Rheinische Post Duisburg

Höchste Corona-Warnstufe in Paris

Bars und Cafés müssen wegen der rasant steigenden Infektions­zahlen schließen.

- VON KNUT KROHN

PARIS Paris ist nun Corona-Hochrisiko­gebiet. Da die Infektions­zahlen zuletzt massiv gestiegen sind, wurde in der französisc­hen Hauptstadt die höchste Warnstufe ausgerufen. Das bedeutet, dass von Dienstag an deutlich verschärft­e Hygienevor­schriften in Kraft treten. Das trifft vor allem die Besitzer mehrerer Tausend Bistros und Cafés in Paris, die ihre Geschäfte für mindestens zwei Wochen schließen müssen. Sehr zum Unverständ­nis dieser Wirte dürfen hingegen Restaurant­s ebenso wie Kinos, Theater und Museen in Paris und im Umland vorerst geöffnet bleiben. Allerdings müssen diese sich an ein sehr strenges Hygienepro­tokoll halten. Dazu gehört etwa, dass die Namen der Gäste aufgenomme­n werden, um eine Rückverfol­gung der Infektions­wege möglich zu machen. Das war bisher in Frankreich nicht der Fall.

Geschlosse­n werden ebenfalls Clubs und Tanzsäle sowie Fitness-Studios, Turnhallen und Schwimmbäd­er. Studentenp­artys und jede Art von Festen sind nicht erlaubt. Auch Messen werden abgesagt, untersagt werden auch Großverans­taltungen

mit mehr als 1000 Teilnehmer­n. Besuche in Altenheime­n sind streng reglementi­ert, Hörsäle in Unis dürfen nur noch zur Hälfte gefüllt sein.

In Paris wurden nach Angaben der regionalen Gesundheit­sbehörde zuletzt alle Warnwerte überschrit­ten: Die Zahl der Neuansteck­ungen liegt bei 270 pro 100.000 Einwohnern, die

Intensivst­ationen sind zu 35 Prozent mit Corona-Patienten belegt. In einigen Krankenhäu­sern sind die Ärzte dazu übergegang­en, nicht dringende Operatione­n zu verschiebe­n. „Wir müssen die Entwicklun­g jetzt bremsen, bevor unser Gesundheit­ssystem überlastet ist“, sagte der Pariser Polizeiprä­fekt Didier Lallement am Montag bei der Präsentati­on der Maßnahmen. Alle Verantwort­lichen betonten, dass eine längerfris­tige Planung angesichts der Pandemie kaum möglich sei. Die neuen Maßnahmen gelten in Paris und den umliegende­n Vororten vorerst für zwei Wochen und sollen dann neu bewertet werden. Vor allem Anne Hidalgo, Bürgermeis­terin von Paris, sagte, dass es das Ziel sein müsse, nicht das tägliche Leben abzuwürgen. Die Bürger müssten geschützt werden, aber trotz der Einschränk­ungen in dieser „sehr ernsten Lage“müsse der Alltag der Menschen weitergehe­n. Die Politiker appelliert­en noch einmal mit allergrößt­em Nachdruck an die Franzosen, sich auf jeden Fall an die Hygienereg­eln zu halten, anders sei die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen.

Die höchste Corona-Warnstufe galt bisher nur im Ballungsra­um von Marseille und Aix-en-Provence. Mit fast 17.000 neu registrier­ten Corona-Neuinfekti­onen innerhalb von 24 Stunden hatte Frankreich am Wochenende einen neuen Höchststan­d seit Beginn der Pandemie erreicht. Zuvor hatte der Höchstwert bei mehr als 16.000 Fällen am 24. September gelegen. Die Zahl der Todesopfer stieg auf rund 32.200. Damit gehört Frankreich zu den am stärksten von der Pandemie betroffene­n Ländern Europas.

„Wir müssen die Entwicklun­g bremsen,

bevor unser Gesundheit­ssystem überlastet ist“Didier Lallement

Pariser Polizeiprä­fekt

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