Personal fehlt – Metzgerei Gorres schließt
Der Handwerksbetrieb läuft gut, aber das Personal fehlt, besonders Fleischereifachverkäufer/ innen. Alles das veranlasst Wilhelm Hüsch dazu, Ende November die Metzgerei Gorres aufzugeben.
MOERS „Ich bin Metzger aus Leidenschaft. Ich wäre gerne geblieben und hätte weitergemacht.“Das sagt Wilhelm Hüsch, der Inhaber der Metzgerei Hüsch in Moers-Scherpenberg. Trotzdem schließt er am 30. November die Metzgerei Gorres, deren Inhaber er ist. „Der Betrieb läuft gut“, berichtet der 57 Jahre alte Metzgermeister. „Aber uns fehlt das Personal. Von unseren zehn Mitarbeitern werden zum Jahresende fünf aufhören. Ersatz ist nicht zu finden, besonders Fleischfachverkäuferinnen.“
Die Metzgerei Gorres ist noch auf einigen Wochenmärkten im Umkreis vertreten, zweimal in der Woche in Neukirchen-Vluyn, dreimal in Kamp-Lintfort, zweimal in Repelen, zweimal in Eick-Ost und zweimal in Homberg-Hochheide. Dazu kommt das Ladenlokal der Metzgerei an der Eichenstraße in Scherpenberg, das nahe der Grenze zu Duisburg liegt. Im vergangenen Jahr belieferte die Metzgerei außerdem noch den Wochenmarkt in Duisburg-Baerl.
Beliebt bei den Kunden der Metzgerei sind Mettwurst, Fleischwurst mit Knoblauch, Blutwurst, Leberwurst, Aufschnitt und Schinkenwaren. „Ich habe zwei Tonnen Wurst pro Woche hergestellt“, erzählt Wilhelm Hüsch. „Zur Zeit sind es weniger, weil wir den Betrieb allmählich herunterfahren.“
Mehr als ein Jahrzehnt suchte er junge Menschen, die bei ihm eine Ausbildung zum Fleischer oder Fleischereifachverkäufer beginnen, doch vergeblich. „Als ich 1978 meine Lehre bei Heinrich Gorres begonnen habe, hatte die Fleischerinnung
Moers pro Lehrjahr 50 Lehrjungen und 50 Lehrmädchen“, erinnert sich der Fleischermeister. „Die Jungen sind Fleischer geworden, die Mädchen Fleischfachverkäuferinnen. Kürzlich habe ich mit dem Duisburger Innungsobermeister Franz-Josef van Bebber gesprochen. Im gesamten Ruhrgebiet, also von Unna bis Duisburg, gibt es pro Jahrgang fünf Fleischer in der Ausbildung.“
Er und seine Frau Sabine Hüsch, die er als Fleischfachverkäuferin der Kamp-Lintforter Metzgerei Ernst van der Giet kennen lernte, können das nicht verstehen. „Der Beruf der Fleischfachverkäuferin ist kommunikativ“, sagt Sabine Hüsch. „Wie der Beruf des Fleischers ist er zukunftssicher, weil regionale Produkte mehr und mehr gefragt sind. Und der Beruf wird gut bezahlt. Der
Nachteil ist, dass der Samstag ein regulärer Arbeitstag ist.“
Wenn Wilhelm Hüsch einen Nachfolger in Aussicht gehabt hätte und das Gebäude an der Eichenstraße sein Eigentum gewesen wäre, hätte er in den nächsten Jahren in die Metzgerei investiert, möglicherweise bei reduziertem Marktgeschäft. „Mein Vetter Wilfried Hüsch ist auch Metzger“, sagt Wilhelm Hüsch. „Seine Metzgerei ist kleiner. Er fängt nur das an, was er selbst machen kann. Das geht bei einer gepachteten Metzgerei nicht.“
So verkauft der Fleischermeister nebenbei die Maschinen, zum Beispiel einen Kutter oder einen Vakuumfüller. Diese bestehen aus Edelstahl, sind in einem guten Zustand und könnten viele Jahre weiter im Betrieb sein. Trotzdem will niemand in Europa sie kaufen. „Sie gehen unter anderem in die Dominikanische Republik und nach Argentinien“, berichtet Wilhelm Hüsch mit Wehmut.
Nach dem Betriebsende Ende November wollen seine Frau und er in Urlaub fahren. „Wir haben schon jahrelang keinen mehr gemacht“, erzählen sie. „Täglich arbeiten wir zehn bis zwölf Stunden, und am Sonntag schreiben wir die Rechnungen.“Wie sie nach dem Urlaub neu beginnen, wissen sie noch nicht. Als Fleischer und Fleischereifachverkäuferin sind sie gesucht. „Wir haben schon Anfragen“, sagt Wilhelm Hüsch. „In den nächsten Jahren gehen viele Fleischer und Fleischfachverkäuferinnen in den Ruhestand. Die Metzgereien suchen Nachfolger.“