Essen entwirft Olympisches Dorf über A40
Über den Standort des Athleten-Quartiers bei möglichen Sommerspielen 2032 in NRW soll erst nach einer positiven Bürgerbefragung entschieden werden. In Düsseldorf muss man sich bei der Ortswahl neu sortieren.
DUISBURG Wird das Olympische Dorf in Essen, Düsseldorf oder ganz woanders gebaut? Darüber möchte die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) final erst 2022, vielleicht sogar auch erst 2023 entscheiden. Das sagte Michael Mronz, der Initiator der privatwirtschaftlichen Initiative, die die Olympischen Spiele 2032 in 14 Städte an Rhein und Ruhr holen möchte, am Mittwoch bei einem Kongress in Duisburg.
„Es wären bodenständige Spiele mit Mettbrötchen und Bier“
Thomas Kufen Oberbürgermeister Essen
Mronz rechnet mit „drei bis vier Kommunen“, die Interesse daran haben, das Dorf zu errichten. Neben Düsseldorf und Essen könnten das auch Städte sein, die keine Wettkämpfe austragen, solange die Sportstätten von dort gut erreichbar seien. „Bis Ende des Jahres werden wir die Kommunen mit einem ersten Anforderungsprofil kontaktieren, im Sommer nächsten Jahres dann eine Vorentscheidung treffen“, sagte Mronz.
Ein zentrales Kriterium sei, wie nachhaltig sich ein solches Dorf präsentiere, also, ob es sich nach den Spielen als Wohnraum weiternutzen lasse und dort entstehe, wo es Bedarf gebe. Ein Positivbeispiel sei die Nachnutzung des Londoner Dorfes nach den Spielen 2012. „Der Kerngedanke ist dabei, dass wir Ideen nicht für sondern durch Olympia umsetzen“, erklärte Mronz. Die Olympia-Organisatoren würden das Dorf dann auch nur für ein halbes Jahr im Sommer 2032 von der jeweiligen Kommune anmieten. Über eine Plattform, die ab 2021 online geht, sollen Wirtschaft und Wissenschaft zudem dabei helfen, ein solches Dorf nicht nur klimaneutral zu gestalten, sondern Ideen entwickeln, wie es zum Klimaschutz beitragen könnte.
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen präsentierte offensiv eine erste Lösung, wie ein Olympisches Dorf Teil der Essener Stadtentwicklung werden könne. Die zentrale Ruhr-Autobahn A40, die durch die Stadt verläuft, Essen in Nord und Süd teilt und für schlechte Luftqualität sorge, könne überbaut werden und als verbindendes Element Wohnraum für 17.000 Menschen schaffen. Diese Idee sei schon älter, werde durch Olympia nun aber wieder aktuell. Noch stehe man mit den Plänen aber ganz am Anfang.
Kufen glaubt, dass Olympia für die Rhein-Ruhr-Region ein „Dekadenprojekt bei der Transformation ehemaliger Städte aus Kohle und Stahl hin zu grünen, lebenswerten Städten“werden und NRW auch in Mobilität und Digitalisierung voranbringen könne. Schließlich werde durch Olympia endlich städteübergreifend geplant. Kufen bemerkte bezüglich der Misstöne, die zurückliegende Spiele begleiteten: „Rhein-Ruhr würde auch dem IOC und Olympia guttun. Immer gigantischer – das ist nicht nachhaltig. Es wären bodenständige Olympische Spiele. Nicht mit Lachshäppchen und Champagner, sondern mit
Mettbrötchen und Bier.“
Der Olympiabeauftragte der Stadt Düsseldorf, Pascal Heithorn, und der designierte Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sehen in der Präsentation noch keine Vorentscheidung für Essen als Standort des Olympischen Dorfes. Keller positionierte sich jedoch erneut klar gegen die Idee, ein solches Dorf auf dem Gelände der Bergischen Kaserne in Düsseldorf-Hubbelrath zu errichten, das der noch amtierende Oberbürgermeister Thomas Geisel als Standort bevorzugt hatte. „Ich habe mich immer dafür eingesetzt, die Freiflächen dort nicht zu versiegeln“, sagte er. Das bedeute nicht, dass das Olympische Dorf nicht an anderer Stelle in der Landeshauptstadt entstehen könnte: „Es liegt aber zunächst keine andere Fläche auf der Hand.“Für wichtiger hält Keller insgesamt, dass alle ausrichtenden Städte gleichermaßen beteiligt an möglichen Olympischen Spielen in der Region wären: Für Düsseldorf könne das auch bedeuten, dass sich hier zentrale Sportstätten befinden. Der Olympiabeauftragte Heithorn hält die Kaserne innerhalb Düsseldorfs für die beste Option – will aber abwarten, ob das Dorf dort überhaupt umsetzbar wäre.
Mronz skizzierte einen groben Zeitplan für die Olympia-Bewerbung. Über die Umsetzung der Bürgerbefragung stimme man sich gerade mit der Landespolitik ab, danach mit den einzelnen Kommunen.
Sie solle Ende 2021, spätestens Anfang 2022 erfolgen. Bis dahin bleibe Olympia an Rhein und Ruhr eine Privatinitiative. „Wir werben um das Vertrauen der Bürger. Wir haben bei allen Großereignissen, die wir in 20 Jahren veranstaltet haben, immer unser Budget eingehalten“, betonte Mronz. Er hatte bereits Events wie den America’s Cup im Segeln, die Reit-WM in Aachen oder die Leichtathletik-WM in Berlin organisiert.
Im Falle eines positiven Bürgerentscheids werden die privaten Initiatoren von „Rhein-Ruhr-City-2032“dann gemeinsam mit dem DOSB in einen etwa einjährigen Dialog mit dem IOC treten, in dem es darum gehe, das Konzept zu verbessern, unter dem Gesichtspunkt, die Spiele nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll umzusetzen. „Erst im Laufe der Gespräche kommen wir zu einer finalen Entscheidung über den Standort des Olympischen Dorfes“, erklärte Mronz.