„Wir sind die einzigen, die sich freuen“
Bahnen und Busse sind am Donnerstag in Duisburg wieder nicht gefahren. Verdi hatte im Öffentlichen Dienst erneut zum Streik aufgerufen. Profitiert hat davon die Taxibranche. Wir haben einen Fahrer getroffen.
Einmal wieder haben am Donnerstag die Beschäftigen im Öffentlichen Dienst ihre Arbeit niedergelegt. Diesmal war der Nahverkehr dran. Hintergrund der Warnstreiks ist die Forderung von Verdi nach einer bundesweit einheitlichen Tarifregelung. Tarife im Nahverkehr werden derzeit in den 16 Bundesländern einzeln ausgehandelt. Weil sich deshalb die Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Regionen aus Sicht der Gewerkschaft zu weit auseinander entwickelt haben, sollen die regionalen Regelungen um eine bundesweite ergänzt werden. Busse und Bahnen sind wegen des Streiks am Donnerstag auch in Duisburg von morgens bis abends nicht gefahren. Wer kein Auto hat, musste improvisieren – oder bei Hamza, 51, und seinen Kollegen einsteigen. Der Duisburger Taxifahrer macht an Streiktagen den dreifachen Umsatz. Ein Protokoll.
Ich bin seit heute morgen nonstop unterwegs. Um fünf Uhr bin ich in mein Taxi gestiegen und habe seitdem Lehrer zur Schule gefahren, Pfleger ins Altenheim und Ärzte ins Krankenhaus. Hier steigen nicht nur reiche Bänker oder Unternehmer ein, wie man vielleicht denken könnte, ich habe hier fast alle Berufsgruppen drin. Manchmal geht es mit dem ÖPNV einfach nicht und heute ja sowieso nicht. Die Leute waren bis jetzt total nett und haben gutes Trinkgeld gegeben. Die sind froh, dass sie heute jemand zur Arbeit bringt, jetzt wo alle Busse und Bahnen ausfallen.
Wenn im Nahverkehr gestreikt wird, läuft es bei uns. Das war schon immer so. Ich werde bis zum Abend wahrscheinlich den doppelten, vielleicht sogar den dreifachen Umsatz machen wie an normalen Tagen. Ganz so einfach ist der Job aber heute auch nicht, denn die Straßen sind voller als sonst, viele die sonst
Bahn fahren, nehmen jetzt das Auto. Da steht man dann schon mal länger an einer Kreuzung. Aber trotzdem sind Streiktage gute Tage. Wir Taxifahrer sind wahrscheinlich die einzigen, die sich heute freuen.
Den Taxischein habe ich 1991 gemacht, seit 15 Jahren fahre ich in Duisburg. Natürlich macht man auch schlechte Erfahrungen, aber meistens hatte ich nur positive Begegnungen. Duisburg hat eine halbe Million Einwohner, da geht natürlich nicht alles gut. Trotzdem macht es mir hier Spaß zu fahren, so schlimm wie alle immer tun ist es auf den Straßen gar nicht. An Tagen wie heute stehen Kollegen auch mal früher auf. Wir wollen die Leute ja auch nicht im Stich lassen.
Normalerweise fahre ich 120 Kilometer in einer Schicht, die meisten Fahrten sind im Stadtgebiet, manchmal zum Flughafen, aber kaum weiter. Jetzt während des Streiks im ÖPNV schaffe ich locker 250 Kilometer, mit etwas Glück auch 300. Morgens ist am meisten los, da wollen alle zur Arbeit, erst gegen 11 Uhr gibt es etwas Ruhe. Da konnte ich zum ersten Mal ein paar Minuten Pause machen. Mittags kommen dann ein paar, die von der Frühschicht heim wollen, den nächsten Ansturm gibt es dann nachmittags.
An solchen Tagen haben wir kaum Leerfahrten. Wenn ich einen Fahrgast an seinem Ziel rauslasse, finde ich da schon direkt den nächsten. Bringe ich einen Arzt zur Klinik, wartet da manchmal einer, der Feierabend hat. Um 16 Uhr bin ich durch, dann habe ich fast elf Stunden gearbeitet. Und dann ist auch mal gut. Hamza (51), Taxifahrer
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