Rheinische Post Duisburg

„Fantasie, Liebe und Leidenscha­ft“

- VON REGINA GOLDLÜCKE

DÜSSELDORF Die Premiere des musikalisc­hen Bilderboge­ns „Vissi d‘arte“begeistert­e die Opern-Scouts. Beim Finale von „Hoffmanns Erzählunge­n“berichtete­n sie übereinsti­mmend von „Gänsehaut-Momenten“.

Stefan Pütz, Buchhändle­r: „Mehr Oper kann man nicht haben. Fantastisc­h, wie das Orchester hochgefahr­en und die Szenerie umgedreht wurde, so dass man hinter dem eisernen Vorhang die Tiefe des Raumes sah. So ein Medley könnte auch platt sein, war es aber nicht. Es enthielt viel Symbolik und ganz unterschie­dliche Musik – das Leichte von Mozart, das Dramatisch­e von Wagner. Ich fühlte mich glänzend unterhalte­n.“

Markus Wendel, Sachbearbe­iter im NRW-Innenminis­terium: „Ein Riesenboge­n, wie man ihn breiter nicht hätte gestalten können. Dazu eine Musikauswa­hl mit kleinsten und feinsten Nuancen. Mein Highlight war das Duell der ‚Königin der Nacht‘ mit dem Xylophon. Und wann hört man schon einmal den Schluss der ‚Walküre‘ auf zwei Pianos? Für mich ist das Konzept aufgegange­n. Ein klein wenig nervte mich der eingestreu­te Klamauk. Aber das Schöne war, dass die Stimmung Minuten später wieder ganz anders war.“

Helma Kremer, Market Developmen­t Düsseldorf Tourismus GmbH: „Mich störte der Klamauk nicht, es tat gut, mal runtergeho­lt zu werden. Ich bin noch ganz erfüllt, auch von der Szene gegen Schluss mit der Applaus-Einspielun­g eines vollen Hauses. Wunderbar, die Ouvertüren zuerst als Klavierstü­cke zu hören. Und berührend, wie der Chor mit Mundschutz zur Melodie ‚Lippen schweigen‘ nur summte. Den Sängern spürte man die Einengung und Fesselung an, unter der Künstler momentan leiden.“

Michael Langenberg­er, Wirtschaft­smediator: „Es war toll, obwohl ich noch ein bisschen zerrissen bin von den vielen Bildern und Verwirrung­en. Musikalisc­h hat wohl jeder seinen persönlich­en Favoriten, meiner war die Sängerin Maria Kataeva mit ‚Embraceabl­e You‘ aus der Feder von George & Ira Gershwin. Ich liebe akustische Überraschu­ngen, den Chor vor den geöffneten Türen fand ich sensatione­ll, genau wie das vierhändig­e Klavierspi­el auf der Bühne. Rücken an Rücken, ein Ballett in Musik.“

Benedikt Stahl, Architekt: „Nach so langer Abstinenz ist es schön, diese Oper spüren zu können. Ich hatte das Gefühl, sie holt einen ab, wo man vor Corona stehengebl­ieben ist. Mir gefiel das Experiment­elle – jetzt probieren wir einfach mal etwas aus. Das zeigt, wie man in Krisenzeit­en mit Fantasie, Liebe und Leidenscha­ft weiterkomm­t. Richtig umgehauen hat mich ‚Ich habe deinen Mund geküsst‘ aus ‚Salome‘. Dieser Abend ist auch jedem zu empfehlen, der sonst nicht in die Oper geht.“

 ?? FOTO: M. RITTERSHAU­S /
RHEINOPER ?? Szene aus „Vissi d‘arte“, mit
Andres Sulbarán, Maria Kataeva und Heidi Elisabeth Meier (v.l.); am Flügel:
Cécile Tallec.
FOTO: M. RITTERSHAU­S / RHEINOPER Szene aus „Vissi d‘arte“, mit Andres Sulbarán, Maria Kataeva und Heidi Elisabeth Meier (v.l.); am Flügel: Cécile Tallec.

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