Nur noch Zeeland und Limburg
Nur zwei der insgesamt zwölf niederländischen Provinzen gelten für deutsche Reisende nicht als Risikogebiete. Was macht die Ausnahmeregionen Limburg und Zeeland aus?
MAASTRICHT Mehr als 4000 neue Corona-Fälle werden derzeit täglich in den Niederlanden laut der amerikanischen John-Hopkins-Universität gemeldet. Hochgerechnet auf die Einwohnerzahl in Deutschland wären das mehr als 19.000 Neuinfektionen pro Tag. Man versteht also anhand der Zahlen recht gut, warum das Nachbarland seit vergangener Woche die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie deutlich verschärft hat. Restaurants schließen früher, Fußballspiele finden ohne Zuschauer statt, der Ministerpräsident empfiehlt Masken in der Öffentlichkeit. Auch das deutsche Auswärtige Amt hat auf die Entwicklung reagiert und am vergangenen Freitag eine Reisewarnung für fast alle Regionen ausgesprochen. Doch es gibt zwei Ausnahmen: die an Deutschland grenzende Provinz Limburg mit Maastricht, Roermond und Venlo und die Inselregion Zeeland mit Middelburg, Domburg und Renesse. Wir erklären, wie die Lage in den letzten niederländischen Bastionen für deutsche Touristen ist und wie die dortige Regierung die Ausnahmeregionen einstuft.
Warum sind die zwei Regionen keine Risikogebiete? Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz sei für die Bestimmung der Risikogebiete entscheidend, hieß es auf Anfrage aus dem Auswärtigen Amt. Dieser Wert bildet die Fälle der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner ab. Ab einem Inzidenzwert von 50 stuft die Bundesregierung Regionen in aller Regel als Risikogebiete ein. Bei der letzten Auswertung (Stand 2. Oktober) lag Zeeland deutlich unter dieser Grenze, dort lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 28,5 Fällen. Anders war es bei Limburg. Mit 52,1 lag die Provinz über dem Grenzwert, zum Zeitpunkt der Bestimmung als Risikogebiet allerdings erst seit einem Tag.
Wie sehen die Infektionszahlen in beiden Provinzen jeweils aus? Das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt der Niederlande weist aktuell für Sonntag 18,3 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner für die Region Limburg-Nord und acht Erkrankungen in Limburg-Süd auf. In Zeeland lag dieser Wert am Sonntag bei 13,3. Zum Vergleich: Die Inzidenz der vergangenen sieben Tage liegt laut Robert-Koch-Institut deutschlandweit bei 16,2 Fällen pro 100.000 Einwohner, also unter den positiv Getesteten an einem Tag in Limburg-Nord. In Nordrhein-Westfalen liegt der Sieben-Tage-Wert bei 21,8.
Wie bewerten die Niederlande die Situation? Die Regierung stuft zusammen mit Gesundheitsbehörden die Regionen des Landes in drei verschiedene Risikogruppen ein. Stufe eins heißt „Caution“( Vorsicht), Stufe zwei „Concern“(Sorge) und Stufe drei „Serious“(ernst). Die zweite Stufe gilt für Regionen, in denen es mehr als 50 positive Corona-Tests auf 100.000 Einwohner gibt oder wenn mehr als fünf Prozent der Tests positiv ausfallen. Als ernst wird die Situation in einer Region dann gewertet, wenn es mehr als 150 positive Tests auf 100.000 Einwohner gibt oder wenn mehr als zehn Prozent der Tests positiv ausfallen. Seit dem 18. September gilt sowohl für Zeeland als auch für Limburg die niedrigste Risikostufe, also „Caution“.
Allerdings gilt das auch für andere Provinzen, etwa Drenthe und Friesland. Für große Teile des Landes gilt die zweite Risikostufe. Für die Regionen Amsterdam-Amstelland, Haaglanden und Rotterdam-Rijnmond gilt die höchste Risikostufe.
Wie schnell kann sich die Einstufung als Risikogebiet ändern? Grundsätzlich wird die Liste der Risikogebiete in Deutschland wöchentlich aktualisiert. Die Entscheidung fällen das Auswärtige Amt, das Bundesinnenministerium und das Bundesministerium für Gesundheit. Doch auch kurzfristige Änderungen sind möglich. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es: „Die Bewertung für einzelne Länder oder Regionen wird auch dann umgehend angepasst, wenn aufgrund der Entwicklungen in einem Land dringender Bedarf besteht.“Während die Entwicklung in Zeeland zunächst nicht auf eine Verschärfung hindeutet, sieht das in Limburg anders aus. Es sei „durchaus realistisch“, dass die Provinz bei der nächsten wöchentlichen Auswertung als Risikogebiet eingestuft wird, hieß es.