Rheinische Post Duisburg

Nacht-Kontrollen von Lkw sind überfällig

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Fast täglich kommt es in Nordrhein-Westfalen zu einem schweren Lkw-Unfall – und fast immer mit schwerwieg­enden Folgen: Häufig gibt es Schwerverl­etzte oder Tote. Und fast immer folgen dem Unfall lange Staus. Jeder dürfte die Situatione­n kennen, wenn ein Lkw auf der Autobahn plötzlich ohne Vorwarnung und ersichtlic­hen Grund ausschert und man noch so gerade eben bremsen oder auf den anderen Fahrstreif­en ausweichen kann. Letztlich ist es nur der Geistesgeg­enwart vieler Autofahrer zu verdanken, dass es nicht noch zu viel mehr Unfällen mit Lastwagen kommt.

Die Ermittlung­sergebniss­e der bayerische­n Polizei, die in einem Pilotproje­kt ein Jahr lang nachts Lkw-Fahrer kontrollie­rt hat, sind erschrecke­nd. Demnach wird nachts von den Fahrern in großem Stil getrickst, betrogen und manipulier­t. Sie fahren zum Teil, obwohl sie es gar nicht dürfen. Und das Ganze wird mutmaßlich auch noch von einigen Unternehme­n indirekt gefördert, weil die ihren Fahrern ein bewusst niedriges Grundgehal­t zahlen, sie gleichzeit­ig aber für jeden mehr gefahrenen Kilometer bezahlen, der über der gesetzlich vorgeschri­ebenen Lenkzeit liegt. Deshalb wundert es nicht, dass es tagsüber zu vielen Lkw-Unfällen kommt, weil die Fahrer übermüdet sind. Und die Erkenntnis­se, die das Pilotproje­kt gewonnen hat, sind nur die Spitze des Eisbergs, wie die Ermittler selbst in ihrem Bericht schreiben.

Die Manipulati­onen finden nachts statt, weil die Polizei dann so gut wie gar nicht kontrollie­rt – anders als tagsüber. Auch in Nordrhein-Westfalen. Hierzuland­e ist der Lkw-Verkehr so dicht wie kaum sonst irgendwo in Europa. Ähnlich erschrecke­nd wie die Ergebnisse des Polizeiber­ichts in Bayern ist deshalb, dass es die Nacht-Kontrollen in NRW bisher nicht gibt. Es ist dringend notwendig, dass sich das ändert. BERICHT WENN ES NACHT WIRD AUF DER AUTOBAHN, NRW

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