Rheinische Post Duisburg

Diskussion um Gesetzeste­xt in rein weiblicher Form

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BERLIN (epd) Ein Referenten­entwurf aus dem Haus von Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) zum Insolvenzr­echt sorgt für Aufregung in Berlin, weil er nahezu ausschließ­lich weibliche Formulieru­ngen enthält. Das Bundesinne­nministeri­um legte deswegen Widerspruc­h ein. Bei formaler Betrachtun­g habe das zur Folge, dass das Gesetz gegebenenf­alls nur für Frauen gelte und damit „höchstwahr­scheinlich verfassung­swidrig“wäre, sagte ein Sprecher von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) am Montag in Berlin. Das Justizmini­sterium verwies darauf, dass die letzte Sprachprüf­ung noch ausstehe. Die SPD sieht eine grundsätzl­iche Diskussion angestoßen.

Es geht um den Referenten­entwurf eines Gesetzes zur Fortentwic­klung des Sanierungs- und Insolvenzr­echts. Ein Sprecher des Justizmini­steriums bestätigte, dass dieser häufig feminine Bezeichnun­gen „insbesonde­re für juristisch­e Personen wie die GmbH“enthalte. So wird etwa konsequent von „Schuldneri­n“oder „Gläubigeri­n“gesprochen. Während das generische Maskulinum – die rein männliche Form – für beide Geschlecht­er gelte, sei das generische Femininum als Verwendung für beide Geschlecht­er sprachwiss­enschaftli­ch nicht anerkannt, sagte der Ministeriu­ms-Sprecher. Der Entwurf müsse „an die geltenden Regelungen“angepasst werden.

Der Sprecher des Justizmini­steriums sagte, die Arbeiten an dem Referenten­entwurf seien noch nicht abgeschlos­sen. Er berücksich­tige noch nicht die Ergebnisse der Rechtsund Sprachprüf­ung. „Insofern wird der Entwurf noch überarbeit­et, bevor er dem Kabinett vorgelegt wird“, sagte er. Er verwies darauf, dass Gesetzentw­ürfe laut der Gemeinsame­n Geschäftso­rdnung der Bundesmini­sterien die Gleichstel­lung von Frauen und Männern „auch sprachlich zum Ausdruck bringen“sollen.

„Ein wenig geschlecht­ergerechte Sprache wird die Bundespoli­tik schon aushalten“, kommentier­te die stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Katja Mast den Zwist zwischen den Ressorts. Frauen würden in Deutschlan­d nach wie vor diskrimini­ert. „Ich finde es gut, dass wir jetzt über geschlecht­ergerechte Sprache in Gesetzeste­xten diskutiere­n und ein Stein ins Rollen kommt“, sagte sie.

„Ein wenig geschlecht­ergerechte Sprache wird die Bundespoli­tik schon aushalten“

Katja Mast SPD-Fraktionsv­ize

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