OB Thomas Geisel wirbt zum Abschied für den Calatrava-Turm
Im Vortrag für die Immobilienmesse Expo Real sagt der scheidende Oberbürgermeister, das Hochhaus würde Maßstäbe setzen.
DÜSSELDORF Thomas Geisel hat Düsseldorf auf den Immobilienmessen Mipim in Cannes und Expo Real in München gut vertreten. Einzig seine Premiere 2014 misslang, da sprach er vor allem über Düsseldorfs Probleme und dass es zu wenig Sozialwohnungen gibt. Die versammelten Vertreter der Immobilienbranche hörten mit versteinerter Miene zu, erlebten in den Folgejahren aber geschliffene Auftritte, die die Vorzüge der Landeshauptstadt herausstellten, meist locker und nicht selten in englischer Sprache gehalten. Sein persönlicher Abschiedsauftritt vor der für die Stadtentwicklung so wichtigen Branche in München fiel nun aus, aus der hybriden Expo wurde die voll digitale Messe.
Zum Monatsende übergibt der OB die Geschäfte an seinen Nachfolger
Stephan Keller. Geisel nutzte seine Rede, die auf Youtube zu sehen ist, nicht nur für Bilanz und Ausblick, sondern nahm sich auch Freiheiten. So machte er deutlich, dass er den Calatrava-Turm auf der Tuchtinsel für ein gutes Projekt hält. Der mehr als 100 Meter hohe Turm soll an der Schadowstraße gegenüber des Projekts Kö-Bogen II entstehen. Geisel sprach von einem kühnen attraktiven Hochhaus und meinte, es würde Maßstäbe setzen, wenn es realisiert wird. Ein solcher Hochpunkt an dieser Stelle sei sehr geeignet, er würde „eine wunderbare Blickachse entlang der Immermannstraße eröffnen“, an deren Ende am Hauptbahnhof ein weiteres Hochhaus entstehen soll.
Unbeteiligte könnten nach diesen Worten glauben, der Calatrava-Turm sei so gut wie sicher. Das Gegenteil ist der Fall. Nachdem unsere Redaktion die Pläne des Architekten Santiago Calatrava veröffentlicht hatte, brach in Düsseldorf eine Diskussion los. Der Entwurf wurde zwar wegen seiner Schönheit gelobt, als überwiegend zu groß und mächtig für die Tuchtsinsel kritisiert. Der Hochhausbeirat aus externen Experten und Düsseldorfer Planungspolitikern lehnte den Turm ab und will keine Empfehlung für die weitere Beschäftigung mit dem Projekt aussprechen, auch Spitzenpolitiker inklusive des neuen Oberbürgermeisters äußerten Ablehnung.
Geisel machte also noch einmal Politik und klar, wofür er steht. Dazu gehört die städtebauliche Entwicklung
Düsseldorfs zur Metropole, getrieben durch attraktive Einzelprojekte wie das Pier One im Hafen oder den Ando-Tower am Mörsenbroicher Ei, von dem auch noch nicht klar ist, ob und wie er gebaut wird. Auch das ließ der OB unerwähnt. Ihm unterliefen auf den letzten Metern zudem kleine Schnitzer, die für ihn ungewohnt sind. So hieß Architekt Frank Gehry bei ihm Robert und er sagte, Calatrava habe schon in Düsseldorf Spuren hinterlassen. Zumindest bedeutende Bauprojekte kann er damit nicht gemeint haben.
Düsseldorfs Entwicklung geht weiter, Geisel nannte beeindruckende Zahlen. Prognosen sagen der Stadt bis 2040 rund 700.000 Einwohner voraus. Düsseldorf hat heute 532.000 Beschäftigte, 35.000 mehr als 2014. Am Ende verabschiedete sich Geisel – mit einem Bild, das ihn als Radfahrer zeigt.