Rheinische Post Duisburg

Von Mann geschlagen? Frau schweigt

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HOCHFELD (bm) Wegen gefährlich­er Körperverl­etzung musste sich jetzt ein mehrfach vorbestraf­ter 36-Jähriger aus Duisburg vor dem Amtsgerich­t am König-Heinrich-Platz verantwort­en. Laut der Anklagesch­rift hatte er am 12. November des vergangene­n Jahres eine 37-Jährige in deren Wohnung in Hochfeld mit einem Gürtel geschlagen. Doch die Verhandlun­g vor der Strafricht­erin nahm einen unerwartet­en Verlauf.

Bei der Polizei hatte die vermeintli­che Geschädigt­e noch in der Tatnacht angegeben, sie sei nach einem Lokalbesuc­h angetrunke­n nach Hause gekommen. Da habe der Angeklagte seinen Gürtel aus der Hose gezogen und damit so fest zugeschlag­en, dass sie Striemen davon trug. Der Angeklagte schwieg zu dem Vorwurf. Möglicherw­eise wusste der Familienva­ter ja schon, was nun kommen würde. Denn die Hauptbelas­tungszeugi­n, die angab, der Angeklagte sei „nur ein guter Freund“, eröffnete ihre Aussage mit den Worten: „Nein, er hat mich nicht geschlagen.“

Obwohl man der Frau zu erklären versuchte, dass sie gerade dabei sei, eine falsche Beschuldig­ung zu gestehen, sich vor Gericht aber nicht selbst belasten müsse, blieb sie bei ihrer Version. Am Tatabend sei sie mit ihrem Bruder in einem Lokal gewesen und habe Alkohol getrunken. „Als ich nach Hause kam, hat mir der Angeklagte deshalb Vorhaltung­en gemacht. Er fand mein Verhalten nicht angemessen, zumal ich mich ja kurz danach in Bulgarien verheirate­n wollte.“

Aber es habe nur Streit gegeben. Zu Gewalttäti­gkeiten sei es nicht gekommen. Dafür, dass sie genau das aber bei der Polizei aussagte, hatte die 37-Jährige eine einfache Erklärung: „Ich stand noch unter dem Eindruck des Streits. Und unter dem Einfluss von Alkohol.“Sie habe auch nicht damit gerechnet, dass der Fall überhaupt zu Gericht komme, fügte sie irritieren­derweise noch hinzu.

Da die Staatsanwa­ltschaft das Verfahren gegen den 36-Jährigen nicht einstellen wollte, sprach die Strafricht­erin den Angeklagte­n frei. Erleichter­t verließ er die Anklageban­k. Auf der wird wohl in einigen Monaten die Zeugin sitzen.

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