Hotel beherbergt Obdachlose
Um Obdachlose unterbringen zu können, hat die Stadt das Hotel Salm gebucht.
(akal) „Unfassbar, dass dieses Hotel noch existiert. Ekelig“, hat jemand als Bewertung auf Tripadvisor hinterlassen. Hotel steht in dicken Lettern an der Fassade des Gebäudes in Marxloh, das einen Stern bekommen hat – einen von fünf möglichen. Dabei ist das Hotel Salm gar kein Hotel mehr, sondern dient als eine der städtischen Obdachlosenunterkünfte von Duisburg.
Die Unterbringung von Obdachlosen in Duisburg stand zuletzt im Juni stark in der Kritik, nachdem ein Obdachloser in einem Notcontainer auf dem Petershof starb, wo Pater Oliver Mahlzeiten, Schlafplätze und auch medizinische Hilfe organisiert. Nachdem die Wohnungslosen zeitweise sogar in der Kirche campierten, finanzierte die Stadt die Container.
Das Hotel Salm als Notschlafstelle wird kritisiert, weil die hygienischen Bedingungen nicht tragbar sind, sogar Ungezieferbefall wurde gemeldet, berichtet Pater Oliver. Der Suchthilfeverbund beklagte, Zugangsschwierigkeiten zu haben und dadurch den Obdachlosen nicht helfen zu können. Besichtigen darf unsere Redaktion die Unterkunft nicht, das „Persönlichkeitsrecht der Bewohner“widerspreche dem, sagt ein Stadtsprecher. Genügen müsse ein Ortsbesuch und Bilder von innen.
Das Hotel liegt im Schatten der Autobahnbrücke A 59, vorne verläuft die Kaiser-Friedrich-Straße, hinten raus ist eine Kfz-Werkstatt. In den Fenstern hängen leidlich weiße Vorhänge, vorne raus sieht man auch Trockenblumen und Spitzengardinen. In einem Glaskasten am Eingang mit dem Markenlogo einer Biersorte hängt Werbung für das Hotel. Sie verspricht „27 Komfortzimmer“und „täglich reichhaltiges Frühstück’s Büffet“. Auf dem Hinterhof wartet ein Putzwagen, wie man ihn von Hotelfluren kennt, auf seinen Einsatz.
Die Stadtverwaltung hat dort pauschal 30 Plätze angemietet, bietet den Betroffenen „einfachsten Hotelstandard“, damit sie „zur Beseitigung unfreiwilliger Obdachlosigkeit adäquat untergebracht“sind. Drogenkonsumenten werden getrennt von den übrigen Personen untergebracht, sie haben auch einen separaten Zugang. Die Unterbringung in beiden Bereichen des Hauses erfolgt im Regelfall in Einzelzimmern, die mit Bad und WC ausgestattet sind, sagt ein Sprecher der Stadt Duisburg. Die Stadt lässt sich diese Lösung jährlich rund 324.000 Euro kosten – jedenfalls für die 30 Plätze, jedes weitere Bett kostet pro Nacht 20 Euro zusätzlich. Im Duisburger Norden gibt es sonst keine Unterkünfte, weshalb die Belegungsquote bedarfsweise auf bis zu 50 Plätze ausgeweitet werden kann – durch Mehrfachbelegung der Zimmer.
Zu den Klagen über die hygienischen Zustände erklärt die Stadt, dass der Eigentümer und Betreiber des Gebäudes für den Zustand verantwortlich ist. Er werde durch Mitarbeiter des Fachbereichs in unregelmäßigen Abständen geprüft. Bei Beschwerden der Nutzer werde mit dem Betreiber das Gespräch gesucht, auch spontane Überprüfungen würden durchgeführt.
Für den aktuellen Zustand der Zimmer seien primär die jeweiligen Nutzer verantwortlich. Unabhängig davon erfolge drei Mal wöchentlich eine gründliche Reinigung der Zimmer und Sanitäreinrichtungen durch den Betreiber.
Die Stadt setzt auf Prävention und versucht, Obdachlosigkeit zu verhindern. Geschätzt 100 Menschen leben stadtweit auf der Straße. Unter ihnen etwa Arbeitsmigranten aus Polen, die auf dem hiesigen Arbeitsmarkt gescheitert und hier gestrandet sind, aber keine Rechtsansprüche haben, hatte Roland Meier vom Diakoniewerk zuletzt erklärt.