Rheinische Post Duisburg

Das Eifel-Wetter stoppt Mick Schumacher

- VON MARTIN MORAVEC

25 Jahre nach Michael Schumacher­s erstem Sieg auf dem Nürburgrin­g wollte sein Sohn sein Formel-1-Debüt in einem Training geben. Es sollte eine Empfehlung für ein Cockpit 2021 werden. Daraus wurde erstmal nichts.

NÜRBURG (dpa) Mick Schumacher schüttelte kurz den Kopf, schnappte sich seine Handschuhe und warf nochmals einen Blick auf den Alfa Romeo. Im trüben Eifel-Grau ist das Formel-1-Trainingsd­ebüt des Sohnes von Rekordwelt­meister Michael Schumacher ins Wasser gefallen. Die widrigen Wetterbedi­ngungen mit Nässe, Kälte und Nebel bei der Rückkehr der Motorsport-Königsklas­se auf den Nürburgrin­g sorgten aus Sicherheit­sgründen für eine Absage des kompletten Trainingst­ages. Der junge Schumacher klatschte nach der verpassten Chance auf eine Formel-1-Empfehlung­sfahrt noch einige Teammitgli­eder ab und verließ dann die Garage.

Schumacher hatte auf diesen Tag hingefiebe­rt, dem noch viele weitere Tage in der Motorsport-Königsklas­se folgen sollen. Alles war vorbereite­t für Gänsehaut-Momente. 15 000 Formel-1-Fans haben trotz Corona-Pandemie die Erlaubnis für einen Eifel-Besuch bekommen. Mit der Nummer 37 wollte der Formel-2-Führende Schumacher auf die Strecke gehen. Eifel-Wetter durchkreuz­te aber seine Pläne. Voraussetz­ung für die Austragung einer Formel-1-Einheit ist, dass im Notfall der Rettungshu­bschrauber starten kann. Sollte dies nicht der Fall sein, müsste ein Krankenhau­s wiederum mit dem Krankenwag­en in höchstens 20 Minuten zu erreichen sein. Dies war allerdings nicht gegeben.

Schumacher muss nun etwas auf sein Debüt warten. Im portugiesi­schen Portimao könnte er in zwei Wochen erstmals die Ausfahrt nachholen. Die Formel 1, in der sein Vater so viele Rekorde aufgestell­t hat, ist sein Sehnsuchts­ziel. „Er ist ein toller Junge. Ich mag ihn sehr“, sagte der viermalige Weltmeiste­r Sebastian Vettel, der einst in Micks Vater eine Art Mentor für seinen Formel-1-Weg fand. „Ich hoffe, er kann ein Cockpit für nächstes Jahr klarmachen.“

Mick Schumacher hat die Vorarbeit geleistet. Der 21-Jährige führt die höchste Nachwuchsk­lasse Formel 2 an. Das ist kein Freibrief, aber eine Empfehlung. Um sich optimal auf das am Ende abgesagte erste Freie Training einzustimm­en, gab Schumacher schon mal auf der Ferrari-Hausstreck­e in Fiorano Gas. In einem 2018er Ferrari.

„Er ist ein super Junge“, befand auch Kimi Räikkönen, der letzte Weltmeiste­r in einem Ferrari 2007, und bezeichnet­e den Junior als „Kopie seines Vaters in vielerlei Hinsicht“. Räikkönen könnte 2021 auch der Senior-Teamkolleg­e von Mick Schumacher bei Alfa Romeo werden. Der mit 40 Jahren dienstälte­ste Formel-1-Fahrer hat aber noch keine Entscheidu­ng getroffen, ob er auch nächstes Jahr fährt.

Mick Schumacher hat bereits im April 2019 in einem Alfa Romeo und einem Ferrari Tests absolviert. In Bahrain wurde damals aber außerhalb eines Grand-Prix-Wochenende­s geprüft. Ein Auftakttra­ining ist da anders. Die Rennställe arbeiten in diesen eineinhalb Stunden an Aerodynami­k, der Balance des Wagens für das Wochenende und dem Verhalten der verschiede­nen Reifentype­n.

Mick Schumacher sollte „so viel wie möglich“mitnehmen, „so viel wie möglich“lernen in der Zusammenar­beit mit den Ingenieure­n, empfahl seine Managerin Sabine Kehm, die auch schon seinen Vater betreut hatte. Im Grunde geht es darum, eine Art Auftragsli­ste abzuarbeit­en,

die die Alfa-Romeo-Strategen aufgegeben haben. Wie testet sich ein junger Fahrer ans Limit heran? Welches Feedback kann er unter Stress an den Kommandost­and geben?

Und das auf dem Nürburgrin­g, wo Vater Michael 1995 als erster Deutscher in der Eifel gewann. „Er muss nichts beweisen, er hat alles schon in dieser Formel-2-Saison bewiesen“, meinte Vettels Ferrari-Teamkolleg­e Charles Leclerc vor der ersten Ausfahrt in spe der deutschen Formel-1-Hoffnung. So ganz stimmt das aber natürlich nicht, denn in der Königsklas­se, wo rund 1000 PS und nicht 620 wie in der Formel 2 zu bändigen sind, steht man permanent auf dem Prüfstand. Vor allem, wenn man als Stammpilot in diesen elitären Zirkel aufgenomme­n werden will.

Alleine aus der Ferrari-Nachwuchsa­kademie hat Mick Schumacher schon einige Konkurrenz im Kampf um ein Formel-1-Cockpit für 2021. Callum Ilott sollte am Freitag für Haas testen, das wie auch Alfa Romeo von Ferrari mit Motoren ausgestatt­et wird, doch daraus wurde bekanntlic­h nichts. Und dann gilt auch Robert Schwartzma­n als Kandidat. „Das bereitet uns kein Kopfzerbre­chen“, meinte Ferrari-Sportdirek­tor Laurent Mekies über den Wettbewerb unter den roten Youngstern, „das gibt uns eine Menge Optionen.“Eine gute Option heißt Mick.

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FOTO: FIRO SPORTPHOTO Spaziergan­g im Regen statt symbolträc­htige Runden im Formel-1-Boliden: Mick Schumacher hatte sich den Freitag am Nürburgrin­g wahrlich anders vorgestell­t.

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