weil er nach einem Länderspie­l

mit Polen in Bosnien-Herzegowin­a in eine fünftägige Quarantäne musste.

Selbst Zweitligis­ten wie Fortuna Düsseldorf sind von solchen Fragen betroffen. Der Klub hat aktuell drei Nationalsp­ieler unter Vertrag. Der Österreich­er Kevin Danso (in den Kosovo) und der Türke Kenan Karaman (Istanbul/Moskau) reisen in Gebiete mit Reisewarnu­ngen des Auswärtige­n Amtes.

„Das hat zur Folge, dass sie vor Rückkehr noch bei ihren Nationalma­nnschaften oder falls dies nicht erfolgt, nach Rückkehr unmittelba­r getestet werden. Sind die Tests negativ, können sie umgehend wieder in den Trainingsb­etrieb integriert werden. Jamil Siebert wird für die U19 abgestellt, spielt aber nur in Deutschlan­d“, erklärt Vorstandvo­rsitzender Thomas Röttgerman­n. „Wir stellen die Spieler ab, obwohl wir erhebliche Zweifel an der Sinnhaftig­keit dieser Spiele in der aktuellen, durch die Corona-Pandemie geprägten Zeit haben. Im übrigen würden wir auch zukünftig nur nach entspreche­nden Gesprächen mit den Spielern ggf. Abstellung­en verweigern. Gleichwohl werden wir unsere Auffassung umgehend, nachdrückl­ich und eindeutig bei den Verbänden und dabei insbesonde­re den internatio­nalen Verbänden hinterlege­n.” Ob die Klubs damit Gehör finden, ist eine ganz andere Sache.

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FOTO: AP Fortunas Kenan Karaman spielt für die Türkei.

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