Rheinische Post Duisburg

Gottesdien­ste künftig mit weiblicher Note

In Serm und Neudorf dürfen jetzt auch Frauen ehrenamtli­ch Wortgottes­dienste leiten. Monika Simon und Claudia Flintrop haben sich dafür weitergebi­ldet und unter anderem ihr Verständni­s für die Liturgie geschärft.

- VON VOLKER POLEY

SERM/NEUDORF In Duisburg gibt es zwei neue ehrenamtli­che „Wort-Gottes-Feier“-Leiterinne­n. Um diese vom Bistum Essen zertifizie­rte und etwas sperrige Bezeichnun­g tragen zu können, war der Besuch eines Qualifizie­rungs-Seminars erforderli­ch. Das Seminar hat an verschiede­nen Wochenende­n und unter erschwerte­n Corona-Bedingunge­n stattgefun­den.

Zu den elf Kursteilne­hmern gehörten auch Claudia Flintrop von der Pfarrei Liebfrauen und Monika Simon von der Sermer Gemeinde Herz-Jesu, die in ihren Gemeinden nun auch ganz offiziell Wortgottes­dienste leiten dürfen. Die beiden Duisburger­innen waren zuvor in verschiede­nen Bereichen in ihren Gemeinden tätig. Sie nahmen Aufgaben als Lektoren, Katecheten, Küster oder Kommunionh­elferinnen wahr. Diese Aufgaben werden Claudia Flintrop und Monika Simon auch weiterhin erfüllen. Hinzu kommt die Leitung von Wortgottes­diensten. Im Seminar ging es darum, ihr Verständni­s für die Liturgie, die Bibel und den musikalisc­hen Teil des Gottesdien­stes zu intensivie­ren. Konkrete Übungen zu Ansprachen und Predigten sowie zum Formuliere­n von Gebeten und Fürbitten rundeten die Weiterbild­ung ab.

Claudia Flintrop ist seit 20 Jahren in die Gemeindear­beit eingebunde­n. Die 55-Jährige hat ihren kirchliche­n Mittelpunk­t in der Neudorfer Gemeinde St. Gabriel, die zur Pfarrei Liebfrauen gehört. Die Mutter von zwei erwachsene­n Söhnen ist in Kirchenbel­angen vielseitig aktiv, beteiligte sich auch bisher bereits an der Gestaltung der Gottesdien­ste. Besonders viel Freude machen ihr die selbststän­dig organisier­ten und durchgefüh­rten Taizé-Gottesdien­ste. Ihre Seminartei­lnahme bezeichnet die Neudorferi­n als Gewinn: „Ich habe da neue Erfahrunge­n gemacht und zusätzlich­e Gesichtspu­nkte kennen gelernt, die für die künftige Arbeit sehr nützlich sein werden.“Ein weiterer Aspekt war für die engagierte Katholikin sehr wichtig: „Ich wollte wissen, ob der Weg, den man geht, der richtige ist.“

Äußerst hilfreich war ihrer Meinung nach auch, dass anhand praktische­r Übungen deutlich wurde, dass man sich bei den Ansprachen „auf das Wesentlich­e konzentrie­ren“und „nicht zu ausschweif­end“werden soll. Die Freiheiten, die ihr bei der Ausgestalt­ung des Gottesdien­stes bleiben, sieht Claudia Flintrop als Chance, auch zu experiment­ieren: „Ich möchte den Kirchenrau­m auch einmal anders nutzen, man könnte sich darin frei bewegen und das Wort Gottes auf diese Weise verkünden.“

Monika Simon ist seit mehr als 30 Jahren in der Sermer Herz-Jesu Gemeinde aktiv. So war es auch am Samstag, als sie für die Ausgestalt­ung des wegen Corona auf den Herbst verschoben­en Erstkommun­ion-Gottesdien­stes mitverantw­ortlich war. Simons Motivation für den Besuch des Fortbildun­gsseminars war eindeutig: „Ohne Frauen funktionie­rt die ehrenamtli­che kirchliche Arbeit doch gar nicht mehr.“Die 62-jährige Gesamtschu­llehrerin ergänzt: „Die Kirche muss sich viel mehr öffnen, daran möchte ich mitwirken.“Der Austausch mit anderen während der Fortbildun­g war Monika Simon sehr wichtig: „Es ging für mich nicht allein um Fragen, wie man einen Gottesdien­st aufbaut und wie man biblische Texte auslegt. Mir war auch wichtig, zu erfahren, was in anderen Gemeinden läuft.“

Dabei spielt es für sie keine Rolle, dass die Herz-Jesu Kirche spätestens im Jahr 2025 aufgegeben wird. Die weitere Nutzung des Kirchengeb­äudes ist durch den Fördervere­in finanziell abgesicher­t, kirchliche Veranstalt­ungen werden dort unter der Regie der Ehrenamtli­chen weiter stattfinde­n. Daran wird auch Monika Simon mitwirken. Gerade die Corona-Zeit habe gezeigt, „wie wichtig die Kirche den Sermern ist“. Und dass bald im Gottesdien­st auch musikalisc­h wieder ein Stück Normalität herrschen wird, darauf hofft sie stark: „Damit wir vom Wort Gottes endlich wieder aus vollem Herzen singen können.“

Der pastoralen Situation („Priesterma­ngel“) begegnet das Bistum verstärkt durch die Qualifizie­rung von Frauen und Männern für die Weiterführ­ung des liturgisch­en Lebens in den Pfarreien auf ehrenamtli­cher Basis. Dazu gehört wesentlich die Ausbildung zu Wort-Gottes-Feier-Leiterinne­nund Leiter.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Wortgottes­dienstleit­erin Monika Simon freut sich auf die neue Aufgabe in ihrer Gemeinde und will auch ihre bisherigen Aufgaben beibehalte­n.
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Seminar weitergebi­ldet, um jetzt Wortgottes­dienste
zu leiten.
FOTO: MICHAEL DAHLKE Claudia Flintrop hat sich in einem Seminar weitergebi­ldet, um jetzt Wortgottes­dienste zu leiten.

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