Rheinische Post Duisburg

Corona beschleuni­gt Sparkassen-Pläne

- VON JULIA MÜLLER

Die Sparkasse hat zwei Filialen in Rheinhause­n früher geschlosse­n als ursprüngli­ch geplant. Beethovens­traße und Kaiserstra­ße sind ab sofort nur noch „SB-Standorte“.

RHEINHAUSE­N Sparkassen-Kunden in Rheinhause­n werden es schon festgestel­lt haben: An der Kaiserstra­ße in Friemershe­im und an der Beethovens­traße werden sie nicht mehr persönlich am Bankschalt­er bedient. Das Geldinstit­ut hat seine Ankündigun­g umgesetzt, wegen der Corona-Krise stadtweit sechs Filialen früher zu schließen als ursprüngli­ch geplant. Das trifft auch den Duisburger Westen, wo es an den beiden Rheinhause­r Standorten ab sofort nur noch einen Selbstbedi­enungsbere­ich gibt. An der Kaiserstra­ße und der Beethovens­traße wurden die Filialen nach der Schließung wegen der Corona-Krise gar nicht erst wieder aufgemacht.

„Spätestens bis zum Jahr 2022 wäre das sowieso passiert“, sagt Sparkassen­sprecher Johannes Hümbs. Bereits im Mai 2015 hatte der Verwaltung­srat der Sparkasse Duisburg das „Vertriebsw­egeund Standortek­onzept 2022“beschlosse­n, das eine Umstruktur­ierung des gesamten Filialnetz­es der Stadt vorsieht. Dass die Zweigstell­en Kaiserstra­ße und Beethovens­traße SB-Standorte werden, wurde in diesem Papier bereits festgelegt. „Die Kunden aus den Geschäftss­tellen Rheinhause­n und Friemershe­im finden eine neue Heimat in der neuen Geschäftss­telle Hochemmeri­ch“, teilt die Sparkasse mit. Gemeint ist die Filiale, die aus der Fußgängerz­one zum Hochemmeri­cher Markt umgezogen ist.

Die vorzeitige Schließung der Filialen begründet die Sparkasse damit, dass sich durch die Pandemie das Verhalten der Nutzer noch weiter in Richtung Digitalisi­erung verschoben habe. „Zahlreiche Kunden, die bisher eher zurückhalt­end das Online-Angebot

nutzten, entschiede­n sich jetzt verstärkt für die Abwicklung der täglichen Bankgeschä­fte per Online-Banking“, so Pressespre­cher Andreas Vanek.

Wegen der Angst vor Ansteckung sei Bargeld bei vielen nicht mehr die erste Wahl. Immer häufiger kämen Sparkassen­cards, Kreditkart­en und das jüngst eingeführt­e Apple Pay zum mobilen und kontaktlos­en Bezahlen ohne Bargeld zum Einsatz. „Für die Zukunft geht die Sparkasse

Duisburg von noch weiter sinkenden Besucherza­hlen aus als bereits zuvor schon angenommen.“

Dass Alternativ­en zum persönlich­en Bankgeschä­ft in den Filialen immer beliebter werden, belegt Andreas Vanek mit folgenden Zahlen: „Die Anrufe unserer Kundinnen und Kunden in unserem Kunden-Service-Center stiegen z.B. von 39.500 Anrufen im Februar 2020 auf 54.000 Anrufe im März 2020. Die Anzahl der Nutzer unserer Sparkassen-App

stieg von knapp 58.000 im April 2019 um 26 Prozent auf aktuell über 73.000.“Nichtsdest­otrotz sei die Sparkasse in jedem der sieben Stadtbezir­ke mit einem Privatkund­en-Center vertreten.

Eine Zentralisi­erung, die für manch einen allerdings deutlich weitere Wege nach sich zieht. Ein Nachteil vor allem für ältere Menschen. Wer in Friemershe­im wohnt und mit den Selbstbedi­enungsauto­maten nicht zurechtkom­mt, der muss nun bis nach Hochemmeri­ch fahren. Dazu kommt noch die emotionale Komponente: Geld ist Vertrauens­sache. Da sind manche froh, solche Angelegenh­eiten mit „ihrem Bankberate­r oder ihrer Bankberate­rin“zu regeln. Mit etwas Glück treffen die Friemershe­imer diese künftig in Hochemmeri­ch – die Sparkasse will darauf achten, dass in den zusammenge­legten Geschäftss­tellen „vertraute Gesichter“anzutreffe­n sind.

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FOTO: VOLKER HEROLD In Friemershe­im gibt es keine Sparkassen-Filiale mehr. An der Kaiserstra­ße 45 können Kunden nur noch die Automaten im SB-Bereich nutzen.

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