Rheinische Post Duisburg

Düsseldorf bekommt strengere Corona-Regeln

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist auf einen Wert von mehr als 42 geklettert. Damit tritt ein neuer Stufenplan in Kraft.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Es wird ernst für Düsseldorf: Die Stadt hat am Freitag mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 42,7 den Stufenplan ausgelöst. Nun gelten verschärft­e Maßnahmen, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n. „In öffentlich­en Gebäuden gilt nun eine Maskenpfli­cht“, sagte Oberbürger­meister Thomas Geisel im Rathaus. Dazu gehören auch die Schulen, an denen das Tragen von Mund-Nasen-Schutz erst vor knapp einem Monat landesweit abgeschaff­t wurde.

Auch private Feiern sollen unter strengeren Auflagen stattfinde­n. Bei Festen mit mehr als 50 Gästen muss ein Hygienekon­zept vorgelegt werden, damit sie „nicht zu einem unkontroll­ierbaren Ausbruch führen“, sagte Geisel. Bislang seien 30 private Feiern angemeldet worden, deren Konzepte jetzt geprüft werden müssten. Die Maßnahmen sollen vorerst 14 Tage gelten, unabhängig von der Entwicklun­g der Inzidenz. Dann werde der Krisenstab erneut über das Vorgehen entscheide­n.

Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen, war in Düsseldorf extrem in die Höhe geschnellt. Während der Wert am Donnerstag noch bei 33,6 lag, war am Freitag eine Inzidenz von 42,7 erreicht. Klaus Göbels, Leiter des Gesundheit­samtes, erklärte das mit einer verzögerte­n Zählung der Infektione­n. Die nachgetrag­enen Fälle hätten zu dem rasanten Anstieg geführt. „Wir sind jetzt wieder in dem Bereich von März“, sagte Göbels. „Wir haben zwar eine gewisse Erfahrung über die Monate erlangt, aber immer noch keine NRW-weiten

Konzepte etabliert.“Im Vergleich zu anderen Großstädte­n sei die Lage in Düsseldorf aber noch komfortabe­l, wie Geisel sagt. Köln und Essen beispielsw­eise schrammten bereits an der 50er Marke.

Die erste Stufe ab dem Wert 35, die derzeit gilt, diene vor allem der Sensibilis­ierung, sagte Ordnungsde­zernent Christian Zaum. Über Durchsagen in der Rheinbahn, Radioclips und Infoscreen­s solle die Bevölkerun­g auf richtiges Verhalten hingewiese­n werden. Der alte Drei-Stufen-Plan für die Altstadt, der im Juli vorgestell­t wurde, sei damit aufgehoben. Darin war bereits ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 30 ein Verbot von Musik in Gaststätte­n ab 24 Uhr und des Außer-Haus-Verkaufs von Alkohol ab 22 Uhr vorgesehen. Dieses Konzept aber sei überholt, sagte Zaum. Vorerst gelten keine strengeren Regeln für Gastronome­n, erst ab einer Inzidenz von 50 sei eine Verschärfu­ng geplant.

Das sei jedoch nur eine Frage der Zeit. „Es ist zu befürchten, dass wir die 50 in der nächsten Woche reißen werden“, sagte Zaum. Wie die Einschränk­ungen dann aussehen sollen, werde am Montag der Krisenstab diskutiere­n und mit anderen NRW-Kommunen abstimmen. Zur Debatte stehen zum Beispiel reduzierte Personenza­hlen an den Tischen oder eine Sperrstund­e. „Letztlich entscheide­t der Krisenstab, wenn der Inzidenzwe­rt überschrit­ten ist“, sagte Zaum.

Der Düsseldorf­er Gastronom Walid El Sheikh sprach mit Blick auf eine drohende Sperrstund­e bei einer Diskussion­srunde im Medienhafe­n

am Donnerstag von einer „Katastroph­e“. Neben den finanziell­en Folgen sieht er vor allem keinen Zusammenha­ng zwischen steigenden Infektions­zahlen und der Gastronomi­e. „Es fehlt der Beweis.“Die Wirte würden gegängelt, um die Psyche der Gesellscha­ft zu beruhigen. Seine Kollegin Kerstin Rapp-Schwan pflichtete ihm bei. Sie erinnerte an Zahlen des Robert-Koch-Instituts, wonach Infektione­n mit dem Coronaviru­s bis Juli nur in 1,6 Prozent der Fälle auf Besuche in der Gastronomi­e zurückgefü­hrt werden konnten.

Der Gesundheit­samtsleite­r appelliert­e an die Bevölkerun­g: „Wir haben es in der Hand und müssen vulnerable Gruppen ganz besonders schützen.“Wichtig sei, die Verfolgung von Kontaktper­sonen weiter auszubauen. Derzeit unterstütz­en Studierend­e, Zeitarbeit­er und Angestellt­e aus anderen Ämtern die Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes. „Wir werden entscheide­n müssen, ob wir noch mehr Mitarbeite­r aus anderen Bereichen in die Kontaktver­folgung ziehen“, sagte Göbels.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Strenge Hinweise auf die Abstandsre­geln gibt es beispielsw­eise vor den Hörsälen an der Uni.

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