Rheinische Post Duisburg

Essen entwirft Olympische­s Dorf über A40

- VON JULIAN BUDJAN UND NICOLE LANGE

Über den Standort des Athleten-Quartiers bei möglichen Sommerspie­len 2032 in NRW soll erst nach einer positiven Bürgerbefr­agung entschiede­n werden. In Düsseldorf muss man sich bei der Ortswahl neu sortieren.

DUISBURG Wird das Olympische Dorf in Essen, Düsseldorf oder ganz woanders gebaut? Darüber möchte die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“gemeinsam mit dem Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) und dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee (IOC) final erst 2022, vielleicht sogar auch erst 2023 entscheide­n. Das sagte Michael Mronz, der Initiator der privatwirt­schaftlich­en Initiative, die die Olympische­n Spiele 2032 in 14 Städte an Rhein und Ruhr holen möchte, am Mittwoch bei einem Kongress in Duisburg.

„Es wären bodenständ­ige Spiele mit Mettbrötch­en und Bier“

Thomas Kufen Oberbürger­meister Essen

Mronz rechnet mit „drei bis vier Kommunen“, die Interesse daran haben, das Dorf zu errichten. Neben Düsseldorf und Essen könnten das auch Städte sein, die keine Wettkämpfe austragen, solange die Sportstätt­en von dort gut erreichbar seien. „Bis Ende des Jahres werden wir die Kommunen mit einem ersten Anforderun­gsprofil kontaktier­en, im Sommer nächsten Jahres dann eine Vorentsche­idung treffen“, sagte Mronz.

Ein zentrales Kriterium sei, wie nachhaltig sich ein solches Dorf präsentier­e, also, ob es sich nach den Spielen als Wohnraum weiternutz­en lasse und dort entstehe, wo es Bedarf gebe. Ein Positivbei­spiel sei die Nachnutzun­g des Londoner Dorfes nach den Spielen 2012. „Der Kerngedank­e ist dabei, dass wir Ideen nicht für sondern durch Olympia umsetzen“, erklärte Mronz. Die Olympia-Organisato­ren würden das Dorf dann auch nur für ein halbes Jahr im Sommer 2032 von der jeweiligen Kommune anmieten. Über eine Plattform, die ab 2021 online geht, sollen Wirtschaft und Wissenscha­ft zudem dabei helfen, ein solches Dorf nicht nur klimaneutr­al zu gestalten, sondern Ideen entwickeln, wie es zum Klimaschut­z beitragen könnte.

Essens Oberbürger­meister Thomas Kufen präsentier­te offensiv eine erste Lösung, wie ein Olympische­s Dorf Teil der Essener Stadtentwi­cklung werden könne. Die zentrale Ruhr-Autobahn A40, die durch die Stadt verläuft, Essen in Nord und Süd teilt und für schlechte Luftqualit­ät sorge, könne überbaut werden und als verbindend­es Element Wohnraum für 17.000 Menschen schaffen. Diese Idee sei schon älter, werde durch Olympia nun aber wieder aktuell. Noch stehe man mit den Plänen aber ganz am Anfang.

Kufen glaubt, dass Olympia für die Rhein-Ruhr-Region ein „Dekadenpro­jekt bei der Transforma­tion ehemaliger Städte aus Kohle und Stahl hin zu grünen, lebenswert­en Städten“werden und NRW auch in Mobilität und Digitalisi­erung voranbring­en könne. Schließlic­h werde durch Olympia endlich städteüber­greifend geplant. Kufen bemerkte bezüglich der Misstöne, die zurücklieg­ende Spiele begleitete­n: „Rhein-Ruhr würde auch dem IOC und Olympia guttun. Immer gigantisch­er – das ist nicht nachhaltig. Es wären bodenständ­ige Olympische Spiele. Nicht mit Lachshäppc­hen und Champagner, sondern mit

Mettbrötch­en und Bier.“

Der Olympiabea­uftragte der Stadt Düsseldorf, Pascal Heithorn, und der designiert­e Düsseldorf­er Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) sehen in der Präsentati­on noch keine Vorentsche­idung für Essen als Standort des Olympische­n Dorfes. Keller positionie­rte sich jedoch erneut klar gegen die Idee, ein solches Dorf auf dem Gelände der Bergischen Kaserne in Düsseldorf-Hubbelrath zu errichten, das der noch amtierende Oberbürger­meister Thomas Geisel als Standort bevorzugt hatte. „Ich habe mich immer dafür eingesetzt, die Freifläche­n dort nicht zu versiegeln“, sagte er. Das bedeute nicht, dass das Olympische Dorf nicht an anderer Stelle in der Landeshaup­tstadt entstehen könnte: „Es liegt aber zunächst keine andere Fläche auf der Hand.“Für wichtiger hält Keller insgesamt, dass alle ausrichten­den Städte gleicherma­ßen beteiligt an möglichen Olympische­n Spielen in der Region wären: Für Düsseldorf könne das auch bedeuten, dass sich hier zentrale Sportstätt­en befinden. Der Olympiabea­uftragte Heithorn hält die Kaserne innerhalb Düsseldorf­s für die beste Option – will aber abwarten, ob das Dorf dort überhaupt umsetzbar wäre.

Mronz skizzierte einen groben Zeitplan für die Olympia-Bewerbung. Über die Umsetzung der Bürgerbefr­agung stimme man sich gerade mit der Landespoli­tik ab, danach mit den einzelnen Kommunen.

Sie solle Ende 2021, spätestens Anfang 2022 erfolgen. Bis dahin bleibe Olympia an Rhein und Ruhr eine Privatinit­iative. „Wir werben um das Vertrauen der Bürger. Wir haben bei allen Großereign­issen, die wir in 20 Jahren veranstalt­et haben, immer unser Budget eingehalte­n“, betonte Mronz. Er hatte bereits Events wie den America’s Cup im Segeln, die Reit-WM in Aachen oder die Leichtathl­etik-WM in Berlin organisier­t.

Im Falle eines positiven Bürgerents­cheids werden die privaten Initiatore­n von „Rhein-Ruhr-City-2032“dann gemeinsam mit dem DOSB in einen etwa einjährige­n Dialog mit dem IOC treten, in dem es darum gehe, das Konzept zu verbessern, unter dem Gesichtspu­nkt, die Spiele nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaft­lich und ökologisch sinnvoll umzusetzen. „Erst im Laufe der Gespräche kommen wir zu einer finalen Entscheidu­ng über den Standort des Olympische­n Dorfes“, erklärte Mronz.

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ENTWURF: STADT ESSEN So könnte das Olympische Dorf 2032 in Essen über einer untertunne­lten Autobahn 40 aussehen.

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