Mittelinsel an Unfallstelle war schon geplant
Seit 2014 setzt sich die Stadt bei Straßen.NRW für Fußgänger-Querungshilfen entlang der Kaldenhausener Straße ein. Vor zwei Wochen kam die Zusage. Am Montag geschah dort ein tödlicher Unfall.
MOERS-VENNIKEL Erneut hat ein tödlicher Unfall die Grafenstadt erschüttert. Und wieder geht es um die Frage, die in einem solchen Fall vor allem Angehörige und Freunde, in gewissem Maß aber auch die Öffentlichkeit beschäftigt: jene nämlich nach dem Warum.
Wie konnte es zu so einem Unglück kommen? War es menschliches Versagen – auf welcher Seite auch immer –, oder haben auch die örtlichen Gegebenheiten eine Rolle gespielt? Kurz: Hätte der Unfall verhindert werden können? Was wir zum jetzigen Zeitpunkt wissen, ist allein dies: Dass die Verkehrssituation an der Unfallstelle Anwohnern und Stadtverwaltung schon seit langem ein Dorn im Augen war.
Rückblick: Es ist Montagmorgen, kurz nach Mitternacht. In ihrer Mitteilung an die Presse wird die Polizei später schreiben, dass ein 57 Jahre alter Mann aus Moers mit seinem Hund spazieren ging. Der Hundehalter trägt eine Jacke mit reflektierenden Streifen, der Hund ein entsprechendes Halsband mit einer Rollleine.
Zur gleichen Zeit ist ein 40 Jahre alter Autofahrer auf der Kaldenhausener Straße in Richtung Kapellen unterwegs. Erlaubt sind dort, wo Wohnbebauung die Straße säumt, 50 Kilometer pro Stunde, davor und dahinter 70. Die Landstraße ist beleuchtet, schnurgerade und an diesem Abend auch trocken. Auf dem Rücksitz des Pkw sitzt eine 33 Jahre alte Frau mit ihrem einjährigen Kind.
Als der Moerser mit seinem Hund vom Lärchenweg aus die Kaldenhausener Straße überqueren will, übersieht er offenbar den herannahenden Wagen. Der Autofahrer versucht noch, nach links auszuweichen. Einen Zusammenstoß kann er jedoch nicht verhindern. So besagt es der erste, vorläufige Polizeibericht.
Wie die tatsächlichen Sichtverhältnisse vor Ort waren, soll laut eines Sprechers der Kreispolizeibehörde Wesel jetzt ein von der Staatsanwaltchaft in Auftrag gegebenes lichttechnisches Gutachten klären. Dabei werden Lichtverhältnisse, wie sie zum Zeitpunkt des Unfall geherrscht haben, simuliert.
In einem weiteren allgemeinen Gutachten wird neben weiteren Aspekten untersucht, wie schnell das Auto zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes unterwegs war und ob, wann und wie stark der Fahrer gebremst hat. Mit Ergebnissen der Gutachten wird in einigen Wochen gerechnet.
Unterdessen hat der für die Kaldenhausener Straße zuständige Landesbetrieb Straßen.NRW bestätigt, mit der Stadt Moers in Abstimmung bezüglich möglicher Querungshilfen für Fußgänger entlang der Landstraße zu stehen.
Seit 2014 setzt sich die Verwaltung für die Schaffung eben solcher ein. Im Juli dieses Jahres habe die Stadt Entwurfsplanungen für die Schaffung von insgesamt vier Mittelinseln mit der Bitte um Prüfung und Stellungnahme an Straßen.NRW gesendet, bestätigt Stadtsprecher Thorsten Schröder auf Anfrage.
Nach Auffassung der Verwaltung sollen die Querungshilfen in Höhe Boschheideweg, Viertelsheideweg, Tigrathsfeldweg und Lärchenweg entstehen – also auch an jener Stelle, an der am Montagmorgen der Unfall geschah.
Ob das Unglück mit einer Mittelinsel hätte verhindert werden können, ist Spekulation. Fest steht aber: „Erst vor 14 Tagen wurde seitens Straßen.NRW telefonisch in Aussicht gestellt, dem Bau von Mittelinseln zuzustimmen“, sagt Schröder. Über die Zahl müsse noch verhandelt werden.