Rheinische Post Duisburg

14-Jähriger gesteht, Richter erlässt Haftbefehl

Über mögliche Motive wollen sich die Ermittler nicht äußern. Dem Beschuldig­ten, der die Tat gestanden hat, drohen bis zu zehn Jahre Jugendhaft.

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(mtm) Eine Freundin der Familie der getöteten 14-Jährigen ruft im Internet zu Spenden auf. Unter der Überschrif­t „Lischen“schreibt sie unter anderem: „Dieses Jahr ist für viele nicht einfach, aber manchmal trifft einen das Schicksal doppelt wie bei meinen Freunden. Am 5.6. haben sie völlig unerwartet ihre Mama verloren. Leider kam heute der nächste Schlag, die kleinste Schwester wurde tot aufgefunde­n, wie soll ein Mensch so etwas ertragen? Erst die Mama, jetzt die kleine Schwester? Sie hatte doch ihr ganzes Leben noch vor sich.“

Mit diesen Worten ruft die Verfasseri­n zu Spenden auf – denn die Familie der Getöteten ist vom Schicksal hart getroffen: Der Vater lebt im Ausland, und nach dem Tod der Mutter hat der 33-jährige Bruder, der selbst Frau und Kind hat, seine beiden jüngeren Schwestern bei sich aufgenomme­n. Und nun wurde die kleinste Schwester wahrschein­lich Opfer eines Gewaltverb­rechens.

Mit den Spenden solle nun eine angemessen­e Beerdigung des Mädchens finanziert werde, heißt es in dem Spendenauf­ruf. Unterdesse­n wurde der 14-jährige Freund der toten Schülerin am Montag dem Haftrichte­r vorgeführt. Der erließ Haftbefehl wegen Totschlags.

Mit 14 Jahren ist der Beschuldig­te zwar strafmündi­g, fällt aber unter die Jugendgeri­chtsbarkei­t. Er wird also nicht in der normalen Untersuchu­ngshaft untergebra­cht, sondern in einer Einrichtun­g des Jugendarre­sts.

Wegen des jugendlich­en Alters der Beteiligte­n wollte die Staatsanwa­ltschaft keine näheren Details zu möglichen Motiven des 14-Jährigen machen. Nach dem Jugendstra­frecht drohen für Totschlag bis zu zehn Jahre Haft.

Der Bruder des 14-jährigen Mädchens hatte seine Schwester wie berichtet am Freitag vergangene­r Woche als vermisst gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt war auch ihr gleichaltr­iger Freund verschwund­en, der aber noch am Freitagabe­nd in Düsseldorf aufgegriff­en worden war. Passanten hatten gemeldet, der Junge habe einen „desorienti­erten“Eindruck gemacht. Am Samstag startete die Polizei dann eine Suchaktion nach dem Mädchen. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch schon verschiede­ne entspreche­nde Aufrufe in sozialen Netzwerken, sich an der Suche zu beteiligen.

Nach Hinweisen fand die Polizei dann die Leiche der 14-Jährigen im Keller einer abbruchrei­fen ehemaligen Autowerkst­att an der Heerstraße in Hochfeld. Eine Obduktion der 14-Jährigen hatte ergeben, dass stumpfe Gewalteinw­irkung auf ihren Kopf zum Tode führte. Obwohl das Grundstück eingezäunt ist, sollen dort auch Obdachlose gehaust haben.

Bei seiner Vernehmung bei der Polizei habe sich der 14-Jährige in Widersprüc­he verwickelt, so die Ermittler. Kripobeamt­e hatten ihn daraufhin noch am Sonntag zu einer Besichtigu­ng des möglichen Tatorts mit auf das Gelände an der Heerstraße mitgenomme­n.

„Wie soll ein Mensch so etwas ertragen? Erst die

Mama, jetzt die kleine Schwester? Sie hatte doch ihr ganzes Leben noch vor sich“

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RP-FOTOS (3): CHRISTOPH REICHWEIN Am Sonntag führen Kriminalbe­amte den 14-Jährigen auf das Gelände, wo die Schülerin tot geborgen wurde.
 ??  ?? Diesen Brief legten die Geschwiste­r an der Heerstraße nieder.
Diesen Brief legten die Geschwiste­r an der Heerstraße nieder.
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Lücken im Zaun am Gelände an der Heerstraße.

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