Rheinische Post Duisburg

Neun weitere Stolperste­ine verlegt

Die Messingqua­drate des Künstlers Gunter Demnig erinnern an die Opfer des Hitler-Regims.

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MOERS (RP) Mit Handschuhe­n, Hammer, grauem Sand zum Auffüllen und einem Messingqua­drat kniet er auf dem Bürgerstei­g in der Homberger Straße: Künstler Gunter Demnig hat dort am Mittwoch den ersten von neun weiteren Stolperste­inen in Moers verlegt.

„Ich hoffe, dass wir bei jedem ‚Stolpern‘ über einen der Steine kurz entschleun­igen und dem Gedenken an die Opfer des NS-Regimes einen Moment unserer Zeit schenken“: Mit diesen Worten hat Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er die Verlegunge­n eröffnet.

Insgesamt 110 Stolperste­ine erinnern nun in Moers an die Ermordeten, Geschändet­en und Vertrieben­en. Schüler verschiede­ner Moerser Schulen haben kreative Beiträge geleistet. Mundharmon­ika- und Gitarrenmu­sik haben für entspreche­nd andächtige Stimmung gesorgt.

An der ersten Station hat Demnig einen Messingste­in für Gustav Grünewald in den Bürgerstei­g eingelasse­n. Ihm wurde eine „senile paranoide Geistesstö­rung“diagnostiz­iert, weshalb er ab April 1943 zuerst in der Heilanstal­t Düsseldorf-Grafenberg und später in der Anstalt Johannista­l-Waldniel untergebra­cht war. Ein halbes Jahr nach seinem Aufenthalt in der Heilanstal­t Ueckermünd­e verstarb Grünewald im Dezember

1943 nach „zwei Wochen zunehmende­r Hinfälligk­eit“, so die Krankenakt­e.

Bei der Verlegung des Gedenkstei­ns vor seiner ehemaligen Wohnung an der Homberger Straße 342 waren zwei Urenkelinn­en von Grünewald dabei. Bernhard Schmidt, Vorsitzend­er des Vereins „Erinnern für die Zukunft“, betont diese Besonderhe­it: „Es ist zu einer Seltenheit

geworden, dass wir noch Angehörige der Opfer finden, die bei der Stolperste­inverlegun­g dabei sind.“

Die Arbeit seines Vereins ist für die Erinnerung­skultur unglaublic­h wichtig. Das weiß auch Fleischhau­er zu schätzen: „Eigentlich steckt hinter jeder Geschichte so viel mehr als nur der Name und das Deportatio­nsoder Todesdatum, das auf den Steinen eingearbei­tet wurde. Deshalb liegt mir die Arbeit des Vereins ‚Erinnern für die Zukunft‘ und der ‚Gesellscha­ft für Christlich-Jüdische Zusammenar­beit‘ so sehr am Herzen.“Beide haben die Verlegunge­n organisier­t und die Hintergrün­de zu den Opfern recherchie­rt. Sie planen für die nächsten Jahre noch weitere Stolperste­ine in Moers.

Interessie­rte sind eingeladen, sich durch eine Spende an zukünftige­n Verlegunge­n zu beteiligen. Die Kosten für einen Stolperste­in betragen 120 Euro.

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FOTO: ?? Künstler Gunter Demnig hat die Stolperste­ine selbst verlegt.
PST FOTO: Künstler Gunter Demnig hat die Stolperste­ine selbst verlegt.

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