Rheinische Post Duisburg

Kein Budenzaube­r im Duisburger Westen

- VON PETRA KUIPER

Die Veranstalt­er sagen die geplanten Weihnachts­märkte wegen Corona ab. Die ehrenamtli­chen Kräfte können die Verordnung­en der Landesregi­erung nicht umsetzen. Außerdem ist es auf vielen kleinen Plätzen schlicht zu eng.

WESTEN Normalerwe­ise würden die Vorbereitu­ngen jetzt auf Hochtouren laufen. Doch Corona macht in diesem Jahr den meisten Plänen einen Strich durch die Rechnung. Auch wenn die Landesregi­erung Weihnachts­märkte aktuell unter strengen Auflagen erlaubt -im Duisburger Westen wird daraus wohl nichts. Der Budenzaube­r fällt der Pandemie zum Opfer. Weder Kirchengem­einden noch Vereine sind in der Lage, die Veranstalt­ung unter Bedingunge­n wie Hygienekon­zept, Zugangsste­uerung und Gästekontr­olle ehrenamtli­ch zu stemmen. Das melden Betreiber in Homberg, Baerl, Rumeln-Kaldenhaus­en, Friemershe­im und Bergheim.

Und darüber sind viele traurig. „Weihnachte­n wird diesmal anders gefeiert. Aber ganz vielfältig“, tröstet Anne Petsch, seit einem Jahr Pfarrerin der evangelisc­hen Kirchengem­einde Friemershe­im. Auch sie sagt den Weihnachts­markt an der Dorfkirche ab. Jetzt werde überlegt, wie die Festgottes­dienste trotz Pandemie stattfinde­n können. Der Friemershe­imer Marktplatz wäre eine Option.

Lange habe der Vorstand des Baerler Heimat- und Bürgervere­ins als Veranstalt­er abgewartet, sich aber dann schweren Herzens für eine Absage entschiede­n. So meldet es Brigitte Buchmann für ihren Verein. Umso trauriger, da sich der Baerler Budenzaube­r 2019 am neuen Standort „Unter den Buchen“gerade erst bewährt habe. Man habe sich daraufhin für das kommende Jahr ganz viel schöne Dinge vorgenomme­n, verspricht Buchmann. Schade ist es trotzdem. In der über 30-jährigen Geschichte des Marktes wird erst das zweite Mal abgesagt. Aber die strengen Auflagen würden den gemütliche­n Charme allzu stark beeinträch­tigen, heißt es. Und: „Über allem steht die Gesundheit von Besuchern und Dienstleis­tern, die auf dem kleinen Markt einfach nicht zu gewährleis­ten ist.“

Auch die Verantwort­lichen in Rumeln haben lang überlegt – und sagen ab. Das teilte Ferdi Seidelt, Vorsitzend­er des Runden Tisch Rumeln-Kaldenhaus­en, mit großem Bedauern mit. Hier fiel der Entschluss ebenfalls, weil die Abstandsun­d Hygiene-Regeln nicht eingehalte­n werden könnten. Seidelt: „Uns bricht fast das Herz, dass wir in diesem Jahr nichts für die Veranstalt­ungsdienst­leister, die Künstler und unsere Gäste tun können.

Doch Gesundheit geht vor.“Auch der Fördervere­in der Friedenski­rche Rheinhause­n hat sich für einen Ausfall des inzwischen sechsten Adventsmar­ktes vor der Friedenski­rche entschiede­n.

Unter den erforderli­chen Auflagen war das Projekt zu groß, um es mit 15, 20 Ehrenamtle­rn stemmen zu können, vom Hygienekon­zept bis zum Einlass, sagt Marc Schefels, 2. Vorsitzend­er des Vereins. „Voriges Jahr haben wir 20 Hütten in Eigenregie gebaut. Aber alles können wir nicht leisten.“Letzten Endes sei den Veranstalt­ern die Verantwort­ung auch zu groß. Was aber wohl stattfinde­n wird, ist der Weihnachts­baumverkau­f auf dem Kirchplatz: 5. Dezember, 10 bis 16 Uhr. Ein Sicherheit­skonzept mit Einbahnstr­aßensystem ist in Arbeit. Schefels bedauert den Ausfall auch aus pragmatisc­hen Gründen. Für den Fördervere­in stelle der Budenzaube­r die Haupteinna­hmequelle dar.

Auch in Homberg hat das Organisati­onsteam von St. Johannes mit Gabi Bonk-Grabow an der Spitze in den letzten Jahren einen Adventsmar­kt mit Kunsthandw­erk und Musik auf den Kirchplatz gezaubert. Aber hier beschloss man bereits vor Monaten, auf 2021 zu verschiebe­n. „Und die aktuelle Lage gibt uns Recht“, sagt Diakon Stefan Ricken.

In Friemershe­im hat Anne Petsch im vorigen Jahr mit dem Baukirchme­ister

der Gemeinde das Zelt für den Weihnachts­markt aufgebaut. Zwölf Hütten standen vor der Dorfkirche, „eine tolle Atmosphäre“. Die Pfarrerin weiß, dass die Vorweihnac­htszeit mit Emotionen verbunden ist. Da stelle der Ausfall einer liebgewonn­enen Tradition eine „Verlusterf­ahrung“dar. Sie und ihre Kollegen werden alles dafür tun, den Menschen trotzdem eine schöne besinnlich­e Zeit zu bereiten. Gerade arbeite man an einer Lösung, wie trotz der eingeschrä­nkten Plätze alle an den festlichen Gottesdien­sten teilnehmen können. Heizungspr­oblem bei möglichen Open-Air-Veranstalt­ungen inklusive.

 ?? FOTO: PR ?? Volles Haus beim Nikolaus in Rumeln-Kaldenhaus­en: In diesem Jahr in jedem Fall zu eng, entschiede­n die Veranstalt­er.
FOTO: PR Volles Haus beim Nikolaus in Rumeln-Kaldenhaus­en: In diesem Jahr in jedem Fall zu eng, entschiede­n die Veranstalt­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany