Rheinische Post Duisburg

„Die Mädchen bekommen viel ab“

Die schlechten Corona-Nachrichte­n lassen die Nerven von vielen Menschen blank liegen. Rewe-Supermarkt­Mitarbeite­rinnen müssen häufiger diskutiere­n.

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(F.P.) Duisburg ist seit diesem Montag, 12. Oktober, Corona-Risikogebi­et. Doch auch vorher lagen schon bei dem einen oder anderen die Nerven blank, weiß Melanie Feldkamp zu berichten. Mit ihrem Mann betreibt sie insgesamt drei Rewe-Märkte, einen in Bergheim und zwei in Duissern. Auf Facebook schildert sie in einem emotionale­n Post: „Es ist schon wieder passiert. Es stand eine Mitarbeite­rin am Eingang, und hat in den Abendstund­en eine Gruppe Jugendlich­e gebeten, etwas mit dem Betreten zu warten. Daraufhin wurde ihr auf die Schuhe gespuckt und sie wurde zusätzlich übel beschimpft. Das Pöbeln zog sich aber auch über den ganzen Tag mehr oder weniger hin. Haben denn manche Corona total ausgeblend­et???“

Im Gespräch schildert die Kauffrau, womit sie und ihre Mitarbeite­r Tag für Tag zu kämpfen haben.

Der Vorfall hat sich vor dem Geschäft an der Blumenthal­straße ereignet. Wie viele Personen dürfen gleichzeit­ig in den Laden?

MELANIE FELDKAMP 40. Das wird über unser Kassensyst­em gezählt. Alle 15 Minuten gleicht das System ab, wie viele Kunden im Markt sind. Wenn es zu viele werden, müssen wir einschreit­en. Momentan sehen die Regeln vor, dass pro sieben Quadratmet­er sich eine Person aufhalten darf. In unserer kleinen Filiale am Lutherplat­z sind wir noch nicht so modern ausgestatt­et. Dort muss jeder einen Einkaufswa­gen nehmen. Die haben wir abgezählt. Das ist keine direkte Vorschrift vom Ordnungsam­t, aber anders wissen wir nicht, wie wir den Überblick behalten sollen.

Sind die Kunden verständni­svoll? FELDKAMP Direkt am Anfang hat jeder die Regelungen eingesehen. Aber mittlerwei­le, so ist mein Eindruck, gibt es einen Knick, weil jeder Supermarkt es etwas anders handhabt.

Anfangs hatten Sie sogar Personal vor der Tür stehen.

FELDKAMP Das stimmt. Die Mitarbeite­r haben dann an Masken erinnert und darauf hingewiese­n, dass alle einen Einkaufswa­gen brauchen. Aber auf Dauer können wir es uns nicht leisten, dafür jemanden abzustelle­n.

Müssen Sie oft diskutiere­n?

FELDKAMP Wirklich oft. Zu Beginn von Corona wurden wir gefeiert, haben selbst gemalte Bilder geschenkt bekommen, und die Leute haben sich bei den Mitarbeite­rn bedankt. Aber das haben viele mittlerwei­le vergessen. Um unsere Angestellt­en zu schützen und die Abstände einzuhalte­n, können wir nur jede zweite Kasse öffnen. Die Mädchen bekommen deshalb viel ab. Das, was ich zu hören bekomme, ist dann schon gefiltert. Als es am Freitag

turbulent wurde, haben wir ausnahmswe­ise eine weitere Kasse besetzt, um den Druck rauszunehm­en.

Was wünschen Sie sich?

FELDKAMP Ich würde mir wünschen, dass die Kunden wieder mehr Geduld haben. Es ist für alle eine schwierige Situation.

Gibt’s eigentlich noch genügend Klopapier?

FELDKAMP Wir haben keine Lieferengp­ässe.

Wir merken allerdings, dass die Menschen wieder vermehrt Trocken-Artikel wie Nudeln, Reis und Mehl einkaufen. Auch Hygiene-Artikel sind gefragt. Zur Hochzeit mussten wir die Zahl der Artikel begrenzen. Wir haben nur noch zwei Liter Milch oder zwei Pakete Wasser abgegeben, weil wir sonst nicht genug Ware für alle gehabt hätten. Aber so etwas wie in der ersten Lockdown-Phase wird dem Handel sicher nicht noch einmal passieren.

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FOTO: ALEXANDRA ROTH Melanie Feldkamp und ihr Mann führen drei Rewe-Märkte in Duisburg. Sie merken, dass vielen Kunden der Geduldsfad­en reißt.

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