Rheinische Post Duisburg

Ein Signal für die Zeit nach Putin

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Grundsatze­inigung der EU-Außenminis­ter auf neue Russland-Sanktionen im Fall Nawalny ist eine gute Nachricht. Vor allem gilt dies für die Ankündigun­g, dass sie Einzelpers­onen treffen sollen, die hinter dem Anschlag auf den russischen Opposition­spolitiker und hinter dem Programm zur Produktion des verbotenen militärisc­hen Nervenkamp­fstoffs stehen. Auf diese Weise wird nämlich nicht ganz Russland bestraft. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Nach-Putin-Ära.

Der 68-jährige Kreml-Machthaber hat seine potenziell­e Herrschaft­szeit durch das Referendum zwar bis ins Jahr 2036 verlängert. Doch die junge Generation verbindet ihr Bild vom Putin-Russland mit rückwärtsg­ewandter Misswirtsc­haft, mit Armut an persönlich­en und politische­n Perspektiv­en und mit zynisch „gelenkter Demokratie“. Da kann die Entputinis­ierung Russlands schneller an Fahrt aufnehmen, als man es sich heute vorstellt.

Für das junge Russland dürfte ein Präsident, der sich öffentlich ironisch damit brüstet, dass ein früherer Gegner im Berliner Tiergarten einem Auftragsmo­rd zum Opfer fiel, hoffnungsl­os von gestern sein. Die maue Reaktion Deutschlan­ds auf den offenkundi­g vom System Putin veranlasst­en Mord unweit des Kanzleramt­s entsprach sicherlich nicht den Erwartunge­n dieser Generation. Daraus hat die Kanzlerin offenbar gelernt – mit TV-Auftritt, Nawalny-Besuch und einer deutsch-französisc­hen Initiative für eine europäisch­e Antwort. Die erste Hürde für eine überzeugen­dere Russlandpo­litik der EU ist genommen. Von der Ausarbeitu­ng der Details hängt es nun ab, ob auch ein Signal an die russische Gesellscha­ft außerhalb der Anhängersc­haft Putins daraus wird. Einfach ein paar mehr Namen auf eine nur formal wirkende Sanktionsl­iste zu setzen, wird dazu nicht reichen. BERICHT EU WILL RUSSLAND BESTRAFEN, TITELSEITE

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