Sperrstunde verschärft die Gastro-Krise
Die seit Mittwoch geltende Sperrstunde in Duisburg bereitet der Gastronomie Sorgen. Entlüftungsanlagen mit Virenfilter seien ein Weg, um den Gästen einen Besuch so sicher wie möglich zu machen, meint der Dehoga.
Ab 1 Uhr in der Nacht, so sagen es die neuen Regelungen für Duisburg, geht nichts mehr: Gaststätten und Lokale müssen schließen, und auch an Trinkhallen darf dann kein Alkohol mehr verkauft werden. Was bedeutet das für die ohnehin schon gebeutelte Gastronomie in Duisburg?
„Das lässt sich pauschal nicht sagen. Vielen Lokalen oder Restaurants macht das nichts aus. Aber Kneipen und Betriebe, die ein vornehmlich jüngeres Publikum haben, starten doch erst um 22 oder 23 Uhr, besonders am Wochenende. Für die ist das schlimmer – die müssen ja dann zwei Stunden später schon wieder schließen“, sagt Marc Weber, Inhaber des Brauhauses Webster am Dellplatz und Kreischef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Ihn ärgert, dass die Regeln viel zu pauschal aufgestellt würden. „Wer eine gute Entlüftungsanlage hat und die mit Virenfiltern versieht, der kann seinen Gästen eine sehr sichere Umgebung bieten. Ich rüste mein Lokal gerade mit Virenfiltern aus, darf aber trotzdem nur fünf Gäste an einen Tisch setzen. Da muss einfach mehr differenziert werden“, so Weber. Nachdem die Zeit der Außengastronomie nun wetterbedingt so gut wie vorbei sei, treffe die Wirte die Pandemie nun wieder besonders hart: „Bei mir sind fast alle betrieblichen Weihnachtsfeiern storniert worden“, so Weber.
Julian Otter, Küchenchef im „Finkenkrug“am Sternbuschweg in Neudorf sagt, dass die verschärften Verordnungen mit der Sperrstunde die Kneipe sehr stark treffen werden. Das beliebte Lokal in Universitätsnähe hat an Wochenenden häufig bis mindestens 3 Uhr nachts geöffnet. Die maximalen Ausschank- und Öffnungszeiten seien für den „Finkenkrug“kaum verkraftbar, sagt Otter. „Viel schlimmer ist allerdings die Beschränkung der Gruppengröße auf fünf Personen aus verschiedenen Haushalten.“Häufig kämen große Gruppen in die Kneipe, die nun nicht zusammen sitzen können. Nicht selten stößt der Betreiber
dann auf Widerstand. Die Polizei musste bereits zweimal verständigt werden. Man versuche Trennwände zu installieren, um so viel Kundschaft wie möglich in den Laden zu bekommen. Während der ersten Lockdown-Phase habe man Unterstützung erhalten, jetzt könne man nur abwarten. „Ich hoffe nur, dass sich die Leute am Riemen reißen“, sagt Otter.
Im „Mississippi“am Innenhafen werden die neuen Verordnungen beobachtet. Am Wochenende werde man sehen, wie die neuen Maßnahmen das Geschäft beeinträchtigen werden, sagt Hakan Karakus, Betreiber des Lokals. „1 Uhr ist noch verkraftbar.“Wenn die Öffnungszeiten allerdings auf 22 oder 23 Uhr beschränkt würden, wären die Folgen schlimm. „Bei der hohen Miete von 22.000 Euro, könnten wir das kaum noch halten“, sagt er. Das Tragen einer Maske sei weniger ein Problem, allerdings wollen Besucher teilweise nicht verstehen, dass sie nicht mit mehr als fünf Personen am Tisch sitzen dürfen. Die Bedienungen träfen dabei häufig auf keinerlei Verständnis.
„Für uns ist das eine Katastrophe“, sagt Nita Gegaj vom Café Museum. Anfang September haben die Betreiber die Öffnungszeiten sowieso angepasst, jetzt fallen noch mehr
Gäste weg. In dem Lokal könne man maximal die Hälfte der Tische belegen, und da der Biergarten wetterbedingt nicht mehr genutzt werde, sehe die Situation schlecht aus. Jetzt öffnet das Café um 12 Uhr und schließt häufig schon gegen 22 Uhr, da die Kundschaft weg bleibt.
Oberbürgermeister Sören Link nimmt die Sperrstundenregelung zum Anlass zur Kritik an der Landesregierung: „Es ist doch völlig widersinnig, dass es noch immer möglich ist, mit riesigen Feiern in Nachbarstädte auszuweichen, nur weil diese derzeit den Inzidenzwert noch nicht überschreiten. Als wenn Krisenbewältigung in Pandemiezeiten an Stadtgrenzen aufhören könnte!“, so Link. Die Lebenswirklichkeit im Ruhrgebiet sehe anders aus. Warum wurde von der Landesregierung eine Sperrstunde angeordnet, ohne für alle verbindliche Zeiten vorzugeben? Da so ein weiterer Flickenteppich entsteht, wird das Akzeptanzproblem vieler Bürger weiter verschärft. Dem gilt es schnell entgegenzuwirken.“