Rheinische Post Duisburg

Laura Siegemund darf weiter träumen

- VON WOLFGANG MÜLLER

Erstmals ist die Tennisspie­lerin in der zweiten Woche eines Grand-Slam-Turniers noch dabei. In Paris wartet im Viertelfin­ale eine Wimbledons­iegerin.

PARIS (dpa) Nach der „Nervenschl­acht“im nasskalten Paris und ihrem erstmalige­n Viertelfin­al-Einzug bei einem Grand-Slam-Turnier zog sich Laura Siegemund erst einmal eine dicke Jacke über. „Es macht keinen Spaß momentan, es ist auch für den Körper hart. Die Bälle sind so schwer, die Kälte ist nicht gesund“, sagte die 32-Jährige aus Metzingen am Montag nach ihrem Achtelfina­l-Erfolg bei den French Open. Doch sofort fügte die deutsche Nummer drei hinter den bereits gescheiter­ten Angelique Kerber und Julia Görges hinzu: „Man hat sich entschiede­n, hier Tennis zu spielen. Dann kann man halt auch nicht jammern.“

Siegemund saß eher erschöpft als euphorisie­rt in der digitalen Pressekonf­erenz und analysiert­e mehr nüchtern als emotional ihren Erfolg. Mit einem weiteren beeindruck­enden Auftritt beim 7:5, 6:2 gegen die ebenfalls ungesetzte Spanierin Paula Badosa trotzte die Schwäbin den Wetterkapr­iolen und belohnte sich für ihren Kampfgeist und ihre Moral mit einem Viertelfin­ale am Mittwoch gegen die zweimalige Wimbledons­iegerin Petra Kvitova aus Tschechien.

„Es war immer mein Traum, bei einem Grand Slam im Einzel in der zweiten Woche dabei zu sein. Es war eines meiner großen Ziele und ich bin froh, dass ich mir das erfüllen konnte“, sagte die Nummer 66 der Weltrangli­ste. Bei den US Open in New York hatte Siegemund zuletzt den Doppel-Titel mit der Russin Vera Swonarewa gewonnen, im

Einzel jedoch ist das Viertelfin­ale auf Sand in Paris ihr größter Erfolg.

Einen Tag nach dem heftig diskutiert­en Turnier-K.o. von Alexander Zverev sorgte sie für positive Schlagzeil­en aus deutscher Sicht. Der Hamburger war am Sonntag im Achtelfina­le gegen den 19 Jahre

alten Italiener Jannik Sinner ausgeschie­den. Seine Aussagen, dass er am Abend vorher Fieber hatte und sich krank fühlte, sorgten anschließe­nd vor allem in den sozialen Medien für heftige Diskussion­en darüber, ob Zverev in diesem Zustand überhaupt habe spielen dürfen und ob er eine Gefahr für seinen Gegner und die anderen Personen auf dem

Platz gewesen sei. Nach Angaben der Veranstalt­er wurde Zverev das letzte Mal am 29. September getestet, das Ergebnis sei negativ gewesen.

Vor dem Spiel habe die deutsche Nummer eins nicht den Turnierarz­t über seine Probleme informiert, hieß es in einem Statement des französisc­hen Verbandes, über das die „New York Times“berichtete.

So richtig gut ging und geht es Laura Siegemund auch nicht. In den vergangene­n Tagen klagte sie über Rückenprob­leme, vor dem Match gegen Badosa kämpfte sie mit Magengrumm­eln. „Heute war es anstrengen­d, es war irgendwie eine Nervenschl­acht“, sagte Siegemund und führte aus: „Die Anspannung war höher, dazu der Wind, es war nass und kalt.“

3:5 lag sie im ersten Durchgang zurück, ihre regelmäßig­e Trainingsp­artnerin servierte zum Satzgewinn. Doch Siegemund, die mit Leggins und langärmlig­em Oberteil spielte, blieb cool, konterte mit vier Spielgewin­nen nacheinand­er und sicherte sich nach 52 Minuten den ersten Satz. Im zweiten Durchgang musste Badosa am Rücken behandelt werden, Siegemund ließ sich etwas zu essen bringen und hielt sich dann mit Aufschlagb­ewegungen und Tripleschr­itten auf der Stelle warm.

Nach 96 Minuten nutzte sie ihren ersten Matchball – und blickte wenig später hoffnungsf­roh in die nähere Zukunft. „Ich habe schon viele Turniere erlebt, die ganz übel angefangen haben, unter ganz schwierige­n Bedingunge­n, ganz ekelhaft“, sagte Siegemund. „Und am Finaltag schien dann die Sonne und es war ein wunderschö­ner Tag.“

Das deutsche Tennis-Talent Daniel Altmaier hingegen ist im Achtelfina­le der French Open ausgeschie­den. Der 22-Jährige aus Kempen musste sich am späten Montagaben­d dem an Nummer 17 gesetzten Spanier Pablo Carreño Busta mit 2:6, 5:7, 2:6 geschlagen geben.

„Es war eines meiner großen Ziele, und ich bin froh, dass ich mir das erfüllen konnte“Laura Siegemund

Tennisspie­lerin

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Viertelfin­ale: Laura Siegemund im Duell mit der Spanierin Paula Badosa Gibert.
FOTO: CHRISTOPHE ENA/AP Mit Power ins Viertelfin­ale: Laura Siegemund im Duell mit der Spanierin Paula Badosa Gibert.
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FOTO: CHRISTOPHE ENA/AP Dass Alexander Zverev mit Krankheits­symptomen sein Achtelfina­le spielte, könnte ein Nachspiel haben.

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