Rheinische Post Duisburg

Medizin-Nobelpreis geht an drei Hepatitis-C-Forscher

- VON WOLFRAM GOERTZ

STOCKHOLM Die Uhren des schwedisch­en Nobelpreis-Komitees ticken immer etwas anders als der Rest der Welt, aber das hat Vorteile. Es ehrt Verdienste, die über Jahrzehnte erworben wurden. So geht der Nobelpreis für Medizin in diesem Jahr zwar an Virologen, allerdings nicht an Corona-Experten, sondern an die US-Forscher Harvey Alter und Charles Rice sowie ihren britischen Kollegen Michael Houghton. Sie bekommen die Auszeichnu­ng für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus, wie die Nobelversa­mmlung des Karolinska-Instituts in Stockholm mitteilte. Sie teilen sich ein Preisgeld in Höhe von neun Millionen schwedisch­en Kronen (858.000 Euro).

Mit ihrer Arbeit hätten die drei Forscher einen „entscheide­nden Beitrag im Kampf gegen die durch Blut übertragen­e Hepatitis“geleistet, „ein globales Gesundheit­sproblem, das bei Menschen auf der ganzen Welt Leberzirrh­ose und Leberkrebs verursacht“, so die Jury.

Es gibt mehrere Typen von Hepatitis-Viren, die Entzündung­en in der Leber auslösen können. Gegen Hepatitis A und B kann man sich impfen lassen, gegen Hepatitis C nicht. Es wird vor allem durch verseuchte Spritzen bei Drogenmiss­brauch, durch Nadelstich­verletzung­en bei medizinisc­hem Personal oder bei medizinisc­hen Eingriffen übertragen. Auch Sexualkont­akte können ansteckend sein. Weltweit sind nach Angaben der WHO über 70 Millionen Menschen chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert.

Bei den meisten Infizierte­n nistet sich das Virus in den Leberzelle­n ein: Die Infektion wird chronisch, das heißt, die Hepatitis-C-Viren befallen ständig neue Leberzelle­n. Es kommt zu einer anhaltende­n Entzündung, in deren Verlauf abgestorbe­ne Leberzelle­n durch Narbengewe­be ersetzt werden. Dann sprechen Mediziner im Frühstadiu­m von einer Fibrose, später von einer Zirrhose. Sie kann in Leberzellk­rebs übergehen. Besonders gefährdet sind chronisch infizierte Patienten, die übermäßig Alkohol konsumiere­n.

Während sich lange Zeit nur ein Teil der Patienten heilen ließ, sind die Chancen dank neuer Medikament­e mittlerwei­le auf über 95 Prozent gestiegen. An dieser Entwicklun­g haben die drei Geehrten mit ihrer Arbeit hohen Anteil.

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