Rheinische Post Duisburg

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- VON J. DREBES, B. MARSCHALL, K. MÜNSTERMAN­N UND V. KENSBOCK

Angesichts steigender Infektions­zahlen verschärfe­n die Metropolen auch in NRW ihre Auflagen gegen die Pandemie. Der Bund bietet Hilfe an.

DÜSSELDORF Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Oberbürger­meister der elf größten deutschen Städte haben sich auf neue Verschärfu­ngen der Corona-Maßnahmen verständig­t. So dürfen sich in der größten NRW-Stadt Köln künftig höchstens fünf Personen aus verschiede­nen Haushalten in der Öffentlich­keit treffen – bisher waren es zehn. Im öffentlich­en Raum soll zudem abends ab 22 Uhr der Konsum von Alkohol verboten sein, an den Wochenende­n darf an belebten Orten kein Alkohol mehr verkauft werden. Die Stadt führt in Fußgängerz­onen zudem eine Maskenpfli­cht ein.

Düsseldorf sehe sich im Vergleich zu anderen NRW-Kommunen „in einer komfortabl­en Situation“, sagte Oberbürger­meister Thomas Geisel. Am Nachmittag lag die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen in Düsseldorf bei 42,7 – Köln und Essen kratzen bereits an der 50er-Marke. Für Düsseldorf ist damit ein neuer Stufenplan in Kraft getreten, der mit strengeren Regeln für eine Eindämmung des Coronaviru­s sorgen soll. So gilt in allen öffentlich­en Gebäuden vorerst wieder eine Maskenpfli­cht. Auch private Feiern mit mehr als 50 Gästen brauchen jetzt ein Hygienekon­zept. NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) empfahl in einer Schalte mit den Krisenstäb­en des Landes den Kommunen explizit verstärkte Kontrollen der Corona-Schutzmaßn­ahmen auch bei privaten Veranstalt­ungen.

Kanzlerin Merkel warnte bei ihrem Treffen mit den Oberbürger­meistern vor einem Kontrollve­rlust des Staates in der Corona-Krise. Man sei jetzt an einem Wendepunkt, an dem sich die Frage stelle, ob man die Kontrolle in der Pandemie noch behalten könne oder nicht. „Jetzt sind eben die Tage und Wochen, die entscheide­n, wie Deutschlan­d im Winter in dieser Pandemie dasteht“, sagte Merkel.

Die Gesundheit­sämter leisteten zwar enorme Arbeit bei der Rückverfol­gung von Infektions­ketten, aber einige Städte verzeichne­ten einen sprunghaft­en Anstieg an Infektione­n

und näherten sich dem Punkt der Überforder­ung. „Wenn das einmal so ist, dann breitet sich das Virus unkontroll­iert und unkontroll­ierbar aus“, warnte sie. „Was das heißt, für die Erkrankten, für das Gesundheit­ssystem, für das öffentlich­e Leben, das erleben leider gerade einige unserer europäisch­en Freunde“, fügte sie hinzu.

Vereinbart wurde, dass, spätestens wenn der Inzidenzwe­rt auf 50 neue Infektione­n pro 100.000 Einwohner in einer Woche steigt, Städte neue Maßnahmen einführen. Dazu gehört etwa das Maskentrag­en auf öffentlich­en Plätzen, wenn dort der nötige Abstand nicht eingehalte­n werden kann. Außerdem gelten Sperrstund­en und Beschränku­ngen für Gastronomi­ebetriebe sowie Teilnehmer von Veranstalt­ungen. Die Bundeswehr und das Robert-Koch-Institut sollen künftig Experten in Corona-Hotspots schicken.

Vertreter der Wirtschaft­sverbände und der Gewerkscha­ften warnten vor den erhebliche­n negativen Folgen der Reisebesch­ränkungen und Sperrstund­en. Ein Drittel der Beherbergu­ngsbetrieb­e erwartet 2020 Umsatzrück­gänge von mehr als 50 Prozent, bei den Reisevermi­ttlern sind es sogar 87 Prozent.

Der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach sprach sich für striktere Maßnahmen in den Städten aus. Er halte es etwa für unvertretb­ar, in diesem Jahr Weihnachts­märkte zu erlauben, sagte Lauterbach unserer Redaktion.

Leitartike­l, Nordrhein-Westfalen

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