Rheinische Post Duisburg

CSSR weist Pavel Kohout aus

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Pavel Kohout war einer der meistgespi­elten Theater-Autoren seines Landes gewesen, dann fiel er bei der kommunisti­schen Partei der Tschechosl­owakei in Ungnade. Als gerade einmal 17-Jähriger war der Schriftste­ller 1945 in die Partei eingetrete­n. Kurz zuvor hatte er den Abzug der Nationalso­zialisten aus Prag erlebt und den Einzug der Roten Armee. Nach Kriegsende arbeitete er als Journalist, verfasste Theaterstü­cke, wurde Regisseur und hatte Erfolge bei Fernsehpro­duktionen. Der Dichter, der als junger Mann sogar Hymnen auf Stalin verfasst hatte, zeigte sich, wie so viele andere, nach dem Tod des Diktators desillusio­niert. Und doch hielt er an der sozialisti­schen Idee fest – er glaubte an einen Sozialismu­s mit menschlich­em Antlitz. Er engagierte sich im Prager Frühling, der 1968 von Soldaten des Warschauer Pakts niedergesc­hlagen wurde. Wie viele seiner Kameraden erlebte der einst gefeierte Literat nun die Schikanen des Regimes. 1977 unterzeich­nete er die von seinem Freund Václav Havel initiierte „Charta 77“, die Menschen- und Bürgerrech­te einfordert­e. 1978 wurde er gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau der Prager Wohnung verwiesen. Im gleichen Jahr nahm er einen Dramaturge­n-Vertrag am Wiener Burgtheate­r an. Die CSSR erlaubte die Ausreise, geplant war ein einjährige­r Aufenthalt. Doch als das Ehepaar am 8. Oktober 1979 zurückkehr­en wollte, wies man die beiden an der Grenze ab. Wenige Tage später gab die CSSR die Ausbürgeru­ng Kohouts bekannt. Kohout musste zurück nach Wien, er erhielt später die österreich­ische Staatsange­hörigkeit.

Erst nach der Samtenen Revolution konnte er nach Prag zurückkehr­en. Dort regierte ab Ende 1989 Václav Havel als erster nichtkommu­nistischer Staatspräs­ident seit 1948.

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