Erstklassiger Einstand der Gastkünstler
Beim zweiten Philharmonischen Konzert der Saison überzeugten Trompeter Simon Höfele und Dirigent Jan Willem de Vriend.
Wegen der Coronavirus-Pandemie müssen derzeit bei den Philharmonischen Konzerten sowohl auf der Bühne der Philharmonie Mercatorhalle als auch im Publikum Abstände eingehalten und die Pause sowie das ursprünglich danach vorgesehene, größer besetzte Werk entfallen. Aber das Programm erklingt an jedem der beiden Abende zweimal vor verschiedenem Publikum, so dass immerhin viermal 580 Besucher erlaubt sind.
Jetzt im zweiten Philharmonischen Konzert präsentierten sich die beiden Gastkünstler der neuen Saison 2020/21, nämlich als neuer Erster Gastdirigent der niederländische Originalklang-Experte Jan Willem de Vriend und als neuer „Artist in Residence“(Gastkünstler) der 1994 geborene Trompeter Simon Höfele. Auf dem Programm standen drei Werke der Wiener Klas- sik, nämlich die durchweg unkonventionelle und überwiegend heitere Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 (1806) von dem vor 250 Jahren geborenen Ludwig van Beethoven sowie zwei Konzerte für Trompete und Orchester, nämlich das beliebte von Joseph Haydn (in Es-Dur, von 1796) und das von Johann Nepomuk Hummel (E-Dur, 1803) mit seinem Ohrwurm-Finale. Haydn und Hummel komponierten ihre Trompetenkonzerte damals für Anton Weidinger, den Erfinder der Klappentrompete, mit der man mehr Halbtonfolgen spielen konnte als zuvor – die moderne Ventiltrompete wurde erst 1813 erfunden. In Duisburg hatte man jetzt die Reihenfolge Haydn-Beethoven-Hummel gewählt – zum einen entspricht das den Geburtsjahren der drei Komponisten, zum anderen konnte das Hummel-Konzert so in seiner Original-Tonart aufgeführt werden (es erklingt sonst oft einen Halbton tiefer) und der Solist konnte zwischendurch verschnaufen, schließlich musste er hier an zwei Tagen insgesamt acht Trompetenkonzerte blasen.
Jan Willem de Vriend hatte mit den Duisburger Philharmonikern hörbar an Bogenführung und Rhetorik gearbeitet, sorgte für ebenso genaue wie mitreißende Aufführungen. Da war fast jedes Detail korrekt und einleuchtend zu entdecken, teilte sich eine unaufdringliche Spielfreude unmittelbar mit. Das Orchester meisterte auch die Aufgabe, wegen Corona an einzelnen Pulten sitzen zu müssen, bravourös. Der Solist wirkte nicht weniger konzentriert, fügte im Überschwang gelegentlich weitere Verzierungen und Oktavierungen
hinzu. Sein souveränes Schmettern verfehlte seine Wirkung nicht.
Im nächsten, dritten Philharmonischen Konzert am 4. und 5. November, jeweils um 18 Uhr und 20.30 Uhr, dirigiert Jan Willem de Vriend das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 op. 19 von Beethoven mit dem Solisten Alexander Melnikov sowie die gleichfalls in B-Dur stehende Sinfonie Nr. 1 op. 38 „Frühlingssinfonie“von Robert Schumann. Karten für das Konzert gibt es am einfachsten per Mail an karten@theater-duisburg.de.