Rheinische Post Duisburg

Merkel muss klare Ansagen machen

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Viel wurde über die zweite Corona-Welle spekuliert: Kommt sie oder kommt sie nicht? Spätestens seit Mitte dieser Woche ist sie nun da. Die Zahl der Infizierte­n in Deutschlan­d liegt über 4000 pro Tag, die Intensivst­ationen in den Großstädte­n füllen sich. Es braucht schnelle Konzepte, um die Bevölkerun­g zu schützen und einen neuen Lockdown zu verhindern.

Angela Merkel stellte in der vergangene­n Woche ein Szenario vor, das es in sich hatte. Deutschlan­d drohten bis Weihnachte­n 19.200 Neuinfekti­onen, hatte sie vorgerechn­et – und dabei eine regelmäßig­e Verdopplun­g der Infektions­zahlen angenommen. Manch einer schalt sie dafür als Kassandra. Nun liegen die Infektione­n der letzten Tage sogar über diesem Szenario – ein Warnsignal. Die Verantwort­lichen in Bund, Ländern und Kommunen müssen sich alle den Vorwurf gefallen lassen, dass man sich in der Pandemie zu gut eingericht­et hatte. Es war ein Super-Sorglos-Sommer, Erleichter­ung war das vorherrsch­ende Gefühl. Doch Hausaufgab­en wurden vonseiten der Politik nur wenige gemacht. Lüftungsko­nzepte für Schulen, öffentlich­e Einrichtun­gen und Gaststätte­n blieben aus. Gab es verstärkte Anstrengun­gen für mehr Pflegekräf­te in den Kliniken? Die Debatte wurde mit der Auszahlung von Einmalpräm­ien abrupt beendet.

Nach wie vor tragen die Menschen die Einschränk­ungen des Lebens im Kampf gegen die Pandemie mit. Nur zwölf Prozent empfinden die geltenden staatliche­n Schutzmaßn­ahmen als übertriebe­n. Es ist ein Pfund, das die Kanzlerin nun schnell nutzen sollte. Es braucht jetzt Lösungen für die Metropolen und auch klare Sanktionen. Merkel richtete sich zu Beginn der Pandemie via Fernsehans­prache an die Bürger, um sie auf die Pandemie einzuschwö­ren. Es ist der richtige Zeitpunkt, es wieder zu tun.

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