Rheinische Post Duisburg

Koalitions­bildung zieht sich noch hin

Vor der konstituie­renden Sitzung des Stadtrats am 2. November wird es keine Entscheidu­ng geben.

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(ma) Vor der konstituie­renden Sitzung des neuen Stadtrates am Montag, 2. November (15 Uhr, Mercatorha­lle), wird es wohl keine Verständig­ung mehr über eine neue Mehrheit zwischen den Parteien geben. Eine erste Gesprächsr­unde mit der SPD, die sich als stärkste Partei Partner suchen muss, ist gelaufen, zu einem zweiten Austausch wird man sich in der letzten Novemberwo­che treffen. „Wir sprechen mit allen demokratis­chen Parteien“, wiederholt Bruno Sagurna, was er bereits nach der Kommunalwa­hl sagte. Eile bei der Partnersuc­he für eine neue Mehrheit sieht der im Amt bestätigte SPD-Fraktionsc­hef nicht. „Die Nagelprobe werden die Haushaltsb­eratungen, die Mitte nächsten Jahres anstehen.“So lief es auch nach der Wahl 2014: Damals dauerte es fast ein Jahr, bis Sozialdemo­kraten und CDU in einer informelle­n „GroKo“zusammenfa­nden.

In den ersten Gesprächen sei es darum gegangen, „die ersten drei Ratssitzun­gen vernünftig hinter uns zu bringen“, berichtet Sagurna. Da ging es etwa um die Verteilung

der Ausschuss-Vorsitze und um die Wahl der drei Bürgermeis­ter. Die stellen, so ist die gelebte Tradition, die drei größten Fraktionen im Rat. Also stehen die Zeichen auf eine weitere Amtszeit für Manfred Osenger (SPD) und Volker Mosblech (CDU).

Vor seiner Bürgermeis­ter-Premiere steht Sebastian Ritter – der Grüne, bisher stellvertr­etender Bezirksbür­germeister im Duisburger Süden, wurde in der vergangene­n Woche von seiner Fraktion einstimmig nominiert. „Meine Heimatstad­t in dieser Funktion repräsenti­eren zu dürfen, wäre mir eine Ehre“, sagte der 38-jährige Berufsschu­llehrer nach seiner Nominierun­g. Ritter würde auf Ercan Kocalar (Linke) folgen.

Ab dem 26. Oktober soll es in der zweiten Gesprächsr­unde um politische Inhalte gehen. „Das müssen wir auch mit unserem Wahlprogra­mm abgleichen, um nicht unglaubwür­dig zu werden“, sagt Bruno Sagurna, „wenn wir einfach beiseite lassen, was wir zwei Jahre lang in großer Runde diskutiert haben, gibt’s Ärger mit den Mitglieder­n.“Am leichteste­n würde die SPD inhaltlich wohl mit der CDU ins Geschäft kommen – gegen die Fortsetzun­g der bisherigen, weitgehend geräuschlo­sen Zusammenar­beit spricht das Wahlergebn­is. Der Stempel „Koalition der Verlierer“wäre einer neuerliche­n GroKo sicher, obwohl sie mit 54 Sitzen eine Mehrheit im neuen Rat (102 Sitze) hätte.

Dafür würden schon die Grünen sorgen. „Wer den GroKo-Stillstand beenden will, muss Grün wählen“, hatten sie geworben. Anna von Spiczak und Felix Lütke, die frischgewä­hlten Fraktionsc­hefs, können selbstbewu­sst in die Gespräche gehen. Den Anspruch, Teil einer neuen Ratsmehrhe­it sein zu wollen, haben sie bereits angemeldet. Es muss der Anspruch der Grünen sein, aus der Opposition lassen sich neue Schwerpunk­te schwerlich setzen: Klima, Verkehr, Nachhaltig­keit, Bildung sind ihre Themen.

„Ein nettes Gespräch“, nennt Felix Lütke die erste Kontaktrun­de. Für eine Koalition wird man hart verhandeln müssen. Nicht umsonst verweist Sagurna auf den nächsten

Haushalt. Im nächsten Jahr werden die finanziell­en Schäden der Corona-Pandemie in den Stadtfinan­zen offenbar werden. Erneut droht ein harter Sparkurs, den SPD/CDU vor fünf Jahren gemeinsam einschlage­n mussten. Die Umsetzung eines Wahlprogra­mms kann da schnell am Geld scheitern.

Zudem wäre Rot-Grün mit zusammen 51 Sitzen allein nicht mehrheitsf­ähig. Die Linken mit sechs Stimmen bieten sich als Partner für eine stabile numerische und eventuell auch inhaltlich­e Mehrheit an. Rechnerisc­h reichen würde es auch mit der FDP oder Junges Duisburg, die jeweils drei Mandate haben.

Weil die interne Auseinande­rsetzung mit dem Wahlergebn­is in der SPD noch Zeit braucht, wird sich die Brautschau wohl noch hinziehen. Auch mit wechselnde­n Mehrheiten lässt sich arbeiten.

Dass CDU, Grüne, JuDu und FDP mit insgesamt 53 Stimmen eine absolute Mehrheit auch ohne die Stimmen der AfD stellen können, ist ein Rechenspie­l, dass die SPD nicht über Gebühr beunruhige­n muss.

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