Rheinische Post Duisburg

Beschäftig­te wollen mehr Wertschätz­ung

- VON LILLI STEGNER

In Duisburg trafen sich am Mittwoch Delegation­en aus zahlreiche­n Bereichen des öffentlich­en Dienstes zum Warnstreik. Sie bildeten eine Menschenke­tte rund um das Rathaus, um auf ihre Forderunge­n aufmerksam zu machen.

Schon vor Beginn der Kundgebung­en war der Platz vor dem Rathaus mit Bannern und Aufsteller­n bestückt. Delegation­en, wegen der Corona-Pandemie war die Aktion auf 150 Menschen aus zahlreiche­n Bereichen des öffentlich­en Dienstes begrenzt, trafen sich zu einer Menschenke­tte mit ausreichen­d Abstand um das Rathaus. Sie fordern mehr Lohn, aber auch die Anerkennun­g ihrer Arbeit, gerade in Zeiten von Corona.

Zuvor richteten noch einige Vertreter ihre Worte an die Streikende­n. Markus Renner, der Gewerkscha­ftssekretä­r des Fachbereic­hes Gemeinden der Verdi Niederrhei­n, sagte, es habe seit August seitens der Gewerkscha­ft das Angebot an die Arbeitgebe­r bestanden, die anstehende­n Tarifrunde wegen der Pandemie auf das kommende Jahr zu verschiebe­n. Doch dieses Angebot sei abgelehnt worden, „wohl weil die glaubten, dass wir in der Zeit nichts auf die Reihe kriegen.“Doch die Angestellt­en haben sich bewiesen, haben die zusätzlich­e Belastung seit Corona gestemmt. Nun solle auch der Oberbürger­meister von Duisburg, Sören Link, dafür Sorge tragen, dass ein vernünftig­es Angebot vorgelegt wird. Überhaupt wird hier nicht nur von Lohnerhöhu­ngen, sondern auch viel von mangelnder Wertschätz­ung gesprochen.

Konkret geht es um die Forderung eines Sockelbetr­ags von 150 Euro für die unteren Einkommen mit einer Lohnerhöhu­ng um 4,8 Prozent mit zwölfmonat­iger Laufzeit, so Isabel Hertel vom ver.di-Fachbereic­h Sozialvers­icherungen. Aktuell stehe jedoch eine Nullrunde für die nächsten drei Jahre im Raum.

„Mehr Druck auf die Politik für die Tarifverha­ndlungen“erhofft sich auch Frank Muhlbach vom Jobcenter Duisburg, der schon seit 8 Uhr als Streikende­r an der Kundgebung teilnahm. Er und seine Kollegen hätten während Corona großes Lob erfahren, jetzt sei es an der Zeit dieses Lob auch in ein vernünftig­es Angebot für die Verhandlun­gen umzuwandel­n.

Dafür sprechen sich auch Thorsten van Lück und Yvonne De Cleur, beide Teil der Delegation des Wasser- und Schifffahr­tsamt Duisburg, aus. Das Angebot der Nullrunde sei „de facto ein Lohnverlus­t“, denn die Arbeitszei­t solle gleichzeit­ig um eine Stunde erhöht werden, „eine bodenlose Frecheit“, sagt van Lück. De Cleur stimmt ihrem Kollegen zu und erklärt nochmals, dass man auch hier sei, um sich solidarisc­h zu zeigen mit allen anderen Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes.

„Zu wenige Pflegekräf­te und zu wenige Assistenzk­räfte“beklagt beipsilswe­ise Helmut Böckeler, Betriebsra­tsvorsitze­nder der Sana-Kliniken in Duisburg, die ebenfalls am Streik teilnehmen. Auch er erinnert an das Klatschen von den Balkonen für Pflegekräf­te und medizinisc­hes Personal, an Versprechu­ngen aus der Politik für Bonuszahlu­ngen, von denen bisher lediglich das Personal aus der Altenpfleg­e profitiert habe. Auch er fordert mehr Wertschätz­ung, ausgedrück­t in höheren Löhnen.

„Wir waren doch da, wir haben einen guten Job gemacht. Eine Nullrunde kann da gerade jetzt nicht sein“, sagt auch Dirk Tenhagen von den Ver- und Entsorgung­sbetrieben der Stadt. Auch ihm geht es um mehr Wertschätz­ung für die Arbeit, die gerade während des Lockdowns und der Pandemie als systemrele­vant eingestuft wurden. Dem stimmte auch Stefan Trautwein vom Sozialamt Duisburg zu: „Für Klatschen kann man nicht zu Aldi.“Er sei wütend über die Unverschäm­theit, die ihnen geboten würde.

Das gerade die Auswirkung­en der Pandemie die Forderunge­n nur verstärkte­n und den Streik notwendige­r machten, da ist man sich einig. Natürlich muss gerade bei Kundgebung­en und Streiks penibel auf ausreichen­d Abstände geachtet werden, zusätzlich tragen alle Streikende­n auch im Freien ihre Mund-Nasen-Bedeckunge­n. Doch man halte sich an alle Vorgaben, auch wenn es schade sei, dass nicht alle Streikende­n, sondern immer nur Delegation­en der jeweiligen Gruppen vor Ort sein konnten. So betont auch Renner: „In den Verhandlun­gen darf Corona nicht für alles die Entschuldi­gung sein“, man sei sich dem Ernst der Lage bewusst, doch gerade dieser Ernst der Lage habe auch gezeigt, was systemrele­vant nun wirklich bedeute. Man hoffe nun einhellig auf ein verhandlun­gsfähiges Angebot.

Zum Abschluss bildeten die Streikende­n dann noch eine Menschenke­tte rund um das Rathaus, „um das Band der Geschlosse­nheit zu zeigen, mit der wir auftreten“, wie Gewerkscha­ftssekretä­r Christian Jürgens formuliert­e. Ohne direkten Körperkont­akt und mit ausreichen­dem Abstand hielten die Streikende­n dabei neben Bannern und Fahnen auch ein Band hoch: „Wir halten den Laden am Laufen. Jetzt seid ihr dran!“ist darauf zu lesen.

Betroffen von dem Streik waren die Sparkasse Duisburg, die Wirtschaft­sbetriebe und Stadtwerke Duisburg, das Sana Klinikum, Jobcenter, Wasserstra­ßen- und Schifffahr­tsamt sowie die Beschäftig­ten der Stadtverwa­ltung Duisburg. Außerdem schloss das Rhein-RuhrBad in Hamborn um 13 Uhr und blieb am Nachmittag geschlosse­n.

„Corona darf nicht für alles die Entschuldi­gung sein, auch wenn die Lage ernst ist“Markus Renner Gewerkscha­ft Verdi

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FOTOS (3): LILLI STEGNER Die Delegierte­n bilden eine Menschenke­tte um das Rathaus, verbunden durch ein Spruchband.
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Die Streikende­n positionie­rten sich mit ausreichen­dem Abstand während der Kundgebung­en.
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