Das Kriegsende am Niederrhein
Rund 30 Teilnehmer begaben sich auf die Spuren der kriegerischen Auseinandersetzungen. Sie machten Station an einigen Erinnerungsorten. Mit vielen Eindrücken und sehr nachdenklich beendeten die Teilnehmer die Exkursion.
MOERS (RP) Die gemeinschaftliche Jahresexkursion, die regelmäßig vom Verein „Erinnern für die Zukunft“, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, dem Partnerschaftsvereins Ramla Moers und der Volkshochschule Moers/Kamp-Lintfort durchgeführt wird, führte in diesem Jahr zu Erinnerungsorten an die letzten Kriegswochen 1945 und die Zeit unmittelbar danach.
Mit dem Bus begaben sich 31 Teilnehmer auf die Spuren der kriegerischen Auseinandersetzungen am Niederrhein im Frühjahr 1945, besuchten Erinnerungsorte der „Liberation Route“(„Weg der Befreiung“) und folgten dem Weg der Alliierten bis zum Rheinübergang. Die sachkundige Führung lag bei Thomas Ohl, der als Historiker im LVR- Niederrheinmuseum in Wesel arbeitet und stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Erinnern für die Zukunft“ist. Bei der Auswahl der Wegstrecke, auf der mehrere Schauplätze aus der Endphase des Zweiten Weltkrieges liegen, verfolgte er nach eigener Aussage das Anliegen: „Kurz und anschaulich möchte ich an den jeweiligen Stationen erläutern, was damals am Niederrhein passierte und warum.“
Am 8. Februar 1945, vor 75 Jahren also, begann die „Operation Veritable“im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. Etwa 500.000 alliierte Soldaten gingen gegen die deutsche Verteidigung in die Schlacht, innerhalb von sechs Wochen stieg diese Zahl auf mehr als eine Million alliierter Soldaten. Die Militäroperation endete mit dem Rheinübergang bei Wesel am 23./24. März 1945. Diese Überquerung markierte den Anfang vom Ende Hitler-Deutschlands. Die Befreiung des linken Rheinufers im Februar/März 1945 war zunächst nur das Ende der Kampfhandlungen. Die verbreitete Errichtung von Lagern für Tausende von Kriegsgefangenen und die Anlage von Soldatenfriedhöfen geben Zeugnis von den Nachwirkungen des Krieges.
So besuchte die Gruppe den kanadischen Soldatenfriedhof im niederländischen Groesbeek, den größten Friedhof der Alliierten auf niederländischem Gebiet, etwa acht Kilometer süd-östlich von Nimwegen gelegen. Hier sind vor allem kanadische Soldaten begraben, insgesamt stehen auf dem Friedhof 2619 Grabmale. Der britische Ehrenfriedhof im Reichswald ist der größte Kriegsgräberfriedhof des Commonwealth in Deutschland. Er wurde im Klever Reichswald angelegt, auf ihm befinden sich 7672 Grabstätten.
Schließlich ging die Fahrt zur deutschen Kriegsgräberstätte Weeze. Auf ihr sind 2016 Kriegstote begraben. Am 10. September 1950 wurde die Kriegsgräberstätte durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss eingeweiht und der Gemeinde übergeben.
Anschließend machten die Exkursionsteilnehmer Station am Hotel und Ausflugslokal „Wacht am Rhein“in Büderich, wo einst die Alliierten Militärführer Churchill, Eisenhower und Montgomery auf dem Balkon standen, um das letzte natürliche Hindernis auf dem Weg gen Berlin zu inspizieren – den Rhein. „Der alliierte Rheinübergang bei Wesel und die damit verbundene gewaltige Luftlandeoperation auf das rechte Rheinufer waren kriegsentscheidende Ereignisse“, erklärte Thomas Ohl.
Um die besiegten Soldaten Nazi-Deutschlands gefangen zu halten, errichtete die US-Armee zwischen April und Juli 1945 insgesamt 23 sogenannte „Rheinwiesenlager“entlang des Flusses, drei davon am Niederrhein: in Annaberg bei Rheinberg, in Wickrathberg bei Mönchengladbach und in Büderich bei Wesel. Dieses etwa 90 Hektar große Gelände des ehemaligen Lagers am Rande Büderichs war die vorletzte Station der Bustour. 1945 war das Gelände von Stacheldraht umzäunt, ohne schützende Infrastruktur mussten bis zu 80.000 Kriegsgefangene hier verweilen, bis das Lager Mitte