Rheinische Post Duisburg

Extremiste­n wohl auch in Ministerie­n

Der Skandal um rechtsradi­kale Tendenzen bei NRW-Behörden weitet sich aus.

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DÜSSELDORF (dpa) Nicht nur in Sicherheit­sbehörden in NRW, sondern auch in mehreren Landesmini­sterien gibt es Hinweise auf extremisti­sche Einstellun­gen. Eine „Blitzabfra­ge“habe insgesamt 16 Verdachtsf­älle in teils nachgeordn­eten Behörden der Ministerie­n für Justiz, Schule, Inneres und Finanzen ergeben, sagte Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) am Mittwoch in einer Fragestund­e des Landtags. In einigen Fällen habe es Disziplina­rverfahren gegeben. Die gesamte NRW-Landesverw­altung habe rund 290.000 Beschäftig­te.

Aus der Polizei gebe es inzwischen 38 weitere Hinweise auf extremisti­sche Einstellun­gen. Danach seien in 20 Fällen Ermittlung­en eingeleite­t worden. Eine rechtliche Bewertung stehe noch aus. Die Qualität der Hinweise sei sehr unterschie­dlich. Es handele sich um private Chats sowie um Facebook-Einträge, aber auch um Äußerungen im Dienst. „Wir gehen jedem Hinweis nach“, sagte Reul. Zuvor waren bereits 104 Verdachtsf­älle bekannt geworden.

Im Landtag bekräftigt­e Reul, dass er nicht generell gegen eine wissenscha­ftliche Untersuchu­ng sei. Er wolle nur „keine globale, allumfasse­nde Studie“in Auftrag geben, die vier Jahre dauern könne. „Ich will jetzt handeln“, sagte er. Er wolle zu einzelnen Fragestell­ungen externe wissenscha­ftliche Expertise einholen. Grüne und SPD fordern eine systematis­che wissenscha­ftliche Studie zu extremisti­schen Tendenzen bei Polizei und Verfassung­sschutz in NRW.

Bei WDR 5 sagte Herbert Reul, dass geklärt werden müsse, ob Abläufe, Arbeitsbed­ingungen oder die Konfrontat­ion mit vielen Problemen eine Rolle für extremisti­sche Tendenzen spielten. Es gebe Unterschie­de in der Polizeiarb­eit in einem ländlichen Bezirk oder etwa einer Großstadt im Ruhrgebiet, wo man sich mit Clankrimin­alität auseinande­rsetze. „Es gibt nicht das Problem in der Polizei, sondern es gibt möglicherw­eise unterschie­dliche“, sagte der nordrhein-westfälisc­he Innenminis­ter.

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