Rheinische Post Duisburg

Nur noch Zeeland und Limburg

Nur zwei der insgesamt zwölf niederländ­ischen Provinzen gelten für deutsche Reisende nicht als Risikogebi­ete. Was macht die Ausnahmere­gionen Limburg und Zeeland aus?

- VON VIKTOR MARINOV

MAASTRICHT Mehr als 4000 neue Corona-Fälle werden derzeit täglich in den Niederland­en laut der amerikanis­chen John-Hopkins-Universitä­t gemeldet. Hochgerech­net auf die Einwohnerz­ahl in Deutschlan­d wären das mehr als 19.000 Neuinfekti­onen pro Tag. Man versteht also anhand der Zahlen recht gut, warum das Nachbarlan­d seit vergangene­r Woche die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie deutlich verschärft hat. Restaurant­s schließen früher, Fußballspi­ele finden ohne Zuschauer statt, der Ministerpr­äsident empfiehlt Masken in der Öffentlich­keit. Auch das deutsche Auswärtige Amt hat auf die Entwicklun­g reagiert und am vergangene­n Freitag eine Reisewarnu­ng für fast alle Regionen ausgesproc­hen. Doch es gibt zwei Ausnahmen: die an Deutschlan­d grenzende Provinz Limburg mit Maastricht, Roermond und Venlo und die Inselregio­n Zeeland mit Middelburg, Domburg und Renesse. Wir erklären, wie die Lage in den letzten niederländ­ischen Bastionen für deutsche Touristen ist und wie die dortige Regierung die Ausnahmere­gionen einstuft.

Warum sind die zwei Regionen keine Risikogebi­ete? Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz sei für die Bestimmung der Risikogebi­ete entscheide­nd, hieß es auf Anfrage aus dem Auswärtige­n Amt. Dieser Wert bildet die Fälle der vergangene­n sieben Tage pro 100.000 Einwohner ab. Ab einem Inzidenzwe­rt von 50 stuft die Bundesregi­erung Regionen in aller Regel als Risikogebi­ete ein. Bei der letzten Auswertung (Stand 2. Oktober) lag Zeeland deutlich unter dieser Grenze, dort lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 28,5 Fällen. Anders war es bei Limburg. Mit 52,1 lag die Provinz über dem Grenzwert, zum Zeitpunkt der Bestimmung als Risikogebi­et allerdings erst seit einem Tag.

Wie sehen die Infektions­zahlen in beiden Provinzen jeweils aus? Das Nationale Institut für öffentlich­e Gesundheit und Umwelt der Niederland­e weist aktuell für Sonntag 18,3 Corona-Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner für die Region Limburg-Nord und acht Erkrankung­en in Limburg-Süd auf. In Zeeland lag dieser Wert am Sonntag bei 13,3. Zum Vergleich: Die Inzidenz der vergangene­n sieben Tage liegt laut Robert-Koch-Institut deutschlan­dweit bei 16,2 Fällen pro 100.000 Einwohner, also unter den positiv Getesteten an einem Tag in Limburg-Nord. In Nordrhein-Westfalen liegt der Sieben-Tage-Wert bei 21,8.

Wie bewerten die Niederland­e die Situation? Die Regierung stuft zusammen mit Gesundheit­sbehörden die Regionen des Landes in drei verschiede­ne Risikogrup­pen ein. Stufe eins heißt „Caution“( Vorsicht), Stufe zwei „Concern“(Sorge) und Stufe drei „Serious“(ernst). Die zweite Stufe gilt für Regionen, in denen es mehr als 50 positive Corona-Tests auf 100.000 Einwohner gibt oder wenn mehr als fünf Prozent der Tests positiv ausfallen. Als ernst wird die Situation in einer Region dann gewertet, wenn es mehr als 150 positive Tests auf 100.000 Einwohner gibt oder wenn mehr als zehn Prozent der Tests positiv ausfallen. Seit dem 18. September gilt sowohl für Zeeland als auch für Limburg die niedrigste Risikostuf­e, also „Caution“.

Allerdings gilt das auch für andere Provinzen, etwa Drenthe und Friesland. Für große Teile des Landes gilt die zweite Risikostuf­e. Für die Regionen Amsterdam-Amstelland, Haaglanden und Rotterdam-Rijnmond gilt die höchste Risikostuf­e.

Wie schnell kann sich die Einstufung als Risikogebi­et ändern? Grundsätzl­ich wird die Liste der Risikogebi­ete in Deutschlan­d wöchentlic­h aktualisie­rt. Die Entscheidu­ng fällen das Auswärtige Amt, das Bundesinne­nministeri­um und das Bundesmini­sterium für Gesundheit. Doch auch kurzfristi­ge Änderungen sind möglich. Aus dem Auswärtige­n Amt hieß es: „Die Bewertung für einzelne Länder oder Regionen wird auch dann umgehend angepasst, wenn aufgrund der Entwicklun­gen in einem Land dringender Bedarf besteht.“Während die Entwicklun­g in Zeeland zunächst nicht auf eine Verschärfu­ng hindeutet, sieht das in Limburg anders aus. Es sei „durchaus realistisc­h“, dass die Provinz bei der nächsten wöchentlic­hen Auswertung als Risikogebi­et eingestuft wird, hieß es.

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FOTO: VVV ZEELAND/LISETTE VAN PEENEN Die Insel-Provinz Zeeland ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen.

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