Das System ist krank
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist nicht irgendwer. Es ist der größte Sportfachverband der Welt mit rund sieben Millionen Mitgliedern. Ein mächtiger Apparat, in dem sich die jeweiligen Präsidenten auf Augenhöhe mit Staatschefs wähnten. Immer, wenn der öffentliche Druck besonders groß wurde, hat man beim DFB Buße und Erneuerung versprochen. Immer, wenn sich ein Neuer an der Spitze vorstellte, bekräftigte er den Willen, die Organisation mit Sitz in Frankfurt zu reformieren. Offenbar ist diese Aufgabe allerdings zu komplex, als dass der Verband sie selbst lösen könnte. Fritz Keller ist jedenfalls krachend mit dem Versuch gescheitert, die Haltung innerhalb der eigenen Reihen zu ändern.
Es ist schon geradezu putzig, wenn er ankündigt, die Ermittlungen der Behörden „allumfänglich unterstützen“zu wollen. Ja was denn sonst? Sollte man ihm noch Dankbarkeit zollen, dass er sich dazu erbarmt, der Rechtsstaatlichkeit genüge zu tun? Es ist derzeit überhaupt nicht zu ermessen, wie groß und tief der Sumpf beim DFB ist. Man wird abwarten müssen, was die Ermittlungen der Behörden schlussendlich zu Tage fördern werden. Die Vorahnung ist: Wahrscheinlich wird nicht alles mit rechten Dingen gelaufen sein, als Mitarbeiter auf ganz unterschiedlichen Managementebenen involviert waren.
Das Gebaren von „denen da oben“ist einmal mehr ein kräftiger Schlag ins Gesicht der Millionen Ehrenamtler in diesem Land, die sich unter dem Dach des DFB jeden Tag auf Fußballplätze stellen und Schweiß, aber nicht an großen Scheinen riechen. Würde der DFB es tatsächlich ernst meinen mit einem Neuanfang, dann würde er nicht immer nur von Veränderungen reden. Viele hatten bislang daran ja auch offenbar kein Interesse. Sie lebten gut vom DFB, so wie er war – und noch ist.
GIANNI COSTA