Berliner Maskenball
Der Aufenthalt im Bundestag war riskant – bis der MundNasen-Schutz Pflicht wurde.
Angela Merkel wohnt in Berlin-Mitte, in der Nähe des Pergamonmuseums auf der Museumsinsel. Damit residiert die Kanzlerin inmitten des Corona-Hotspots und verhält sich maskentechnisch vorbildlich. Berlin-Besucher wollen sie mit Maske aus ihrem Dienstwagen tretend gesehen haben, bei Pressekonferenzen packt sie ihren Mund-Nasen-Schutz vorschriftsmäßig an den Aufhängern ab und verpackt ihn in eine Plastiktüte. Die Kanzlerin trägt meist dezentes Blau oder Schwarz – häufig die Maske der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Anders die Grünen-Chefin Annalena Baerbock, die sich öfter mit einem weißen
Mund-Nasen-Schutz ablichten lässt. Bei manch einer weiblichen Bundestagesabgeordneten passt der MundNasen-Schutz mittlerweile zum Outfit. Waren es früher die farbenfrohen Schuhe, so sind im Corona-Jahr 2020 die Masken ein modisches Statement. Doch der Berliner Maskenball ist hart erkämpft worden. Auch wenn sich die überwiegende Mehrheit der Bundestagsabgeordneten, der Mitarbeiter und der Verwaltungsangestellten schon seit der ersten Corona-Welle an Abstand und Maskenpflicht hielten, war der Aufenthalt im Parlament oft ein Vabanque-Spiel. Noch bis vor Kurzem drängten sich die Leute in den Fahrstühlen, machte sich manch einer einen Spaß daraus, in letzter Sekunde noch in den Aufzug zu springen. Masken wurden gerne provozierend unter der Nase getragen. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat mit seiner Anordnung zur Maskenpflicht, die bei Nichtbeachtung empfindlich sanktioniert werden kann, die Reißleine gezogen.
Auch wenn die AfD-Fraktion dagegen vor das Bundesverfassungsgericht ziehen will – vorübergehend hat es das Parlament wieder zu einem sichereren Ort gemacht. Und egal ob Modell Drogeriemarkt, Marke Eigenbau oder in landsmannschaftlichen Farben: In der Pandemie-Zeit schadet der Politik die Scharade nicht.